Berichte von den Synoden der evangelischen Kirchen in Niedersachsen - Frühjahr 2022

Nachricht 19. Mai 2022

Oldenburg, 21. Mai 2022

„Eine Begegnung auf Augenhöhe“

Synode der oldenburgischen Kirche beriet mit Jugenddelegierten über die Zukunft der Kirche

Mit einem „Wort der Synode zum Ukraine-Krieg“ und einer Fülle von Arbeitsaufträgen für die Synodenausschüsse aus der Jugendsynode ging am Sonnabend die Synodentagung der oldenburgischen Kirche zu Ende.
   
In einem „Wort der Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg“ zum Ukraine-Krieg hat das Kirchenparlament am Sonnabend den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt und ihre Solidarität mit den Leidtragenden bekundet. Sie kritisierte sie scharf den „menschenverachtenden Angriffskrieg auf die Ukraine“. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ „Wir stehen an der Seite der Opfer des Krieges und setzen uns mit aller Macht für die Geflüchteten ein. Wir stehen an der Seite all derer, die sich um den Frieden bemühen - auch in Belarus und Russland.“ Mit ihrer Erklärung folgte die Synode dem Bericht von Bischof Thomas Adomeit, der am Donnerstag zur aktuellen Situation angesichts des Krieges in der Ukraine gesprochen hatte. 
   
Die Synode könne die Überlegungen zu den Waffenlieferungen nachvollziehen, aber sie wisse auch, dass „in der Zerrissenheit zwischen dem Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine und der Frage der Waffenlieferungen dorthin Schuld auf uns laden“, heißt es in der Erklärung. Es sei schwer auszuhalten, dass es keine allein richtige Entscheidung gebe, „denn es gibt keinen gerechten Krieg“. Die Mehrausgaben für die Bundeswehr dürfe „nicht zu Kürzungen im Bundeshaushalt im Bereich der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit und der humanitären Hilfe führen, weil dies Friedensbemühungen auch in anderen Konfliktlagen erschwert.“  
   
Vielmehr müsse eine Friedensethik entwickelt werden, die Initiativen zur Völkerverständigung voranbringe, forderte die Synode. Die Friedensethik sollte „entwicklungs- und klimapolitische Bemühungen fördern, damit Kriegsszenarien nicht mehr oder zumindest immer seltener eintreten“. Weiter müsse die evangelische Friedensethik klären, wie die Geltung des Völkerrechtes so abgesichert werden könne, dass ein Rechtsbruch wirksam unterbunden werden kann.
„Ich bin stolz“, sagte Bischof Adomeit, dass sich die Synode bei diesem Thema positioniert habe. Für diese Klarheit sei er dankbar. 
   
Am Donnerstagnachmittag und am Freitag tagte die Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg erstmals als Jugendsynode. Dazu kamen die 60 Synodalen mit 30 Jugenddelegierten zusammen, um über die Zukunft der Kirche zu diskutieren und Anträge zu erarbeiten.
   
„Es war das Highlight dieser Tagung“, sagte rückblickend Synodenpräsidentin Sabine Blütchen. „Dieses Format habe der Kirche gut getan.“ Auch der Jugendpräsident der Jugendsynode, Lucas Thiel, zeigte sich sehr zufrieden. „Es war ein tolles erstes Experiment“, das aber nicht einmalig bleiben dürfe. Die Jugenddelegierten hatten den Eindruck, dass sie mit ihren Vorstellungen gehört worden seien. Es war „eine Begegnung auf Augenhöhe“. „Der gemeinsame Blick auf die Kirche habe Spaß gemacht“, berichtete der Jugendsynodale und Sprecher der Jugendkammer, Fabian Dargel. Das „Experiment“ sei geglückt, „an dem können wir anknüpfen“.  
   
