Herbstsynode in Hannover: Berichte und Beschlüsse

Nachricht 27. November 2019
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Neue Verfassung - Startschuss für Beteiligungsverfahren

Die 25. Landessynode hat in ihrer letzten Sitzung Rahmenbedingungen beschlossen, welche die Beteiligung von Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und kirchlichen Einrichtungen, Stellen und Berufsgruppen an wichtigen Entscheidungsprozessen regeln. Die neue Verfassung hält "Beteiligung" als ein grundlegendes Strukturprinzip aller Handlungsebenen in der Landeskirche fest. Im 9. Artikel ruft sie alle Kirchenmitglieder dazu auf, "mit ihren Gaben und Kräften das kirchliche Leben mitzugestalten […] sowie sich an der Leitung der Kirche zu beteiligen."

Dr. Fritz Hasselhorn, Vorsitzender des Schwerpunkteausschusses, legte die erarbeiteten "Grundsätze für die Gestaltung von Beteiligungsverfahren" am Donnerstagvormittag der Synode zur Beratung vor. Beteiligung solle dazu beitragen, die mit einem Vorhaben verfolgten Ziele, die zugrundeliegenden Beweggründe und die damit verbundenen Prozesse transparent zu machen, heißt es in dem Text. Auf diese Weise sollen die Akzeptanz getroffener Entscheidungen erhöht, die inhaltliche Qualität verbessert und Konflikte bei der Umsetzung vermieden werden. Beteiligung kennzeichne die Kirche laut Aktenstück als eine lernende Organisation, die Veränderungen als Herausforderungen annimmt und möglichst viele verschiedene Perspektiven bei der Lösungsentwicklung konstruktiv einbeziehe.

Laut den Grundsätzen sollen möglichst bald auch elektronische Beteiligungsmöglichkeiten entwickelt werden. "Die Sache trifft auf breite Zustimmung. Die Mehrheit will, dass Beteiligung auch digital organisiert wird", stellte Hasselhorn fest. Seiner Wahrnehmung nach würden Beschlüsse schon heute anders vorbereitet als noch vor zehn Jahren. "Die Kirchenkreise und die Basis werden stärker einbezogen als früher", so Hasselhorn.

In der anschließenden Aussprache bezeichnete Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamtes, die Beteiligung als "Herzensangelegenheit", die mit den nun erarbeiteten Grundsätzen einen "echten Sprung" gemacht habe. "Im Wissen darum, dass wir nicht immer wissen können, was für andere gut ist, trainieren Beteiligungsverfahren eine tiefgreifende Haltung des Zuhörens und ritualisiere eine grundsätzliche Haltung der Wertschätzung", so Springer.

Evangelische Schulen

Das Evangelische Schulwerk feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Kerstin Gäfgen-Track, Leiterin der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt, betonte die Bedeutung der bisher sechs evangelischen Schulen in Niedersachsen. Sie seien Orte der Christengemeinde innerhalb der Bürgergemeinde. "Christlicher Glaube ist auf Lernen angewiesen. Evangelische Schulen wollen Lern- und Lebensorte sein", so Gäfgen-Track. "An Comenius angelehnt kann man sagen: Sie sollen Werkstätten der Menschlichkeit sein." Evangelische Schulen seien Orte gelebten Glaubens und neuen theologischen Denkens. Sie wollten mehr bieten als kommunale Schulen - nämlich Begleitung und Orientierung über den Unterricht hinaus. Sie wollten schließlich den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ihre Identität zu entwickeln und ihre Persönlichkeit auszuprägen.

Dabei sind nicht alle rund 4.000 Schülerinnen und Schüler christlicher Konfession - etwa 59 Prozent von ihnen sind evangelisch, 13 Prozent katholisch, 19 Prozent haben keine Konfession und fünf Prozent sind Muslime. "Die Offenheit der Schulen nach außen ist sehr wichtig", sagte Gäfgen-Track. "Unabhängig von der Religionszugehörigkeit stehen sie jedem Interessierten offen."

Jede Schule verfolge dabei ihr eigenes Konzept in Abstimmung mit ihrem Umfeld und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren wie etwa Musikschulen. Ein gemeinsames Miteinander sei zentrales Moment der evangelischen Schulen - innerhalb dieser wie auch nach außen. Der gute Umgang untereinander wurde von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern auch in einem Film des Mediendienstes der Evangelischen Jugend Bramsche über die evangelischen Schulen immer wieder betont.

