70 Jahre Niedersachsen: Ratsvorsitzender Meister gratuliert

Nachricht 29. Oktober 2016

Landesbischof Ralf Meister, Vorsitzender des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, zum 70-jährigen Bestehen des Landes Niedersachsen:

Im Namen der evangelischen Kirchen in Niedersachsen gratuliere ich unserem Land Niedersachsen zum 70-jährigen Bestehen in friedlicher Einheit! Der damalige Landesbischof August Marahrens schrieb  in seinen Wochenbriefen an die Pastoren zum Gründungstag des Ernannten hannoverschen Landtages, dem Vorgänger des Niedersächsischen Landtages: "Am 23. August hat sich im Neuen Rathaus zu Hannover ein Ereignis vollzogen, das für die weitere Entwicklung unserer Heimat von entscheidender Bedeutung sein wird und an dem auch unsere Landeskirche nicht ohne Segenswunsch vorübergehen kann." Und weiter heißt es: "Die neuen Minister und die Abgeordneten des neuen hannoverschen Landtages haben ihre verantwortungsvolle Tätigkeit mit einem feierlichen Gottesdienste eingeleitet." Diese Tradition, den Landtag mit einem Gottesdienst zu eröffnen, hält bis heute an und ist ein sichtbares Zeichen für die Verbundenheit des Landes mit den Kirchen in Niedersachsen. Ich wünsche unserem Bundesland auch für die Zukunft Gottes Segen!

 

Hannover, den 30. Oktober 2016

Ralf Meister

Vorsitzender des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen

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Kirchen gratulieren Niedersachsen zum 70-jährigen Bestehen

Hannover (epd). Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen haben dem Land zu seinem 70-jährigen Bestehen gratuliert. Bis heute gebe es eine enge Verbundenheit der Kirchen mit dem Land, sagte der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, am Sonntag. An die Gründung Niedersachsens kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges soll an diesem Dienstag mit einem Festakt im Schloss Herrenhausen in Hannover erinnert werden.

Gegen den Widerstand einzelner Gebiete wurde Niedersachsen am 8. November 1946 aus den alten Ländern Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe ins Leben gerufen. Dies geschah rückwirkend zum 1. November mit der Verordnung Nummer 55 der britischen Militärverwaltung. Bereits am 23. August 1946 ernannte die britische Militärregierung die Provinz Hannover zum Land Hannover und Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) zum Ministerpräsidenten.

Meister erinnerte an Worte des damaligen hannoverschen Landesbischofs August Marahrens zum Gründungstag des Ernannten hannoverschen Landtages, dem Vorgänger des Niedersächsischen Landtages. "Am 23. August hat sich im Neuen Rathaus zu Hannover ein Ereignis vollzogen, das für die weitere Entwicklung unserer Heimat von entscheidender Bedeutung sein wird und an dem auch unsere Landeskirche nicht ohne Segenswunsch vorübergehen kann."

Bereits damals hätten die neuen Minister und die Abgeordneten des Landtages zum Auftakt ihrer Tätigkeit einen Gottesdienste gefeiert, sagte Meister. "Diese Tradition, den Landtag mit einem Gottesdienst zu eröffnen, hält bis heute an."

epd lnb mir

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Als Ministerpräsident Kopf die Kirchen vereinigen wollte

70 Jahre Niedersachsen: Ein Bundesland mit fünf Landeskirchen

Von Michael Grau (epd)

Hannover (epd). Der niedersächsische Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf (1893-1961) hatte vor 70 Jahren eine kühne Idee. Gerade erst war es ihm mit Hilfe der britischen Besatzungsmacht gelungen, die alten Länder Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe zum Land Niedersachsen zu vereinigen. Und nun sollten die evangelischen Kirchen der Länder folgen. Eine große lutherische Landeskirche in Niedersachsen, hoffte Kopf, würde das neue, protestantisch geprägte Land spürbar stärken. Kopf gilt als Gründungsvater Niedersachsens, das heute Heimat für rund 7,9 Millionen Menschen ist. Mit einem Festakt erinnert das Land am 1. November feierlich an sein Einigungswerk im Jahr 1946.