Bei den Anträgen der Jugendsynode ging es im Kern um die Beteiligung von Jugendlichen an den Entscheidungsprozessen und in den kirchlichen Gremien, die durch zusätzliche Berufungen ermöglicht werden sollen. Gleich drei der acht Arbeitsgruppen hatten eine stärkere Beteiligung und leichtere Beteiligung von Jugendlichen eingefordert und verschiedene Vorschläge eingereicht. Dazu gehörte eine Flexibilisierung der Wahlperiode, weil junge Menschen in der Ausbildung sich nicht auf eine ganze Wahlperiode festlegen könnten. Auch ein „Tandem-System“ wurde vorgeschlagen: Zwei oder mehrere junge, aber auch ältere berufene Mitglieder sollten sich die Beratungsarbeit in den Gremien teilen, aber nur mit einer Stimme entscheiden dürfen. Ebenso sollten  „Schnupperzeiten“ für die Gremienarbeit, etwa im Gemeindekirchenrat, sollten angeboten werden, um aufzuzeigen, wie attraktiv die Mitwirkung und -entscheidung sein kann. In diesem Zusammenhang wurde auch angeregt, über eine Quote zur Beteiligung von Jugendlichen in den kirchlichen Gremien diskutiert. Zwei Jugendsynodale in der 60-köpfigen Landessynode seien sicher unbefriedigend; hilfreich wäre eher eine prozentuale Vorgabe. Dagegen spreche jedoch, dass auch Jugendliche ihr Wahlrecht wahrnehmen könnten und entsprechend mehr junge Menschen in die Gremien wählen könnten. Auch gab es Bedenken, ob durch die Fülle von Berufungen das generelle Wahl-Prinzip aufgeweicht werde.
   
Darüber hinaus müsse eine finanzielle und materielle Ausstattung für eine gute digitale Kommunikation geschaffen werden. Grundlegend sei zudem, die Synodalen in einem eigenen Intranet mit Informationen zu versorgen.
   
Auch die Frage nach der zukünftigen Nutzung von Kirchenräumen mündete in einem Antrag. So sollen alle Gemeinden bis zum Jahresende 2025 eine Gebäudeanalyse machen lassen können, die von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg bezahlt werden möge. Bisher mussten die ohnehin in Finanznot geratenen Gemeinden eine solche Analyse, die vor einem Verkauf stehen muss, selbst bezahlen. Nach der Analyse sollte eine „Taskforce“, in der externe Profis mit haupt- und ehrenamtlichen Kräften der Kirche gemeinsam entscheiden, was mit den Gebäuden geschehen soll. 
   
Als einen Schwerpunkt kirchlicher Arbeit machte die Arbeitsgruppe „Musik“ die vielfältige musikalische Arbeit der Kirche aus. Es gelte nicht nur, sich neuerer Musik zu öffnen, sondern auch das alte Kirchenlied zu pflegen – dies aber vor allem den jungen Menschen mit Hintergrundwissen näher zu bringen. Mit Flyer oder Plakaten lasse sich Jugend nicht für klassische Kirchenkonzerte erwärmen, eher schon auf elektronischem Weg beziehungsweise über die sozialen Medien. Ebenso riefen die Delegierten die Kirchengemeinden und Einrichtungen auf, neben dem klassischen 10-Uhr-Gottesdienst am Sonntag mutig neue Formen der Verkündigung auszuprobieren.
   
Nun beginnt die Arbeit in den Fachausschüssen. Dabei werden alle Ausschüsse aufgefordert, bei der Bearbeitung der Aufträge der Jugendsynode die Jugenddelegierten als fachkundige Gäste sowie weitere fachkundige Mitarbeitende (z.B. Gottesdienst-Beraterinnen und -Berater, Vertreterinnen und Vertreter aus der Jugendkammer) hinzugezogen werden. Bis zur sechsten Tagung der 49. Synode im November sollen erste Vorschläge zur Beratung und zur Beschlussfassung vorliegen. 

Weitere Informationen finden Sie hier.