Gäfgen-Track: "Die evangelischen Schulen leisten gute und wichtige Arbeit." Im Alltag der Schülerinnen und Schüler finde die evangelische Prägung etwa in regulären und anlassbezogenen Gottesdiensten, in Gebeten, Andachten und Pilgerfahrten Ausdruck, erklärte Gäfgen-Track. Der Religionsunterricht beschäftige sich mit den Fragen, was Christsein in der heutige Zeit bedeutet und welche Bedeutung der Glaube hat. In einem sozialdiakonischen Praktikum, berichtete Gäfgen-Track, träfen die Schülerinnen und Schüler Menschen in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen und bauten Berührungsängste ab. Es bestünden Kontakte zu Schulen auf der ganzen Welt, Schulpastoren verknüpften die schulische Arbeit mit den Gemeinden im Umfeld. "Natürlich ist noch Luft nach oben, man kann noch einiges verbessern", so Gäfgen-Track, "die evangelischen Schulen leisten aber insgesamt gute und wichtige Arbeit."

In der anschließenden Aussprache betonte Rolf Bade, Vorsitzender des Bildungsausschusses der Synode, die Bedeutung der evangelischen Schulen. Er stellte heraus, dass diese mehr leisten als andere Schulen. Sie verträten ein umfassendes Verständnis von Bildung, das sich gegen die "Entwichtigung von Texten" wehre. Den Unterrichtsfächern fügten die evangelischen Schulen eine wichtige Dimension hinzu: das aus dem Glauben abgeleitete Verantwortungsbewusstsein für die Schöpfung Gottes. Die nächste Landessynode habe den Auftrag, weitere evangelische Schulen aufzubauen. Zwei Genehmigungen lägen vom Land Niedersachsen bereits vor, sagte Bade. Sein Antrag, den Bericht der nächsten Landessynode und ihrem zuständigen Ausschuss zu übergeben, wurde einstimmig angenommen.

Mitarbeitervertretungsgesetz

Die Landessynode hat zum Abschluss ihrer Tagung ein Kirchengesetz zur Neuordnung des Mitarbeitervertretungsrechts und der Gerichtsbarkeit in mitarbeitervertretungsrechtlichen Streitigkeiten beschlossen. Dabei geht es um eine Harmonisierung der einschlägigen Bestimmungen in den Kirchen der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen unter Maßgabe des Mitarbeitervertretungsgesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dieses Gesetz bezieht auch Einrichtungen der Diakonie mit ein.

Die Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen in den Diakonischen Werken Niedersachsens (AG MAV) hatte die Synodalen zu Beginn der Tagung aufgefordert, dem Gesetzentwurf in der vorliegenden Form nicht zuzustimmen. Die Landessynode nahm die Kritik insoweit auf, als sie eine Änderung des Gesetzentwurfs vornahm: In Paragraph 6 wurde die „Anhörung der Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen in den Diakonischen Werken Niedersachsens“ hinzugefügt.

Auf Antrag des Synodalen Dr. Jörg Zimmermann wurde das Landeskirchenamt gebeten, nach drei Jahren eine Evaluation vorzunehmen. "Ich würde im Laufe der 26. Landessynode gern wissen: Wie bewährt sich dieses Gesetz", sagte Zimmermann.

Hannoverscher Landesbischof verurteilt jede Art von Antisemitismus

Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat Antisemitismus und Judenhass deutlich verurteilt. Am Mittwoch sicherte er jüdischen Gemeinden die Solidarität der Kirchen zu. "Mit Entsetzen schauen wir auf den schrecklichen Anschlag in Halle", sagte Meister vor der evangelischen Landessynode in Hannover mit Blick auf den Angriff auf eine Synagoge im Oktober. In seinem turnusmäßigen Bericht warb der Theologe zudem für Umweltschutz und kirchliche Seenotrettung.

Bei dem Anschlag in Halle am 9. Oktober hatte ein schwer bewaffneter Mann zwei Menschen erschossen und auf der Flucht zwei weitere schwer verletzt. Meister betonte, der christliche Glaube schließe jede Form von Judenfeindschaft aus: "Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Geschwister. Das kann man nicht oft genug sagen." Die latent judenfeindliche Einstellung unter rund 25 Prozent der Bevölkerung halte sich dennoch stabil. Alle Bemühungen und Bildungsprozesse leisteten an dieser Stelle keine Hilfe. Zunehmend zeige sich der Antisemitismus als Antizionismus, der gegen Israel gerichtet sei.

Mit Blick auf die anhaltenden Proteste von "Fridays for Future" warnte Meister vor einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur. Er forderte umfassende gesellschaftliche Veränderungen für den Schutz von Umwelt und Klima. "Menschen machen sich schuldig an Gottes Schöpfung, vielfach erleben wir das." Der Theologe lobte die Jugendlichen Aktivisten. Sie hätten "eine große Bewegung in Gang gesetzt, die andere mobilisiert und engagiert".

Das genüge jedoch noch nicht, sagte Meister: "Es müssen unterschiedliche Kräfte miteinander wirken, sonst werden Veränderungen nicht erzielt." In der Kirche gebe es unbegrenzte Möglichkeiten, sich für Umwelt und Klima einzusetzen, betonte der Bischof: von der Elektro-Mobilität über die energiegerechte Sanierung von Gebäuden bis hin zur Gestaltung von Friedhöfen und Pfarrgärten. Der Einsatz für die Schöpfung sei für Christinnen und Christen keine Zeitgeist-Erscheinung, sondern ein Maßstab christlicher Existenz.

Ähnlich messbar werde christliche Nächstenliebe laut Meister auch an der Beteiligung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und anderen Initiatoren an einem Rettungsschiff für Flüchtlinge im Mittelmeer. Die EKD hatte im September bekanntgegeben, dass sie zusammen mit einem Verein die Organisation "Sea-Watch" beauftragen möchte, ein Schiff zur Seenotrettung ins Mittelmeer zu schicken.

"Jedem ist einsichtig, dass dieses Schiff weder die Migrationsbewegungen aufhalten wird noch die fehlenden staatlichen Regelungen für eine europäische Einwanderungspolitik oder die Verbesserung der Lebenssituation der flüchtenden Menschen lösen wird", sagte Meister. Es sei eine Initiative, "die das fortwährende Unrecht anklagt und mit diesem Schiff helfen soll, Leben zu retten, nicht mehr und nicht weniger".

Zur Synode gehören zurzeit 75 Mitglieder und vier Jugendvertreter. Sie tagt noch bis Freitag in Hannover. Es ist die letzte Sitzung der 25. Landessynode in ihrer sechsjährigen Legislaturperiode. Vom 20. bis 22. Februar 2020 konstituiert sich die neu gewählte 26. Landessynode. (7281/27.11.19)

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Hannover will Arbeit in Konföderation fortsetzen

Hannover (epd). Die hannoversche Landeskirche will weiter eng mit den anderen vier evangelischen Kirchen in Niedersachsen kooperieren. "Es hat sich eine ehrliche und gute Zusammenarbeit entwickelt", sagte Landesbischof Ralf Meister am Mittwoch vor der Landessynode in Hannover. Skeptisch sehe er allerdings, dass die übrigen Kirchen auf dem Weg zu einer gemeinsamen evangelischen Kirche im Land zögerlich geblieben seien und selbst einen sehr langfristigen Planungsprozess ablehnten.

Die Synode beschloss, zunächst am Konföderationsvertrag festzuhalten, der die Zusammenarbeit regelt. Die Kirchenparlamente der anderen Kirchen hatten sich ebenso dafür ausgesprochen, die Zusammenarbeit in der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Die Kirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche hatten sich 2015 verpflichtet, zu prüfen, inwieweit eine erfolgreiche Kooperation gewährleistet sei.

2014 war die Idee einer gemeinsamen "Evangelischen Kirche in Niedersachsen" am Widerstand der kleineren Kirchen in Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe sowie der Evangelisch-reformierten Kirche gescheitert. Die Kirchen formulierten aber den Vertrag über ihre Zusammenarbeit neu. Die gemeinsamen Aufgaben im Gegenüber zum Land Niedersachsen ließen sich gut erfüllen, sagte Meister. Allerdings trage Hannover rund 75 Prozent der Gesamtkosten der Konföderation. Er halte es deshalb für nötig, genau zu gucken, welche weiteren Aufgaben von der Konföderation übernommen werden könnten.

"In meiner Amtszeit werde ich eine gemeinsame evangelische Kirche in Niedersachsen wohl nicht mehr erleben", sagte der Landesbischof vor Journalisten und fügte hinzu: "Aber der Herr hat uns schon an vielen Stellen überrascht." Er gehe davon aus, dass die kleinen Kirchen in dem Bundesland noch acht bis zehn Jahre lang die nötigen Mittel haben werden, um die bisherigen Strukturen aufrechtzuerhalten.

Themenfelder, in denen die Kirchen der Konföderation kooperieren, sind beispielsweise die evangelische Erwachsenenbildung, der kirchliche Dienst in Polizei und Zoll sowie der Religionsunterricht an öffentlichen und kirchlichen Schulen. Sitz der Geschäftsstelle der Konföderation ist Hannover. Leitendes Organ ist der Rat, dem unter anderen die leitenden Theologen der fünf Kirchen angehören. Vorsitzender des Rates ist zurzeit der hannoversche Landesbischof Ralf Meister. (7288/27.11.19)

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Bischof für "Werte und Normen" an Grundschulen

Hannover (epd). Der evangelische Landesbischof Ralf Meister befürwortet die Einführung des Faches "Werte und Normen" an niedersächsischen Grundschulen. "Zum Grundrecht der Religionsfreiheit gehört auch die negative Religionsfreiheit, die auch in der Grundschule gewahrt sein muss", betonte Meister am Mittwoch vor der Landessynode in Hannover. "Es ist zudem pädagogisch wenig hilfreich, wenn Kinder, die durch ihre Eltern vom Religionsunterricht abgemeldet werden, in Nebenräumen geparkt, auf Flure geschickt oder in Parallelklassen mitversorgt werden müssen."

Die rot-schwarze Landesregierung in Niedersachsen hatte Ende Oktober angekündigt, künftig "Werte und Normen" auch in Grundschulen als ordentliches Unterrichtsfach anbieten. Das Fach soll schrittweise bis zum Schuljahr 2025/26 als Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht im Primarbereich eingeführt werden. Hintergrund sei die abnehmende konfessionelle Bindung der Schülerinnen und Schüler, hieß es.

Meister zufolge sind an den Grundschulen in Niedersachsen nur noch knapp die Hälfte der Schülerinnen und Schüler evangelischer oder katholischer Konfession. Nach aktueller Statistik des Landes besuchten aber noch 90 Prozent der Grundschüler den Religionsunterricht.

"Als Kirchen legen wir Wert darauf, dass auch der konfessionelle Religionsunterricht weiter durch das Land gefördert wird", sagte der Landesbischof. Der Aufbau des Faches dürfe nicht zulasten des Religionsunterrichtes gehen. "Eine religiöse Bildung für Schülerinnen und Schüler, die dies wünschen, ist ebenso angemessen wie eine nicht religiöse Bildung in Fragen von Werten, Orientierung und Sinn." Das Kirchenparlament tagt bis zum Freitag im diakonischen Henriettenstift. (7120/27.11.19)

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Synode: Landeskirche soll Kulturkirchen weiter fördern

Hannover (epd). Die Kulturkirchen in der hannoverschen Landeskirche sollten aus Sicht der Landessynode weiter gefördert werden. Der Öffentlichkeitsausschuss des evangelischen Kirchenparlaments sprach am Mittwoch in Hannover die Empfehlung aus, das dafür vorgesehene Programm ab 2021 in der jetzigen Form fortzusetzen. Insgesamt sollten dafür maximal 346.000 Euro jährlich zur Verfügung stehen, etwas mehr als bisher, sagte die stellvertretende Ausschussvorsitzende Ortrud Wendt. Über die Fortführung des Programms muss die 26. Landessynode entscheiden, die sich im Februar 2020 konstituiert. Die jetzige 25. Landessynode beendet ihre sechsjährige Legislaturperiode zum Jahresende.

Die hannoversche Landeskirche unterstützt seit 2013 gemeinsam mit der Hanns-Lilje-Stiftung die Kulturarbeit in ausgewählten Kirchen. Dabei wurden bislang vier "signifikante Kulturkirchen" mit jeweils 50.000 Euro jährlich für vier Jahre gefördert. Darüber hinaus erhielten zwölf Kulturprojekte bisher jährlich jeweils 7.500 Euro. Wendt sprach sich dafür aus, den Wettbewerbs-Charakter des Projekts beizubehalten. Die Kulturkirchen sollten sich weiterhin alle vier Jahre um die Fördermittel bewerben, die Projekte jedes Jahr: "Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein."

Das Geld stammt aus einem speziellen Kulturfonds. Zu den ausgewiesenen Kulturkirchen in der Landeskirche zählen zurzeit die Markuskirche in Hannover, St. Jakobi in Hildesheim, St. Johannis in Buchholz in der Nordheide und die Pauluskirche in Bremerhaven.

Der Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, Mirko Peisert, sprach sich gegen den Wettbewerb und für eine dauerhafte Förderung der Kulturkirchen aus. Er nannte das Kulturprogramm der Landeskirche ein "echtes Erfolgsmodell", das auch ein kirchenfernes Publikum erreiche. Dieses Publikum sei aber durch einen Wettbewerb mit immer neuen Bewerbungen leicht zu verlieren. (7169/27.11.19)

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Bischof Meister: Christlicher Glaube schließt Antisemitismus aus

Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat Antisemitismus und Judenhass deutlich verurteilt und den jüdischen Gemeinden die Solidarität der Kirchen zugesichert. "Mit Entsetzen schauen wir auf den schrecklichen Anschlag in Halle", sagte Meister am Mittwoch in Hannover vor der evangelischen Landessynode in Hannover mit Blick auf den Angriff auf eine Synagoge im Oktober. Es habe sich um eine "blinde fanatische, hasserfüllte antisemitische Tat" gehandelt.

"Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Geschwister", betonte der Bischof. "Der christliche Glaube schließt jede Form von Judenfeindschaft aus. Das kann man nicht oft genug sagen, weil es auch in der Kirche antijüdische Vorstellungen gibt." Das sei etwa der Fall, wenn die "absurde Vorstellung" herrsche, das Christentum sei eine höher entwickelte Religion, erläuterte der Landesbischof. Seit mehreren Jahrzehnten bemühten sich Theologinnen und Pfarrer, diese traditionellen judenfeindlichen Vorstellungen aufzudecken und zu korrigieren.

Die latent judenfeindliche Einstellung unter rund 25 Prozent der Bevölkerung halte sich dennoch stabil. Alle Bemühungen und Bildungsprozesse leisteten an dieser Stelle keine Hilfe. Zunehmend zeige sich der Antisemitismus als Antizionismus, der gegen Israel gerichtet sei, sagte Meister. "Und hier geht ein beklagenswerter Riss auch durch unsere Kirche."

Auf der einen Seite stünden Menschen, denen das Schicksal der palästinensischen Christinnen und Christen am Herzen liege. Auf der anderen Seite stünden die Gruppen, die an einer Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum arbeiteten oder für die die Solidarität mit dem Staat Israel Priorität habe. Zwischen beiden Gruppen herrsche kaum Kommunikation. "Kritik am Staat Israel ist dann antisemitisch, wenn zum Beispiel ein anderer Maßstab an Israel als an andere Staaten gelegt wird oder wenn die Politik des Staates mit dem Genozid der Nationalsozialisten verglichen wird", sagte Meister.

Bei dem Anschlag in Halle am 9. Oktober hatte ein schwer bewaffneter Mann zwei Menschen erschossen und auf der Flucht zwei weitere schwer verletzt. Der Täter hatte zuvor erfolglos versucht, in die Synagoge einzudringen. Die hannoversche Landeskirche hatte vor einigen Jahren die Verbundenheit mit dem Judentum in ihrer Verfassung festgeschrieben. (7148/27.11.19)

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Meister wirbt um Unterstützung für Rettungsschiff

Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wirbt um Unterstützung für das Rettungsschiff für Flüchtlinge, das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und anderen Initiatoren ins Mittelmeer entsandt werden soll. "Nach wie vor müssen wir ratlos und verzweifelt zuschauen, wie Menschen auf der Suche nach Schutz im Mittelmeer ertrinken", sagte Meister am Mittwoch in seinem Bericht vor der evangelischen Landessynode in Hannover. Für das Schiff könne die hannoversche Landeskirche ausgewählte Kollekten zur Verfügung stellen. Christen könnten auch privat dafür sammeln. Das Schiff solle ausschließlich aus Spenden finanziert werden.

Die EKD hatte im September bekanntgegeben, dass sie zusammen mit einem Verein die Organisation "Sea-Watch" beauftragen möchte, ein Schiff zur Seenotrettung ins Mittelmeer zu schicken. Sie folgt damit einer Initiative des evangelischen Kirchentags im Juni. Für die Aktion soll im Advent eine Spendensammlung gestartet und am 3. Dezember ein Aufruf veröffentlicht werden, der zu dem gesellschaftlichen Bündnis "United 4 Rescue" ("gemeinsam retten") einlädt. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff soll es eine Online-Spendenkampagne geben.

