Konzertierte Aktion Pflege in Niedersachsen gestartet

Nachricht 05. Juli 2019

Wohlfahrtsverbände, Krankenkassen, Kommunale Spitzenverbände und Verband der privaten Pflegeanbieter wollen gemeinsam mit der Landesregierung die Situation in der Pflege verbessern

Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Carola Reimann hat heute mit Vorsitzenden von Wohlfahrtsverbänden, Krankenkassen, Kommunalen Spitzenverbänden und privaten Pflegeanbietern die „Konzertiere Aktion Pflege Niedersachsen“ (KAP.Ni) gestartet. Gemeinsam wollen sie die Situation in der Pflege in Niedersachsen verbessern, wie die Beteiligten bei einer Pressekonferenz im Sozialministerium in Hannover erklärten.

So sollen die auf Bundesebene gewonnenen Ergebnisse konstruktiv für Niedersachsen genutzt werden, beispielsweise für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege. An der KAP.Ni beteiligen sich neben dem Land die folgenden Partner: AOK, AWO, Verband der Ersatzkassen (vdek), BKK Landesverband Mitte, DRK, Diakonie, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Caritas, Jüdischer Wohlfahrtsverband und der Verband der privaten Anbieter (bpa) sowie der Niedersächsische Städtetag, der Niedersächsische Landkreistag und der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund.

Nun werden zunächst vertiefende Gespräche im Sommer und eine Pflegekonferenz im Herbst folgen. Bei der Konferenz sollen konkrete Ergebnisse vereinbart werden. Ministerin Carola Reimann hatte im Vorfeld die beteiligten Partner für eine Mitarbeit in der KAP.Ni gewonnen.

Statements:

Dr. Carola Reimann, Niedersächsische Sozial- und Gesundheitsministerin:
„Ich freue mich, dass auf allen Seiten der Wille dazu besteht, sich konstruktiv für Verbesserungen in der Pflege in Niedersachsen einzusetzen und einen eigenen Beitrag dazu zu leisten. Denn nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, kann die Situation in der Pflege verbessert werden. Dafür steht die nun gestartete Konzertierte Aktion Pflege Niedersachsen. Ziel ist es, die Situation sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Pflegekräfte und pflegenden Angehörigen in Niedersachsen zu verbessern.“

Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen:
„Die AOK Niedersachsen sieht die Umsetzung der Konzertierten Aktion Pflege als große Chance, die Situation in der Pflege in Niedersachsen strategisch und systematisch anzugehen. Die riesigen Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam in der Selbstverwaltung lösen. Hier müssen wir dringend handlungsfähiger werden.“

Franz Loth, Diözesan-Caritasdirektor:
„Wir begrüßen die weiteren Schritte zu einer Konzertierten Aktion Pflege in Niedersachsen, um die Attraktivität des unentbehrlichen und sinnstiftenden Pflegeberufes zu erhalten und weiter zu steigern. Gemeinsam können wir auf Bundes- und Landesebene viel erreichen, um die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern. Wir sind auf dem richtigen Weg."

Rifat Fersahoglu-Weber, AWO in Niedersachsen:
„Die AWO in Niedersachsen begrüßt die Ergebnisse der Konzertierten Aktion Pflege auf Bundesebene und den heutigen Start der Konzertierten Aktion Pflege in Niedersachsen.
Eine vordringliche Anforderung ist, dass innovative Versorgungsansätze im Rahmen der Digitalisierung vorangetrieben werden. Für die Entwicklung neuer Lösungen müssen gute Voraussetzungen geschaffen werden.
Weiterhin ist die gezielte Anwerbung von Auszubildenden und Pflegekräften aus dem Ausland ein Punkt, den wir besonders hervorheben wollen.“

Thorsten Meilahn, stellvertretender Vorsitzender der bpa-Landesgruppe Niedersachsen:
„Zentrale Herausforderung ist die Sicherstellung der Pflege bei einer wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen und einer abnehmenden Zahl von Pflegekräften. Neben den wertschätzenden Faktoren für die Pflegenden ist eine angemessene Refinanzierung der Leistungen durch die Kostenträger zwingend erforderlich, um die politisch gewollten Lohnerhöhungen umsetzen und die Wahlfreiheit für die Pflegebedürftigen erhalten zu können. Hier zu einem gemeinsamen Grundverständnis aller Beteiligten zu kommen, muss Ziel der Konzertierten Aktion Pflege in Niedersachsen sein. Der bpa ist bereit, sich hieran aktiv zu beteiligen und trägt unter anderem mit seinen transparenten Arbeitsvertragsrichtlinien bereits dazu bei.“

