Die Schöpfung bewahren, das Klima schützen

Nachricht 16. September 2019
Bevollmächtigte OLKR Dr. Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke; Fotos: J. Schulze, St. Heinze.

Die Bevollmächtigten OLKR Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke schreiben im Newsletter der Konföderation ev. Kirchen in Nds., September 2019:

Die Kinder und Jugendlichen der „Fridays for future“ Bewegung haben es geschafft: Klimaschutz steht endlich ganz oben auf der gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Agenda. Das Engagement von Parteien für den Klimaschutz beeinflusst auch Wahlergebnisse mit. Wenn die Politik glaubwürdig bleiben will, sind wirkungsvolle und vor allem verbindliche Klimaschutzgesetze auf Bundes- und Landesebene schnell zu verabschieden und umzusetzen.

Am kommenden Freitag wird die „Fridays for future“ Bewegung weitere Kreise ziehen. Sie hat zu einem globalen Streik für das Klima aufgerufen. Auch „Kirche ruft zum Klimastreik“, korrekter formuliert, Kirchen und evangelische Gruppierungen in Niedersachsen – und bundesweit – rufen ihre Gemeinden und Mitarbeitende auf, sich mit dem „Klimastreik“ der „Fridays for Future“ zu solidarisieren, diesen mit Andachten, Gottesdiensten, Veranstaltungen oder einer Beteiligung an Demonstrationen zu unterstützen. Das ist „öffentliche Theologie“ in Aktion.

Klimawandel und Klimaschutz machen politische Entscheidungen ebenso wie die Veränderung des persönlichen Lebensstil dringend erforderlich. Vor aller Augen sichtbar stirbt vielerorts „unser deutscher Wald“ rasanter als zu Zeiten des sauren Regens. Die Meere vermüllen, extreme Unwetter nehmen zu, die Polkappen schmelzen und die Artenvielfalt reduziert sich drastisch. Es ist mehr als deutlich: Menschen haben das Klima aus dem Lot gebracht und dabei die eigenen Lebensgrundlagen aufs Spiel gesetzt. Die Jugendlichen schlagen zu Recht Alarm. Hand aufs Herz: Wer reduziert Flugreisen, Autofahrten, den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten drastisch, trägt nur noch Kleidung aus Naturfasern, verzehrt vom Apfel bis zum Mehl ausschließlich Nahrungsmittel aus ökologischem Anbau und kauft nur noch im „Lose Laden“ ein? Klimaschutz verlangt aber genau solche tiefgreifenden Veränderungen und auch Verzicht.

Die Probleme sind groß und komplex, einfache Lösungen gibt es oft nicht. Es gibt gute Gründe, sich als einzelner hilflos oder überfordert zu fühlen. Zählt wirklich jede nicht produzierte Plastiktüte und jede Fahrt mit dem Rad für den Klimaschutz? Beides zählt, aber es braucht auch tiefgreifende gesamtgesellschaftliche Veränderungsprozesse. Mit Förderprogrammen allein wird es politisch nicht getan sein. Klimaschutz braucht klare gesetzliche Vorgaben für die Umsetzung in Wirtschaft und Gesellschaft sowie Unterstützung für die, die einen radikalen Wandel von Produktion und Lebensweise nicht allein bewältigen können.

Autofreie Innenstädte, ein optimaler öffentlicher Nah- und Fernverkehr, frische Luft, klares Wasser in Flüssen und Seen, top ausgebaute Wege für alle, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, Blühstreifen, grüne Innenstädte, kein Grund zur Sorge mehr vor Flutwellen und Dürrezeiten, eine Vielfalt von Innovationen fürs Vergnügen ohne CO2 zu produzieren, Freude am Teilen und gemeinsamen Engagement. Klimaschutz ist auch eine große Chance, dass das Leben vieler Menschen besser wird.

Die Schöpfung zu bewahren, dafür engagieren wir uns als Christinnen und Christen seit vielen Jahren. Wir sehen es als unsere Pflicht an, uns für die Bewahrung und Pflege der Schöpfung, für die Erhaltung und Wiederherstellung einer lebensförderlichen Umwelt für alle Menschen, Tiere und Pflanzen einzusetzen und aktiv unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die kommenden Generationen und ihre Lebensinteressen sind schon in der Bibel immer mit im Blick. Dabei ist die gesamte Bibel davon geprägt, dass eine Balance gesucht wird zwischen Geboten und der Verantwortung für sich selbst, andere Menschen und die nichtmenschliche Schöpfung auf der einen Seite und der Freiheit Leben zu gestalten mit Lust an der Kreativität und Freude an der Schönheit der Schöpfung auf der anderen Seite. Ge- und Verbote allein helfen nicht weiter, aber ohne sie geht es nicht. Damit Veränderung möglich ist, braucht es konkrete Vorstellungen von einem anderen, das Klima schützende Leben und die Hoffnung, dass die Freiheit zur Gestaltung von Leben dadurch größer und nicht kleiner wird.

Wenn der globale Klimastreik immer mehr Menschen Mut macht, Veränderungen zu wagen und Hoffnung gibt, dass diese Welt noch zu retten ist, dann wird es ein guter Tag sein. Danach ist es die gemeinsame Verantwortung aller, insbesondere der in Kirche, Politik und Wirtschaft handelnden Personen, die Schöpfung und mit ihr unser menschliches Miteinander zu bewahren. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen.

Ihre Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke