Weihnachten: Gottes Licht kann Menschen verändern

Nachricht 25. Dezember 2021

Weihnachtsgrüße und Weihnachtsbotschaften der leitenden Geistlichen in Niedersachsen

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Weihnachtsbotschaft von Bischof Thomas Adomeit,
Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachen

Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachen, Bischof Thomas Adomeit (Oldenburg) sagt in seiner Weihnachtsbotschaft:

„Gerade mit Advent und Weihnachten sind viele Verheißungen verknüpft: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht (Jesaja 9,1). Wir hoffen darauf, dass das endlich Wirklichkeit wird … Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen (Titus 2,11).

So viel hätten wir uns in diesem Jahr an Weihnachten anders gewünscht: Viele Menschen sind müde und erschöpft nach der langen Zeit im Ausnahmezustand der Pandemie. Unsere Nerven liegen blank, wir sind verunsichert von den Prognosen zur Entwicklung der Infektionszahlen und wir ringen um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Wir bräuchten so dringend eine Oase der Ruhe und der Geborgenheit, wo doch um uns herum die Welt in Unfrieden ist.

Doch die Botschaft von Weihnachten ist eine Botschaft der Solidarität unter uns Menschen. Das Volk, so schreibt Titus im weihnachtlichen Predigttext, soll darauf aus sein, gute Werke zu tun: eifrig, besonnen und gerecht.

Ich denke an Afghanistan; das Land, das uns 20 Jahre wichtig war: Die Frauen und Mädchen dort, die Ortskräfte, die sich für Demokratie und Bildung in ihrem Land eingesetzt haben – sie fürchten um ihr Leben, ihre Zukunftsaussichten. Und wir tragen für ihr Leid eine Mitverantwortung.

Ich denke an die Menschen an der polnisch-belarussische Grenze. Dass es nach Entspannung aussieht, weil ein menschenfeindliches Regime die Flüchtlinge von der Grenze wieder wegbringt, wollen wir nur zu gerne glauben – und wissen es besser.

Ich denke an die Menschen, die nach wie vor in den Flüchtlingslagern in Griechenland ausharren müssen – ohne eine Perspektive.

Ich denke an all die Menschen, die noch immer den lebensbedrohlichen Weg über das Mittelmeer auf sich nehmen, um zu überleben.

Ist das alles besonnen und gerecht?

Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd, arm und reich, Groß und Klein, Jung und Alt, bunt oder blass – dies ist die große, die wichtigste Bedingung für ein Leben im friedlichen Miteinander und im Einklang mit Gottes Schöpfung.

Ich kann darauf warten, dass Gott seine Verheißungen erfüllt und endlich seine Herrschaft aufrichtet. Ich kann aber auch hingehen und anfangen, das Reich Gottes zu bauen in dieser Welt: in meiner Familie, an meinem Wohnort, in unserem Land – ja, auch weltweit.

Die Hirten damals auf dem Feld bei Bethlehem, die hätten ja auch sitzen bleiben und auf den Messias warten können. Aber sie haben sich auf den Weg gemacht, weil sie die Erwartung hatten, ihn wirklich in dieser Krippe im Stall von Bethlehem zu finden.

Gott hat sich auf den Weg gemacht bis in die Krippe, in unsere Welt, in unser Wohnzimmer, direkt vor unser Herz. Den letzten Schritt, den einen, aber ganz wichtigen Schritt, müssen wir gehen – das Herz öffnen und ihn einlassen.

Gesegnete Weihnachten.“

Hannover, den 22. Dezember 2021

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Fürchtet euch nicht!
Weihnachtsbotschaft von Landesbischof Dr. Christoph Meyns, Braunschweig

Braunschweig. Landesbischof Dr. Christoph Meyns erinnert in seiner aktuellen Weihnachtsbotschaft daran, dass wir mit Gottes Nähe und seinem Segen rechnen dürfen. Die Corona-Pandemie verursache weiter viel Kummer und Leid. Dennoch gelte der Zuspruch der Engel, wie er in der biblischen Weihnachtsgeschichte überliefert werde: „Fürchtet euch nicht!“ Dieses Wort an die Hirten „dürfen wir inmitten der Pandemie als persönlichen Zuspruch an uns selbst hören“. Im Kind von Bethlehem komme Gott selbst zu uns, und mitten in unserer Dunkelheit scheine sein Licht, so der Landesbischof weiter.

Gleichzeitig ruft er dazu auf, den Zuspruch, den wir empfangen, an andere weiterzugeben. In vielen Teilen der Welt treffe die Pandemie gerade die Ärmsten besonders hart. Deshalb wirbt der Landesbischof für eine Spende zugunsten der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft“.

Weihnachtsbotschaft im Wortlaut - 20.12.2021

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Weihnachtsgruß zum 4. Advent

von Bischof Thomas Adomeit, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

In Erwartung

Haben wir nicht gerade erst die erste Kerze am Adventskranz angezündet? Und nun steht Weihnachten schon bald vor der Tür, ist nahe herbeigekommen. Die Zeit des Wartens nähert sich rasant ihrem Ende. Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest freue ich mich auf die alte Geschichte aus Bethlehem, den Stall, die Krippe mit dem Kind, den Gesang der Engel, die staunenden Hirten, Maria und Josef. Mit Weihnachten ergreift mich eine Stimmung, eine Spannung, die ich kaum in Worte fassen kann.

Wie wird es bei Ihnen an Weihnachten zugehen? Haben Sie feste Rituale, einen Ablauf, auf den sich alle einstellen und auch freuen können? Bei uns wird es wahrscheinlich wieder so sein, dass wir nach den Gottesdiensten gemeinsam essen. Danach wird meistens ein Lied gesungen und die Weihnachtsgeschichte erzählt. Und dann fangen wir an, die Geschenke auszupacken. Dies tun wir nicht alle gleichzeitig, sondern manchmal würfeln wir, manchmal geht’s von Jung nach Alt, oder – seitdem die Kinder groß sind – freundlicherweise auch mal von Alt nach Jung: Es wird angefangen, Päckchen für Päckchen auszupacken. Die anderen warten – manchmal ungeduldig. Die Spannung, die Vorfreude ist spürbar – eine schöne Bescherung.

Eigentlich ist das die Fortsetzung der Adventszeit: Kerze für Kerze wird angezündet, Woche für Woche wird es heller auf dem Adventskranz. Man zündet nicht alle vier Kerzen am ersten Advent an, genauso wie man nicht alle Türchen des Adventskalenders am ersten Tag öffnet. Das Warten, die Vorfreude sind Teil der Vorbereitung auf Weihnachten. Der Advent bringt uns schrittweise vom Dunkel zum Licht. Weihnachten braucht die Erwartung, sonst gelingt das Fest nicht.

Seit mehr als 20 Monaten beschäftigt uns die Corona-Pandemie, zurzeit wieder mehr. Die Zahlen sind erschreckend. Wir hatten gehofft und geglaubt, dass wir das Schlimmste überwunden hätten. Und nun? Ich spüre bei vielen Menschen große Verunsicherung. Auch wenn es für die Begegnungen im Familienkreis an Weihnachten Erleichterungen gibt: Können wir uns angesichts drängender Fragen auf den Advent einlassen und unser Herz weit für Gottes Ankunft öffnen? „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, so beginnt das bekannteste Adventslied und spricht von offenen Herzenstüren.

Ich glaube, dass wir gerade jetzt die Adventszeit und Weihnachten brauchen. Es gibt kein Leben ohne Hoffnung und Erwartung. Wer auf nichts mehr hoffen kann, der oder die hat nichts mehr zu erwarten. Erwarten und hoffen heißt, es ist noch etwas offen, es steht noch etwas aus, es kommt noch etwas, es muss nicht bleiben, wie es ist… Wir erwarten die Ankunft von Jesus Christus, dessen Geburt wir zu Weihnachten feiern. Wir erinnern uns daran, dass Gott in die Welt gekommen ist. Er hat die Menschen damals verändert und er kann Menschen heute verändern.

Der Lichtschein der Zukunft Gottes kommt in die Dunkelheiten unseres Lebens. Die Kerzen, die wir in der Adventszeit anzünden, wollen Symbol sein für den, der als Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem liegt und der später von sich sagen konnte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)

Das ist die Zusage, auf die wir unsere Hoffnung setzen. Mit dieser Hoffnung, mit dieser Zuversicht wird unser Leben heller.

Kommen Sie gut durch diese besondere Zeit!

Ihr Thomas Adomeit
Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

Oldenburg, 16. Dezember 2021

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