Kein Freibrief für Risikotechnologien: Gentechnik auch in Zukunft strikt regulieren!

Nachricht 22. April 2021

AK „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ der Konföderation unterstützt Positionspapier „Gentechnik auch in Zukunft strikt regulieren“

Der niedersächsische kirchliche Arbeitskreis „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ setzt sich für eine unverändert strenge gesetzliche Regulierung der Freisetzung gentechnisch manipulierter Organismen ein. Er unterstützt das Positionspapier „Gentechnik auch in Zukunft strikt regulieren“, das gestern von mehr als 90 Umwelt-, Landwirtschafts-, Entwicklungs- und Verbraucherorganisationen veröffentlicht wurde. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, sich in der EU und in Deutschland für die Beibehaltung des Vorsorgeprinzips einzusetzen. Dieses Vorsorgeprinzip ist wichtig gegenüber allen Techniken, die in das Erbgut von Pflanzen und Tieren eingreifen und es manipulieren, um mögliche Schäden von Menschen, Tieren und Pflanzen fernzuhalten.

„Die neuen gentechnischen Methoden verändern – wie die bisherigen Methoden – das genetische Erbgut von Organismen. Sie bringen lebendige und möglicherweise fortpflanzungsfähige Konstrukte hervor, die auf natürlichem Wege nicht hätten entstehen können. Die Auswirkungen solcher Veränderungen auf den eigenen Organismus und auf andere Organismen müssen erforscht werden, bevor solche Konstrukte möglicherweise in die Umwelt freigesetzt werden“, fordert Tobias Schäfer-Sell, Vorsitzender des Arbeitskreises.

„Insbesondere die Auswirkungen der vielfach als besonders präzise beworbenen Technik CRISPR/Cas9 sind überhaupt noch nicht ausreichend erforscht, um sie auf Pflanzen- oder Tierkonstrukte anzuwenden, die möglicherweise in die freie Umgebung ausgesetzt werden“, fügt Andreas Riekeberg von der Arbeitskreis-Fachgruppe „Natur und Umwelt“ an. „Letzte Woche erst wurde eine Studie bekannt, die weit mehr unerwünschte Veränderungen als bislang bekannt festgestellt hat.“

„Gefunden hatten die Wissenschaftler*innen im geänderten Erbgut Stellen mit zusätzlich eingefügten oder gelöschten Gen-Bausteinen, verlagerte Chromosomenabschnitte sowie versehentlich eingebaute Teile der Gen-Fähre, die Crispr/Cas zur gewünschten Stelle im Erbgut gebracht hatte. Die Wissenschaftler*innen führten die meisten unerwünschten Effekte auf den Mechanismus zurück, mit dem die Zelle den Schnitt des Enzyms Cas9 in dem DNA-Strang repariert“, berichtete der Informationsdienst www.keine-gentechnik.de (1)

„Auch die sozioökonomischen Auswirkungen gentechnischer Konstrukte sind unabsehbar. Deren Patentierbarkeit stärkt die Rolle von Saatgut- und Agrarchemiekonzernen gegenüber den bäuerlichen Anwender*innen“, ergänzt Jutta Sundermann von der Arbeitskreis-Fachgruppe „Natur und Umwelt“ und verweist auf die Bedeutung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft:

„Kleinbäuerinnen und Kleinbauern stellen einen Großteil der Welternährung sicher. Damit sich eine wachsende Weltbevölkerung auch in Zeiten der Klimaveränderung angemessen ernähren kann, sollte es unterstützt werden, dass bereits gut in den jeweiligen Regionen angepasste Sorten für Landwirtschaft und Gartenbau mit herkömmlichen Methoden züchterisch verbessert werden.

(1) Siehe „Crispr/Cas: jede Menge Nebenwirkungen gefunden“ auf https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/34293/

Hintergrund:
Der Arbeitskreis Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen besteht aus Delegierten dreier Kirchen (Landeskirche Hannovers, Landeskirche Braunschweig, Evangelisch-reformierte Kirche), auf einem ökumenischen Forum gewählten Mitgliedern und berufenen ExpertInnen zu den drei Themenfeldern. Er steht in der Tradition des konziliaren Prozesses und setzt sich in Niedersachsen seit über 30 Jahren für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein.

Kontakt:
Ansprechpartner zum Thema Gentechnik:
Andreas Riekeberg,
Stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises
E-Mail: a.riekeberg@jpberlin.de
Tel.: 0170-1125764

Vorsitzender des Arbeitskreises
Tobias Schäfer-Sell
c/o Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen