Manzke: Katholische Kirche sollte Haltung zum Reformationstag ändern

Nachricht 28. Dezember 2017

epd-Gespräch: Michael Grau

Bückeburg (epd). Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke hofft, dass die katholische Kirche ihre bislang ablehnende Haltung zum Reformationstag als möglichem neuen Feiertag in Niedersachsen ändert. "Wir erhoffen uns, dass die katholische Kirche an der Stelle die eher protestantische Prägung der norddeutschen Bundesländer sieht", sagte Manzke dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die evangelische Kirche habe gegenüber katholischen Feiertagen in mehrheitlich katholisch geprägten Ländern auch nie Bedenken geäußert.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte vorgeschlagen, den Reformationstag (31. Oktober) zum Feiertag in Niedersachsen zu machen. Die katholischen Bistümer lehnen das bislang ab und favorisieren stattdessen den Buß- und Bettag. Der Reformationstag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen gegen Missstände in der Kirche durch Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517, die eine Reformbewegung in ganz Europa auslöste und zur Gründung der evangelischen Kirche führte.

Zahlreiche katholische Theologen betrachteten Luther heute nicht mehr wie früher als "Erzketzer", sondern als "Reformkraft", sagte Manzke. Sie räumten ein, es sei ein Fehler gewesen, diese Reformkraft nicht erkannt und für die katholische Kirche genutzt zu haben. Auch Papst Franziskus habe die vielen positiven Impulse Luthers und der Reformation für die Kirche gewürdigt. Umgekehrt gäben viele protestantische Theologen heute zu, dass im Reformeifer auch viele Fehler unterlaufen seien: "Die Reformation war keine reine Erfolgsgeschichte, sondern auch eine bittere Trennungsgeschichte."

Deswegen seien die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum im zurückliegenden Jahr auch nicht als "Vereinsjubiläum der Protestanten" gefeiert worden, betonte Manzke, der auch Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist: "Sondern wirklich als ein Feiertag, der die Bedeutung des christlichen Glaubens für die Gestaltung unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt hat." Überall in Deutschland seien die katholischen Christen eingeladen worden, dies gemeinsam zu bedenken und in den Mittelpunkt zu stellen.

Man kann eine Trennungsgeschichte durch Dialog und Aufeinander-Zugehen verändern und überwinden", unterstrich der Landesbischof mit Blick auf die ökumenische Zusammenarbeit im Jahr 2017: "Das zeigt der Reformationstag. Und insofern eignet er sich gut als Feiertag." (9010/29.12.17)

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