Christlicher Glaube: viel Leidenschaft für den Frieden und das Leben

Nachricht 10. März 2022

Die Bevollmächtigten OLKR Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke schreiben im Editorial des März-Newsletters:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir kommen aus den Sorgen nicht heraus, oder in was für Zeiten leben wir eigentlich, beschreibt vielleicht das Lebensgefühl vieler Menschen nicht nur in Niedersachsen. Die Sorgen sind klar zu benennen: die Pandemie, der Klimawandel, der gesellschaftliche Zusammenhalt, die globale Armut, Syrien, Libanon, Jemen, Afghanistan und nun die Ukraine. Der Krieg in der Ukraine hat eine andere Dimension: bisher waren kriegerische Auseinandersetzungen weit weg, nun sind sie gefühlt „quasi vor unserer eigenen Haustür“. Wir sind dankbar für die überwältigende Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine und für die Menschen, die aus ihrem Land – und auch aus Russland - fliehen.

Die Beschreibung der „Zeit“ oder anders gesagt des Lebensgefühls vieler Menschen kann nicht einfach auf den Punkt gebracht werden. Ein Akzent: Ein Krieg in einem anderen Land löst neben der Angst, er könnte sich auch auf das eigene Land ausbreiten, immer Ohnmachtsgefühle aus. Dadurch dass man konkret etwas für Flüchtlinge tun kann, erfährt man die eigene Selbstwirksamkeit und setzt dem Ohnmachtsgefühl etwas entgegen. Aber dazu braucht es Kraft und Motivation, egal ob es um Flüchtlingsbetreuung, Teilnahme an einer Demonstration für den Frieden oder von fridays for future, den eigenen Schutz vor einer Corona-Erkrankung oder den Dialog mit Andersdenkenden geht. Gefühlt, sagen Menschen in diesen Tagen, seien ihre Kraftreserven, gerade die emotionalen, durch zwei Jahre Pandemie erschöpft, und sie wüssten nicht, wie sie quasi „on top“ noch den Krieg in der Ukraine und die mit ihm verbundenen Ängste aushalten können. Das gilt gerade auch für viele Kinder und Jugendliche.

Der Schulleiter, des evangelischen Gymnasiums Andreanum, Dirk Wilkening, hat vergangene Woche geschrieben: „Evangelische Schulen sind kein Ort für Sprachlosigkeit und Ohnmacht, sondern für Sprachfähigkeit und getragenes, entschiedenes Tun.“ Danach hat er von den vielfältigen Aktionen der Schülerinnen und Schüler in diesen Tagen berichtet, die auf der langjährigen Tradition der Friedenserziehung an evangelischen Schulen basiert. Das, was für das Andreanum formuliert wird, gilt für die kirchlichen Schulen insgesamt und auch für unsere Kirchen. Es kommt darauf, dass wir Sprache und damit auch eine Deutung finden für das, was geschieht, konkrete Nächstenliebe üben und alles tun, was dem Frieden dient.

Als Kirchen müssen wir insbesondere im Fall der Ukraine den innerkonfessionellen Dialog stärken, unsere kirchlichen Kanäle sowohl für humanitäre Hilfe als auch für ein kirchliches Engagement von allen Kirchen für den Frieden stark machen. Offene Kirchen zum Gebet und zur Ruhe kommen, die Friedensandachten und -gebete und die Seelsorge, z.B. das Krisentelefon der christlichen Kirchen über eine Hotline von NDR I vom 9. – 22.3., sind für Menschen, egal welcher Konfession, Religion oder Weltanschauung. Der christliche Glauben ringt mit den Fragen nach Sinn, Halt und Orientierung im Leben, ohne schnelle Antworten oder ein sich über die Realität Hinwegschwindeln. Im christlichen Glauben steckt viel Leidenschaft für den Frieden und das Leben, die motiviert und ermächtigt, gegen die Ohnmacht und das Gefühl der Vergeblichkeit konkret etwas zu tun. So wie Schülerinnen und Schüler viele phantasievolle und ermutigende Aktionen auf die Beine stellen.

„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ (Lukas 1,79), endet der Lobgesang der Maria, einer Frau, die von Gott ermächtigt wurde, Mutter Jesu zu werden. Darauf vertrauen Christinnen und Christen: Gott selbst macht uns für den Frieden stark.

Bleiben Sie behütet

Ihre
Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke
Die Bevollmächtigten Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke
Der Krieg in der Ukraine und die Bedrohung des Friedens in ganz Europa lösen bei den Schüler*innen Sprachlosigkeit und Ohnmacht aus. Das Evangelische Gymnasium Andreanum in Hildesheim hat ein Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung in der Ukraine gesetzt (s. Foto).