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Hannover, 19. Mai 2022

Wort der Landessynode zum Krieg in der Ukraine

Die aktuell in Hannover tagende Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hat auf ihrer heutigen Plenarsitzung einstimmig ein „Wort der Landessynode zum Krieg in der Ukraine“ verabschiedet.

Die Erklärung der Landeskirche im Wortlaut:

Wir verurteilen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Wir sind entsetzt über die damit einhergehenden Kriegsverbrechen. Wir stellen uns an die Seite der ukrainischen Bevölkerung und derer in Russland, die sich für den Frieden einsetzen. Wir beklagen das menschliche Leid, das durch den Krieg entsteht.

Wir ringen um den richtigen Weg zum gerechten Frieden. Und wir halten fest: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein."

Dieses Wort von Kirchen aus der ganzen Welt aus dem Jahr 1948 hat seine Gültigkeit bis heute nicht verloren.

Wir nehmen ein sehr vielfältiges Engagement in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen, Einrichtungen und Diensten der hannoverschen Landeskirche für Geflüchtete aus der Ukraine wahr. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir beten für die, die sich einbringen, dass sie einen langen Atem bewahren. Nicht nur Tafeln, Schulen und Kindertagesstätten geraten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Hier braucht es von kirchlicher wie politischer Seite weiter und mehr Unterstützung.

Wir denken darüber hinaus an die Menschen im globalen Süden, die ebenfalls unter den Folgen des Krieges leiden.

Wir glauben weiterhin, dass ein gerechter Frieden möglich ist.

Wir rufen zu Gott:

Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten,

es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,

denn Du, unser Gott, alleine.“

Weitere Informationen
Die Beratungen der Landessynode können im Livestream verfolgt werden über die Internetseite der Landeskirche und den YouTube-Kanal der Landeskirche.

Die Berichterstattung und die Aktenstücke der Tagung der Landessynode sowie weitere Informationen finden Sie hier.

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Braunschweig, 07.05.2022

Arbeit verbessern und erneuern

Landessynode ermöglicht neue Maßnahmen zur Zukunft der Kirche

Braunschweig. Die Landeskirche Braunschweig will ihre Arbeit in den Kirchengemeinden und Propsteien mit neuen Maßnahmen verbessern und erneuern. Die Landessynode hat bei ihrer Tagung am 7. Mai in Braunschweig die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass in „Erprobungsräumen“ Pfarrerinnen und Pfarrer von Beschäftigten aus weiteren Berufsgruppen unterstützt werden. Gedacht ist unter anderem an Regio- und Gebäudemanager. Außerdem sollen exemplarische Projekte gefördert werden, die neue Formen von Kirche umsetzen. Wie Oberlandeskirchenrat Dr. Jörg Mayer erläuterte, seien dafür insgesamt 3,7 Millionen Euro als Fördersumme vorhanden. Außerdem soll es „multiprofessionelle Teams“ geben, die aus einer Pfarrstelle und zwei weiteren Professionen im Umfang von jeweils mindestens 50 Prozent bestehen. Wie Oberlandeskirchenrätin Ulrike Brand-Seiß erläuterte, sei das eine Antwort auf schwer zu besetzende Pfarrstellen oder Veränderungen im Sozialraum. Die Berufsfelder für die zusätzlichen Mitarbeitenden sollen sich aus dem konkreten Bedarf ergeben. Es gehe darum, bestmöglich Kirche zu sein. Die Landessynode bestätigte Kriterien, die das jeweilige Antragsverfahren und die Mittelvergabe regeln. Die Maßnahmen sollen nach zwei Jahren evaluiert werden.
Sie resultieren aus einem Zukunftsprozess, den die Landeskirche Braunschweig aufgesetzt hat. Wie Landesbischof Dr. Christoph Meyns vor der Landessynode deutlich machte, gehe es um fundamentale Fragen danach, „welche Art von Kirche wir zukünftig sein wollen, um von da ausgehend Prioritäten für den Einsatz haupt-, neben- und ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu setzen“. Neben „Erprobungsräumen“ und „Multiprofessionellen Teams“ würden außerdem Themen aus den Bereichen „Geistliches Leben und Theologie“, „Seelsorgliche Kirche und Diakonie“ sowie „Ehrenamt“ beraten. Aus diesen Bereichen seien weitere Vorschläge für Maßnahmen zu erwarten.