Doch der SPD-Politiker verrechnete sich: Vor allem die kleineren Kirchen pochten auf ihre Eigenständigkeit und wiesen Fusionspläne als "falsche Uniformität" zurück. So spiegeln sich auf der kirchlichen Landkarte bis heute die Wurzeln des Landes: Fünf evangelische Kirchen mit zusammen rund 3,6 Millionen Mitgliedern bestehen noch weitgehend in den Grenzen der alten Fürstentümer. Hinzu kommen noch 1,4 Millionen Katholiken in drei Bistümern sowie Freikirchen. "Kein Bundesland hat eine vergleichbare Vielfalt vorzuweisen", sagt der Kirchenhistoriker Hans Otte aus Hannover.

Laut Otte hat jede evangelische Landeskirche ihre ganz besondere Eigenart. Die braunschweigische Kirche im Südosten des Landes mit rund 347.000 Mitgliedern ist geschichtlich besonders vom Geist der Aufklärung geprägt. Der theologisch gebildete Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war hier an der fürstlichen Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel tätig, und seine Ideen fanden bei zahlreichen Theologen Anklang und Verbreitung.

Die kirchliche Erweckungsbewegung dagegen hat Schaumburg-Lippe im Südwesten beeinflusst. Die Kirche umfasst nur einen halben Landkreis und ist mit 53.000 Mitgliedern die zweitkleinste in Deutschland. Selbstbewusst stellen die Schaumburg-Lipper so manchen Trend auf den Kopf: Es gibt es vergleichsweise wenig Austritte und steigende Wahlbeteiligungen.

Auch die oldenburgische Kirche im Nordwesten mit rund 423.000 Mitgliedern ging schon immer gern eigene Wege. 1849 setzten die Oldenburger ihren Großherzog als obersten Kirchenherrn ab und nahmen ihre kirchlichen Geschicke selbst in die Hand - ein Experiment, das vier Jahre währte. Die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer beruft sich anders als ihre lutherischen Nachbarn auf den Schweizer Reformator Johannes Calvin (1509-1564). Sie hat 177.000 Mitglieder, und zu ihren 142 Gemeinden gehören auch einige außerhalb Niedersachsens.

Die hannoversche Landeskirche schließlich ist mit rund 2,6 Millionen Mitgliedern die größte Landeskirche in Deutschland und umfasst drei Viertel Niedersachsens. Erweckung, Liberalismus und Orthodoxie konnten hier immer nebeneinander existieren, und so ist die hannoversche Kirchlichkeit oft als "mildes Luthertum" charakterisiert worden.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Versuche, die Kirchen zu vereinigen, zuletzt 2009, doch sie verliefen allesamt im Sand. Stattdessen kamen sich die Kirchen in kleinen Schritten näher: 1955 regelten sie im "Loccumer Vertrag" ihre Beziehung zum Land, und 1971 schlossen sie sich zu einer Konföderation zusammen. Vor zwei Jahren verabredeten sie, ihre Kooperation weiter zu verbessern. "Aus meiner Sicht ist das gelungen", bilanziert der Ratsvorsitzende der Konföderation, Landesbischof Ralf Meister aus Hannover.

Die Ausbildung der Pastoren, die Erwachsenenbildung und andere Arbeitsfelder werden bereits jetzt von den fünf Kirchen gemeinsam verantwortet. "An vielen Stellen wachsen die einzelnen evangelischen Kirchen eng zusammen", sagt Meister. "Ob das einmal zu einer gemeinsamen Evangelischen Kirche in Niedersachsen führen wird, braucht deshalb zurzeit nicht diskutiert zu werden."

epd lnb mig mil