"Jedem ist einsichtig, dass dieses Schiff weder die Migrationsbewegungen aufhalten wird noch die fehlenden staatlichen Regelungen für eine europäische Einwanderungspolitik oder die Verbesserung der Lebenssituation der flüchtenden Menschen lösen wird", sagte Meister. Es sei eine Initiative, "die das fortwährende Unrecht anklagt und mit diesem Schiff helfen soll, Leben zu retten, nicht mehr und nicht weniger". Der Bischof verwies darauf, dass die hannoversche Landeskirche in den vergangenen Jahren insgesamt 25 Millionen Euro für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Bekämpfung von Fluchtursachen in Syrien, Südafrika und Äthiopien eingesetzt habe. (7140/27.11.19)

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Landesbischof: Synode ist kein Ponyhof

Hannover (epd). "Die Synode ist kein Ponyhof, sondern harte und ehrliche Arbeit im Weinberg des Herrn" - mit diesen Worten hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Mittwoch die Arbeit der zu Ende gehenden 25. evangelischen Landessynode gewürdigt. Er bewundere die Geduld und Zähigkeit, die Treue und Leidenschaft sowie den Ideenreichtum und das theologische Interesse der Delegierten, sagte der evangelische Theologe am Ende seines turnusmäßigen Berichts vor dem in Hannover tagenden Kirchenparlament.

Mit einem Augenzwinkern fügte der Bischof der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland hinzu, dass er von seinem Platz aus jeden einzelnen Synodalen beobachten könne: "Ich sehe, wer gegen die Müdigkeit kämpft oder mit Langeweile, wer liest, WhatsApp schreibt oder in den Aktenstücken kramt. Ich sehe, wer sich Notizen macht oder Geheimabsprachen mit den Nachbarn trifft. Ich sehe alles - und freue mich einfach immer wieder, dass Sie durchhalten."

Zur Synode gehören zurzeit 75 Mitglieder und vier Jugendvertreter. Sie tagt noch bis Freitag in Hannover. Es ist die letzte Sitzung der 25. Landessynode in ihrer sechsjährigen Legislaturperiode. Vom 20. bis 22. Februar 2020 konstituiert sich die neu gewählte 26. Landessynode. (7185/27.11.19)

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Synoden-Ausschuss: Kirchliche Finanzen stabil

Hannover (epd). Die hannoversche Landeskirche blickt unter finanziellen Gesichtspunkten zuversichtlich ins nächste Jahrzehnt. Entgegen früheren Prognosen werde die Finanzlage bis in die Mitte der 2020-er Jahre hinein stabil bleiben, sagte der Vorsitzende des zentralen Landessynodalausschusses (LSA), Jörn Surborg, am Dienstag in Hannover zum Auftakt der Beratungen in der evangelischen Landessynode. Das zeige die aktualisierte Finanzplanung.

Das ermögliche es, "losgelöst vom akuten Finanzdruck, die dringenden inhaltlichen und strukturellen Weichenstellungen entschlossen anzugehen, ohne dass gleich wieder Zahlen alles dominieren", sagte Surborg mit Blick auf kirchliche Zukunftsaufgaben. "Es könnte und sollte möglich sein, frei zu denken."

Mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern in 1.235 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee ist die hannoversche Landeskirche die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Sie beschäftigt rund 1.700 Pastorinnen und Pastoren sowie mehr als 24.000 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr Etat liegt für dieses und das kommende Jahr bei rund 640 Millionen Euro.

Der Ausschuss-Vorsitzende warb zudem dafür, getauften Kindern auch schon vor der Konfirmation die Teilnahme am Abendmahl zu ermöglichen. In den meisten evangelischen Gemeinden sei dies inzwischen selbstverständlich, doch noch immer habe jede dritte Gemeinde keinen Beschluss dazu gefasst. Der Bischofsrat wolle demnächst einen Brief an alle Kirchenvorstände und Pfarrämter schreiben, um das Gespräch darüber anzuregen, sagte Surborg. Es gehe um die "Einübung in den christlichen Glauben".

Die Synode tagt noch bis Freitag in Hannover. Es ist die letzte Sitzung der 25. Landessynode in ihrer sechsjährigen Legislaturperiode. Vom 20. bis 22. Februar 2020 konstituiert sich die neu gewählte 26. Landessynode. Das Kirchenparlament wächst dann von 75 auf 80 Mitglieder, unter ihnen 66 gewählte und zwölf berufene Mitglieder. Vier Jugendvertreter, die bisher bereits mitberaten, erhalten das volle Stimmrecht. Die jüngsten Synodenwahlen ergaben, dass 75 Prozent der künftigen Mitglieder neu in die Synode rücken. (6229/26.11.19)

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Zur Internetseite der Landessynode:
https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/wir-ueber-uns/landessynode