Auf dem YouTube-Kanal des landeskirchlichen Magazins "Evangelische Perspektiven" gibt es ein Video zum aktuellen Stand des Zukunftsprozesses.

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Kirche im digitalen Raum

Landessynode für Weiterentwicklung der medialen Kommunikation

Braunschweig (epd). Das braunschweigische Kirchenparlament hat sich in einer intensiven Diskussion mit der Weiterentwicklung seiner Kommunikationsarbeit befasst. Die Kirche müsse die Bemühungen um Kommunikation stärken und intensivieren, damit der noch vorhandene Vertrauensvorschuss bei Mitgliedern und Akteuren aus Politik und Zivilgesellschaft erhalten bleiben könne, sagte Professor Lars Harden von der hannoverschen Medienberatungsfirma „Aserto“ am 6. Mai vor dem in der Stadthalle tagenden Kirchenparlament. „Kommunikation ist und wird die zentrale Aufgabe ihrer Organisation sein.“

Die Kirche sollte Social Media als Selbstverständlichkeit betrachten, weil sonst eine ganze Zielgruppe ignoriert würde, sagte Harden. Die Öffentlichkeit nicht zu bedienen, werde den Abschaffungsprozess der Kirche beschleunigen. „Davor möchte ich sie dringend warnen.“ Die Medienagentur empfahl ebenfalls, dass Social-Media-Arbeit Teil der Aufgabenbeschreibung für Pfarrer werden sollte.

Der Synodale Andreas Riekeberg warb bei der Diskussion mehr für die direkte Kommunikation vor Ort. „Das ist unsere Stärke als kleine Landeskirche im Braunschweiger Land.“ Social-Media-Angebote konkurrierten mit allen anderen im deutschsprachigen Raum. Man müsse infrage stellen, ob die Aufgabe von Pfarrern mediale Kommunikation sei.

Der Synodale Kai Florysiak betonte, Social Media sei ein dritter Raum wie jeder andere auch und Verkündigung im digitalen Raum sei Teil der pastoralen Identität. „Jeder, der sich dazu entscheidet, diesen Bereich nicht zu bespielen, entscheidet sich bewusst dafür, einen gewissen Teil der wachsenden Bevölkerung, auch der Gläubigen, schlicht und einfach zu ignorieren.“

Die Synode beschloss mit großer Mehrheit, bei ihren kommenden Sitzungen über die Weiterentwicklung informiert zu werden. Eine erneute Evaluation soll im Jahr 2024 erfolgen. Die Landeskirche hatte gemeinsam mit der „Aserto“ 2019 zunächst mit einem Kommunikationskonzept einen Umbauprozess ihrer Kommunikationsarbeit gestartet. Unter anderem wurden Stellen für die Social Media Arbeit geschaffen. Unter dem Titel „Evangelische Perspektiven“ betreibt die Landeskirche seit fast einem Jahr Kanäle auf Facebook und Instagram.

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06.05.2022

Opfer besser schützen

Landessynode beschließt Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Braunschweig. Die braunschweigische Landessynode hat am Freitag, 6. Mai, ein Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt beschlossen. Es soll dazu beitragen, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und Heranwachsende in der Kirche noch besser davor geschützt werden, Opfer von sexuellem Missbrauch zu werden. Außerdem regelt es das Vorgehen, wenn Fälle sexualisierter Gewalt auftreten und wie Opfern geholfen werden kann. Landesbischof Dr. Christoph Meyns, der auch Sprecher des EKD-Beauftragtenrates zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ist, betonte vor der Landessynode: „Jeder Fall ist ein Fall zu viel.“

Deswegen, so die Vorsitzende des Rechtsausschusses , Kathrin Klooth (Wolfenbüttel), regele das Gesetz unter anderem die enge Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden. Keine Tat dürfe verschleiert und kein Täter dürfe geschützt werden.

