Grundsatztexte

Engagiert, kritisch und konsequent. Demokratie stärken – um Gottes und der Menschen willen

Erklärung der Bischöfe und Leitenden Geistlichen aus Niedersachsen und Bremen

Wir stehen engagiert, kritisch und konsequent für die Demokratie ein und steigern gegenwärtig unseren Einsatz für die Stärkung der Demokratie auf den verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens. Wir haben aus unserer Geschichte gerade im vergangenen Jahrhundert gelernt, dass Christinnen und Christen, die zugleich Staatsbürgerinnen und -bürger sind, die Aufgabe haben, sich um der Menschen willen aktiv für das Gelingen menschlichen Zusammenlebens einzusetzen. Die Demokratie ist nach unserer tiefen Überzeugung diejenige Staatsform, die die unantastbare Würde der Person am besten anerkennt und achtet sowie ein Leben in Freiheit schützt...

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“

Von Professorin Dr. Christiane Tietz

Die Väter und Mütter des deutschen Grundgesetzes sahen sich 1948/49 vor einer für die Zukunft Deutschlands entscheidenden Aufgabe: Wie kann verhindert werden, dass jemals wieder durch formal korrekte demokratische Verfahren ein totalitärer, menschenfeindlicher, nationalsozialistischer Staat aufgerichtet wird? Sie erkannten: Demokratie ist nicht nur eine Frage von Mehrheiten. Zur Demokratie gehören Menschenrechte zwingend hinzu. Sie dürfen nie zur Disposition gestellt werden können...

Recht und Gerechtigkeit im Alten Testament

Von Dr. Michaela Veit-Engelmann

Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz unterzeichnet. Die insgesamt 61 Männer und vier Frauen, die als „Väter (und Mütter) des Grundgesetzes“ bezeichnet werden, schufen damit die rechtliche Grundlage für die Existenz der demokratisch verfassten Bundesrepublik Deutschland. Die Präambel betont, dass dies „im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ geschehen sei. Das Grundgesetz rekurriert mit einer Selbstverständlichkeit auf Gott, die uns heute vielleicht überrascht, die aber deutlich macht, welchen Werten sich dieses Gesetz und seine Verfasser*innen verpflichtet fühlten...

Recht und Gerechtigkeit im Neuen Testament

Von Dr. Michaela Veit-Engelmann

Das Neue Testament steht erkennbar auf dem Boden der Tradition Israels. Wie im Alten Testament meint „Gesetz“ hier nichts, was von Gottes Recht und Gottes Sphäre losgelöst betrachtet werden könnte, sondern ist eine theologisch qualifizierte Größe. So geht es zum einen, ganz allgemein formuliert, um die Ermöglichung eines zwischenmenschlichen Miteinanders, zum anderen aber auch um die (Un-)Mög-lichkeit der Erlangung eschatologischen Heils durch die Befolgung eben dieses Gesetzes...