"Kinder haben es verdient, dass wir sie ernst nehmen"

Nachricht 13. Oktober 2020

Interview mit der Bevollmächtigten Dr. OLKR Kerstin Gäfgen-Track 
auf landeskirche-hannovers.de

Frau Dr. Gäfgen-Track, in den Herbstferien gehen vielerorts Schüler in „Lernräume“. Das klingt ein bisschen nach verkehrter Welt, oder?

Das könnte man meinen - aber ich sehe das ganz anders. Corona und der sehr eingeschränkte Schulbetrieb im Frühjahr haben dazu geführt, dass manche Kinder Probleme hatten, dem Unterrichtsstoff zu folgen. Deshalb haben wir mit vielen anderen ein tolles Angebot auf die Beine gestellt. So können die Kinder in den Ferien weiter lernen - und dabei natürlich auch viel Spaß haben. Es sind ja schließlich Ferien.  In den Gemeindehäusern gab es im Sommer und auch jetzt wenig nur wenige Veranstaltungen. War es ein schöner Zufall, dass räumliches Angebot und Bildungsbedarf so gut zusammenpassten? Das kann man so sehen. Aber wir haben als Kirchen schon weit vor Corona gesagt: Wir brauchen dringend mehr Bildungsgerechtigkeit. Jedes Kind sollte einen Abschluss machen und sich bestmöglich entfalten können. Digitalisierung ist wichtig, aber sie muss auch alle erreichen. Solche Themen liegen uns schon seit Jahren am Herzen.
Bei den „Lernräumen“ gibt es nun einen sehr konkreten Weg, zu helfen. Das ist übrigens typisch evangelisch: Bildung als ein hohes Gut zu sehen, mit dem ein Mensch sein Menschsein verwirklicht. Das Angebot geht zurück auf die fünf Landeskirchen der Konföderation, aber auch auf die katholischen Bistümer, Caritas und Diakonie.

Wie wichtig ist Ihnen der ökumenische Charakter der Angebote?

Es geht darum, Angebote zu machen, die dringend gebraucht werden. Nicht zu schauen, wer welcher Kirche angehört. Deshalb wollten wir das von Anfang an ökumenisch haben. Es ist ja unsere christliche Aufgabe, für den Nächsten da zu sein. Die Kinder haben es verdient, dass wir sie ernst nehmen und ihnen Chancen eröffnen. Und es wird auch gesellschaftlich wahrgenommen, dass wir da über unseren innerevangelischen Dunstkreis hinausgehen. Ich würde sogar sagen: Es ist auch ein wichtiges Zeichen für den Dialog aller Religionen. Denn Verantwortung für Kinder haben wir alle gemeinsam.

Quelle: www.landeskirche-hannovers.de

Lernräume in den Herbstferien - Bericht und Interview