Der Landesbischof wies darauf hin, dass es bundesweit in der evangelischen Kirche 942 Fälle gebe, die von den Anerkennungskommissionen der Landeskirchen bearbeitet worden seien. Zwei Drittel davon beträfen ehemalige Heimkinder aus den 1950er bis 1970er Jahren. In Niedersachsen sei bisher über 139 Anträge entschieden worden; davon 127 aus dem Bereich der Landeskirche Hannovers, 5 aus dem Bereich der Kirche in Oldenburg und 7 aus dem Bereich der Landeskirche Braunschweig.

Davon bezögen sich 121 Anträge auf ehemalige Heimkinder (Hannover: 115, Oldenburg: 2, Braunschweig: 4). 18 Anträge beträfen den Bereich der Kirchengemeinden (Hannover: 14, Oldenburg: 1, Braunschweig: 3). Als Täter seien 6 Pfarrer, 2 Pfarrverwalter, 2 Jugenddiakone, 2 Kirchenmusiker, 1 Küster, 1 Kirchenvorsteher und 1 ehrenamtlicher Jugendgruppenleiter identifiziert worden.

Der Landesbischof betonte, er erwarte, dass die Leitungsorgane, Führungskräfte und Mitarbeitenden in der Kirche ihrer Verantwortung mit Blick auf das Thema gerecht werden. Es sei wichtig, dass alle in eine Haltung hineinfinden, die „Machtausübung, Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt nicht tabuisiert“.

Oberlandeskirchenrat Prof. Dr. Christoph Goos, Leiter der Rechtsabteilung, erläuterte, dass das Gesetz in der Landeskirche Braunschweig eine Richtlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) umsetze, die der Rat der EKD beschlossen hat. Ziel sei eine bundesweit einheitliche Regelung. Goos betonte, das Gesetz folge dem kirchlichen Auftrag, jedes Leben zu schützen. Der Mensch verdanke sich der vorbehaltlosen Anerkennung durch Gott, die zur wechselseitigen Anerkennung der Menschen untereinander verpflichte.

Pfarrerin Annemarie Pultke (Goslar), Ansprechperson in der Landeskirche für Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, erklärte vor der Landessynode, sexueller Missbrauch sei stets ein Angriff auf die ganze Person. Er richte sich auch gegen das Gottvertrauen und den Glauben der Betroffenen. Deswegen müssten Mitarbeitende in der Kirche sensibel sein, Grenzen zu achten und stark, um ausreichend konfliktfähig zu sein.

Auf dem YouTube-Kanal des landeslirchlichen Magazins "Evangelischen Perspektiven" gibt es ein Interview mit Annemarie Pultke.

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05.05.2022

Hilfe für Geflüchtete

Viele Gemeinden bieten Geflüchteten Unterstützung an.

Braunschweiger Land. Um kriegsvertriebenen Ukrainerinnen und Ukrainern im Braunschweiger Land die Ankunft zu erleichtern, haben viele Kirchengemeinden Unterstützungsangebote und Aktionen ins Leben gerufen. So zum Beispiel der Kirchenverband Schöppenstedt-Nord. Hier gibt es seit Mitte März ein sogenanntes „Open House“. Immer sonntags zwischen 15 und 17 Uhr können sich Geflüchtete und auch Gastgeber treffen. Getragen wird das Ganze von Ehrenamtlichen der Gemeinde.

Auch in der Propstei Königslutter wurde auf die hohe Zahl der flüchtenden Menschen aus der Ukraine reagiert: so wurde unter anderem auf den Social Media-Kanälen nach Wohnraum für die Geflüchteten gesucht. Außerdem stellten die Gemeinden Flohmärkte und Benefizkonzerte auf die Beine. Die Einnahmen fließen direkt in die Ukraine.

Benefizkonzerte gab es auch in der Propstei Braunschweig. Für besondere Aufmerksamkeit hat der Aufruf zum gemeinsamen Friedensgebet gesorgt. Tausende Menschen versammelten sich am 28.02. auf dem Schlossplatz in Braunschweig, um gemeinsam für den Frieden zu beten und ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen. Propst Lars Dedekind (Braunschweig) sprach bei der Veranstaltung gemeinsam mit dem Braunschweiger Oberbürgermeister Thorsten Kornblum und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Dr. Sadiqu Al-Mousllie. Eine ukrainische Band spielte.

Es blieb aber nicht bei einmaligen Friedensgebeten: Regelmäßige Gebete und Andachten für den Frieden finden in vielen Gemeinden wöchentlich statt. So auch in der Mahlumer Gemeinde (Propstei Gandersheim-Seesen). Hier gibt es außerdem auch den Treff „Bei Henriette“. Auch hier können sich wie in Schöppenstedt geflüchtete Menschen treffen und untereinander austauschen.

Der Pfarrverband Schöppenstedt-Süd hat sich von einer Aktion eines Kirchenkreises aus der Nordkirche inspirieren lassen und die Idee der „Menschen-Hände-Kette für den Frieden“ im Braunschweiger Land umgesetzt und damit ein Zeichen für den Frieden gesetzt.

Auch eine Aktion auf dem Social Media-Kanal der Landeskirche Braunschweig setzt ein Zeichen für den Frieden. Das Social Media-Team hat gemeinsam mit der Propstei Helmstedt die Idee umgesetzt, sich unter einem Banner, auf dem der Psalm 85,11 (…dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen.) abgedruckt ist, für den Frieden zu küssen. Unter dem Hashtag #KüssenStattKrieg veröffentlichten Instagram Nutzerinnen und Nutzer ihre Fotos. Sogar eine Gemeinde aus Diepholz (St. Nicolai) wurde auf die Aktion aufmerksam und die Idee in ihre Kreise weitergetragen.

Nach wie vor besteht die Möglichkeit, in der Landeskirche gemeinsam ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Dazu stellt das Referat für Kommunikation und Medien verschiedene druckfähige Dateiformate zur Verfügung, die Kirchengemeinden und kirchliche Akteure nutzen können, um je nach Bedarf Banner für die Außenfassade Ihrer Kirchen- oder Gemeindehäuser zu produzieren. Sie zeigen den biblischen Vers: „Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15).

Sabrina D. Seal

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Evangelisch-reformierte Kirche: Schwerpunktthema Klimagerechtigkeit

Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche hat sich am 5. bis 6. Mai 2022 in Emden zu ihrer Frühjahrstagung getroffen. Schwerpunktthema der 61 Synodalen war die Klimagerechtigkeit. Dazu hielt die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, am Donnerstag einen Eröffnungsvortrag. Nachmittags arbeiteten die Synodalen in Arbeitsgruppen zum Thema.

Der Verlauf der Synodentagung wurde per Livestream übertragen. Die Aufzeichnungen können bei YouTube angesehen werden.

Leer/Emden, 1. Synodentag - 5. Mai 2022

Eine Minute Schweigen für die Menschen in der Ukraine

Die Gesamtsynode hat ihre Tagung in Emden mit einer Schweigeminute anlässlich des Kriegs in der Ukraine begonnen. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte: „Der Angriffskrieg auf die Ukraine überschattet in diesen Tagen alles. Wir sind entsetzt über die Bilder brutaler Gewalt, das Leiden der Zivilbevölkerung und das Ausmaß der Zerstörungen.“ MiT einem gemeinsamen Schweigen und dem gemeinsamen Beten drücke die Reformierte Kirche ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine aus, sagte die Kirchenpräsidentin. „Auch, weil wir als Christinnen und Christen der Macht des Gebetes vertrauen.“