Dr. Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages:
„Wir müssen auf die heutige Situation in der Pflege angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels entsprechend reagieren. Der Nds. Städtetag unterstützt ausdrücklich jegliche Maßnahmen zur Personalgewinnung in der Pflege. Gleichwohl weisen wir daraufhin, dass diese nicht zu Kostensteigerungen für Pflegebedürftige führen dürfen.“

Dr. Marco Trips, Präsident des Niedersächsisches Städte- und Gemeindebundes:
„Für den Städte- und Gemeindebund ist es wichtig, dass die pflegerische Versorgung der Menschen insbesondere auch im ländlichen Raum sichergestellt werden kann. Dafür ist u.a. entscheidend, dass es allen Akteuren gelingt, junge Menschen für die Pflegeberufe zu begeistern. Dazu ist es erforderlich, die Rahmenbedingungen für eine berufliche Tätigkeit zu verbessern und insbesondere für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Sorge zu tragen.“

Ines Henke, Beigeordnete Niedersächsischer Landkreistag:
„Pflegebedürftigkeit beginnt häufig mit Unterstützungsbedarfen im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung. Dazu bedarf es flächendeckender und ausreichender Angebote. Im Rahmen der kommunalen Beratungsstrukturen werden die Landkreise die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen dabei unterstützen, vor Ort in Frage kommende Leistungsanbieter zu finden, um die notwendigen Bedarfe sicherzustellen.“

Jörg Niemann, Leiter des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) in Niedersachsen:
„Im Mittelpunkt unserer Bemühungen müssen die Leistungen für die Pflegebedürftigen und die pflegenden Angehörigen stehen, die den Löwenanteil der ambulanten Pflege erbringen. Bei der Finanzierung der professionellen Pflege wollen wir einen fairen Interessenausgleich ermöglichen zwischen Unternehmen, Beschäftigten sowie Pflegebedürftigen und Angehörigen, die für steigende Kosten bezahlen müssen.“

Roland Ziemann, Regionalvertreter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt des BKK Landesverbandes Mitte:
„Die Betriebskrankenkassen haben großes Interesse an einer guten pflegerischen Versorgung in ganz Niedersachsen. Dafür braucht es passgenaue Maßnahmen in den Regionen. Dies ist unser Ziel bei der Mitarbeit in der Konzertierten Aktion.“

Hans–Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen:
„Die Konzertierte Aktion Pflege für das Land Niedersachsen verlangt die Lösungsorientierung aller Beteiligten – um der Versorgungssicherheit der Menschen willen. Für die Ergebnisse der fünften Arbeitsgruppe – Tarifanwendung – ist der Diakonie in Niedersachsen wichtig, dass motivierte und engagierte Mitarbeitende in der pflegerischen Versorgung eine angemessene Entlohnung erhalten. Etablierte Tarifsysteme bilden diese ab. Die Einrichtungen, die jeden Tag die Herausforderungen in der pflegerischen Versorgung bestmöglich organisieren und durchführen, müssen über eine auskömmliche Re-Finanzierung ihren Mitarbeitenden Tariflohn zahlen können. Dieses Ziel gilt es in allen Bereichen der pflegerischen Versorgung zu erreichen.“

Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V.:
„Der Paritätische Niedersachen sieht den Start der Konzertierten Aktion Pflege als notwendiges Zeichen, dass das wichtige Thema Pflege nun auch in Niedersachsen ganz oben auf der Tagesordnung präsent ist.
Die Pflegeberufereform stellt uns allerdings vor viele Herausforderungen.
Wir erwarten, dass die Pflegeausbildung mit der Umsetzung des Pflegeberufegesetzes attraktiver wird. Hier sind aber noch viele Schritte und auch die Unterstützung des Landes erforderlich. Die Gestaltung eines positiven Berufsbeginns in der Pflege ist von zentraler Bedeutung, um langfristig dringend benötigte Fachkräfte in der Pflege zu gewinnen und bestens zu qualifizieren."

Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen:
„Um die Pflegesituation zu verbessern, setzen wir uns als DRK sowohl bundesweit als auch in Niedersachsen bereits mit unterschiedlichen Maßnahmen im Sinne der ‚Konzertierten Aktion Pflege‘ ein. 2017 haben wir eine Pflegestrategie erarbeitet, auch mit dem Ziel, die Zahl der Auszubildenden zu erhöhen. Im selben Jahr haben wir ein Personalentwicklungsprogramm für Führungskräfte in der Pflege gestartet und auf unserem DRK-Arbeitgeberportal https://drkjobs.de/pflege/ werben wir für Pflegeberufe. Zudem unterstützen wir unsere Mitgliedsverbände dabei, mit innovativen Versorgungsansätzen die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.“ 

Diese Information im Portal des Landes Niedersachsen: http://www.ms.niedersachsen.de/portal/live.php?article_id=178579&_psmand=17

 

Pressemeldung Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung