Nur wer eigene Positionen hat, wird ernst genommen

Nachricht 07. Juni 2019
Vor dem Gottesdienst zur Vokation versammelten sich die Religionslehrkräfte mit Pfarrerin Kerstin Hochartz (6. von li.) und Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker (re.) vor der Willehad-Kirche in Wahnbek bei Oldenburg. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch.

31 Religionslehrkräfte aus ganz Niedersachsen erhalten kirchliche Lehrerlaubnis

31 Religionslehrkräfte aus ganz Niedersachsen haben am Freitagvormittag, 7. Juni, in der Willehad-Kirche in Wahnbek bei Oldenburg ihre Vokationsurkunden erhalten. Mit dem Gottesdienst wurden sie zur Erteilung des evangelischen Religionsunterrichts beauftragt. Darüber hinaus wurde eine Schulseelsorgerin zu ihrem Dienst beauftragt.

In seiner Predigt nahm Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker Bezug auf die globale Fridays for Future-Bewegung. Junge Menschen wie Greta Thunberg verstörten die Erwachsenenwelt, irritierten die angeblichen Sachzwang-Logiken vieler Verantwortlicher in Regierungsämtern und Vorstandsetagen. „Es muss sich etwas ändern, wenn die kommenden Generationen nicht nur der Menschheit eine Zukunft haben sollen auf diesem Planeten“, so Mucks-Büker. Die Fridays for Future-Bewegung sei für ihn vor allem aber ein starkes Zeichen dafür, dass junge Menschen durchaus etwas bewegen können.

Auch der Youtuber Rezo habe mit seinem Video zur Europawahl auf bisher unvorstellbare Weise eine Diskussion ausgelöst. Darüber, inwieweit die vorherrschenden Parteien mit ihren Themen, aber auch mit ihrem System, den bisherigen Kommunikationsstrukturen und Ritualen junge Menschen überhaupt noch erreichten. „Die Reaktionen der Erwachsenen, des Establishments jedenfalls waren armselig bis hilflos. Und es stellt sich die Frage, was getan werden kann, ja, getan werden muss, um junge Menschen mit ihren wichtigen Fragen, Fragen nach Orientierung, nach ihrer Zukunft, zu erreichen“, betonte Mucks-Büker.

Der Religionsunterricht diene dem Leben, so Oberkirchenrat Mucks-Büker in seiner Predigt. Er nehme Fragen auf, suche nach Antworten, die sonst im Schulalltag nicht wirklich vorkämen. Es gehe dabei auch um Fragen nach der eigenen Zukunft, nach der Zukunft der Welt. Auch um die Frage: „In welcher Gesellschaft will ich leben?“ Gerade angesichts „der rasanten Veränderungen um uns herum müssen wir uns fragen lassen, ob wir Kindern und Jugendlichen auf diese wichtigen Fragen des Lebens eine Antwort verweigern wollen“, so Mucks-Büker.

Religionslehrkräfte seien wichtig für Schülerinnen und Schüler. „Als Vorbild, als Gegenüber, vermitteln Sie Freude am Lernen, unterstützen Sie die einzelnen Schülerinnen und Schüler, und ermutigen Sie, weil Sie auch als Person und Persönlichkeit Orientierung geben. Dieser Anspruch unterscheidet Sie als Religionslehrerin und Religionslehrer im Fach Evangelische Religion, Sie sind mehr als ein Religionskundelehrer“, betonte Oberkirchenrat Mucks-Büker. Nur wer eigene Positionen habe, werde ernst genommen. „Wer seine eigene Haltung auch zu Glaubensfragen vertritt, verhindert nicht das Gespräch oder gar den religiösen Dialog, sondern ermöglicht ihn erst. Nicht nur Menschen muslimischen oder jüdischen Glaubens wollen wissen, was es mit dem Christentum auf sich hat.“

Im Anschluss überreichten Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker und Pfarrerin Kerstin Hochartz, Leiterin der Arbeitsstelle für Religionspädagogik (arp) der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, den Lehrerinnen und Lehrern ihre Vokationsurkunden. Bei den Vokationsurkunden handelt es sich um die kirchliche Lehrerlaubnis, die Voraussetzung ist, um Evangelischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen zu erteilen. Diese Befähigung wird von der Konföderation Evangelischer Kirche in Niedersachsen ausgesprochen. Durch eine Vokation begleiten die evangelischen Kirchen in Niedersachsen den Dienst der Religionslehrkräfte und unterstützen diese kontinuierlich durch Fortbildungs- und Beratungsangebote.

Mehr zur Arbeitsstelle Religionspädagogik unter: www.arp-ol.de

Dirk-Michael Grötzsch, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg