Capernaum - Stadt der Hoffnung

Nachricht 27. März 2019

Film und anschließendes Gespräch mit Landesbischof Ralf Meister

Capernaum - Stadt der Hoffnung. Filmplakat

23. April 2019 19 Uhr
Kino im Künstlerhaus Hannover, Sophienstraße 2

Das Kino im Künstlerhaus zeigt in Kooperation mit dem Arbeitskreis Kirche und Film Hannover:

Capernaum – Stadt der Hoffnung
Libanon 2018, Regie: Nadine Labaki, 123 min,
arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln,
FSK: ab 12 J.

Im Anschluss Filmgespräch mit:
Ralf Meister, Landesbischof, Hannover
Daniel Küchenmeister, Zukunft für Syrien, Göttingen
und weiteren Gästen

Moderation:
Dietmar Adler, AK Kirche und Film, INTERFILM, Bad Münder                   

Preis der Ökumenischen Jury, Cannes 2018:
„Im gesamten Wettbewerb des Festival de Cannes 2018 sind es die Frauen und die Kinder, die Immigranten und die Außenseiter, die mit ihrer Ausdauer und ihrem Erfindungsreichtum, mit ihrer Liebe und ihrem Mut das volle Potential des menschlichen Geistes bekunden.
Zain, ein zwölfjähriger Junge, stellt seine Eltern vor Gericht, weil sie ihm das Leben gegeben habe. Rückhaltlos und mit furchtloser Menschlichkeit stellt sich die Regisseurin der Notlage von Kindern in Extremsituationen.“

Preis der Jury  - Festival de Cannes
Preis der Ökumenischen Jury – Festival de Cannes
Oskar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film

„Ich will meine Eltern verklagen – sie haben mich auf die Welt gebracht.“
Schon zu Beginn des Films halten wir den Atem an. Was für eine Situation: Da steht Zain vor Gericht. Er mag zwölf Jahre alt sein, so genau weiß man das nicht. Und er verklagt seine Eltern. Sie haben ihm das Leben gegeben, ohne dass sie für ihn sorgen konnten.
Und was folgt, ist eine Geschichte die gefangen nimmt.  Als Zains Eltern seine jüngere Schwester mit dem Vermieter verheiraten, um in der Wohnung bleiben zu können, nimmt Zain Reißaus. Er muss sich allein in Beirut durchschlagen. Mit ihm laufen wir durch eine unwirtliche Stadt in das Elend der Menschen hineingenommen, immer dramatischer sind die Situationen.
Zain ist zäh – und kreativ. Er lässt sich nicht unterkriegen. Und er wird im Laufe des Films immer größer. Er begegnet einer Äthiopierin, die ohne Aufenthaltsrecht im Libanon lebt. Bei ihr, die selbst nichts hat, und ihrem kleinen Kind findet er Aufnahme und Aufmerksamkeit. Aber plötzlich verschwindet sie und Zain ist mit dem einjährigen Jungen auf sich gestellt und muss sich durchschlagen.
Der Film mutet dokumentarisch an. Manchmal aber überholt das Leben den Spielfilm. Die Dreharbeiten mussten unterbrochen werden, weil die Schauspielerin der äthiopischen Frau tatsächlich verhaftet wurde.
Die libanesische Regisseurin Nadine Labaki hat mit ihrem Hauptdarsteller, der auch im echten Leben Zain heißt, einen faszinierenden Darsteller gefunden, er ist selbst aus Syrien in den Libanon geflüchtet.  Und auch die anderen Laienschauspieler sind überzeugend.
Capernaum – der Titel des Films erinnert an den galiläischen Fischerort, in dem Jesus wirkte, und an den Menschenauflauf vor Jesu Haus. Die Filmemacherin assoziiert damit „großes Chaos“. So zeigt sich uns die Stadt Beirut: als Chaos, als eine Stadt, die ihren eigenen Bewohnern – ob legal oder illegal dort lebend – keine Heimat geben kann. Eine Stadt der Verwahrlosung, in der Kinderrechte unter die Räder kommen.
Und irgendwo gibt es dann doch ein Lächeln, eine Hoffnung.
Ein eindrücklicher, emotionaler Film, der einen nicht mehr loslässt und zur Auseinandersetzung herausfordert.

Beim Filmfestival in Cannes wurde er mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Zudem nominiert für den besten fremdsprachigen Film.

Dietmar Adler