Bei der Wieden erklärte vor der Synode: Alle seien sich einig in der Verurteilung des russischen Angriffskriegs einig und ebenso, die Ukraine zu unterstützen. In der Frage der Waffenlieferungen und welche Waffen dies sein dürften, gebe es aber ein breites Meinungsspektrum. Zwar gehöre das Engagement für den Frieden und für friedliche Konfliktlösungen fest zum Bekenntnis der Reformierten Kirche. Waffenlieferungen und der Waffengebrauch seien aber im absoluten Ernstfall vertretbar. Die Kirchenpräsidentin fragte: „Ist die Aggression Putins und seines Regimes ein solcher Ernstfall?“ In der Antwort auf diese Frage gebe es viele Positionen und bei vielen „große Ratlosigkeit“.

Gleichwohl gelte, so Bei der Wieden, dass sich alle Gottes Gebot und der Botschaft des Evangeliums verpflichtet fühlten. Im gemeinsamen Gebet hieß es: „Gott, wie lange soll der Feind so mächtig sein? Greif ihm in die Speichen, Gott, und mach ein Ende mit dem Morden im Osten der Ukraine, in Syrien, im Jemen und wo immer auf der Welt Krieg ist.“

Der Wortlaut des Gebets findet sich hier. 

Bericht des Moderamens

Mitgliederschwund und Nachwuchsmangel

Die Evangelisch-reformierte Kirche spürt immer stärker den Mitgliederschwund und die sinkende Bereitschaft junger Menschen, den Pfarrberuf zu ergreifen. Während die Kirche in den vergangenen Jahren jeweils rund 2.200 Gemeindeglieder verloren habe, sei die Zahl im vergangenen Jahr auf 3.100 gestiegen, sagte Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden im Bericht des Moderamens bei der Gesamtsynode in Emden.

„Erschreckende“ Ergebnisse habe die Kirchenaustrittsstudie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ergeben. Sie mache deutlich, dass die eigentliche Ursache für die hohe Zahl der Kirchenaustritte weder in ungeliebten Positionierungen der Kirchen noch in finanziellen Erwägungen, noch in Fehlverhalten und Skandalen leitender Geistlicher zu suchen sei, berichtete bei der Wieden. Vielmehr würden kirchliche Negativ-Schlagzeilen zum Anlass genommen, eine längst gefühlte Distanz durch Austritt zu besiegeln.

„Das Problem der Kirche ist die Entfremdung ihrer Mitglieder vom Glauben und von Gestalt und Inhalt kirchlichen Lebens“, unterstrich die Kirchenpräsidentin. Dies müsse als Herausforderung verstanden werden. „Wir werden sie nur gemeinsam meistern. Als gesamte Kirche.“

„Dramatisch“ entwickle sich zudem der Rückgang beim Pfarrpersonal und weiteren Fachkräften. „Die Lage ist ernst. Der Mangel an Pfarrpersonal hat sich lange angekündigt, jetzt ist er angekommen“, sagte die Kirchenpräsidentin. In den nächsten Jahren sei zudem mit einer großen Zahl an Pensionierungen zu rechnen. Geradezu „alarmierend“ sei der fehlende theologische Nachwuchs. In diesem Jahr habe lediglich eine junge Theologin ihr Zweites Examen abgelegt.

Die Kirchenpräsidentin appellierte an die Solidarität der Gemeinden. Weite sich der Blick nicht, drohten drei Klassen von Gemeinden: Gemeinden mit „eigenen“ Pastoren, solche mit einer Dauervakanzvertretung und Gemeinden, die irgendwie mit versorgt werden. Veränderungen seien möglich. „Aber das müssen wir wollen.“

(Quelle: Bericht des Evangelischen Pressedienstes/epd)

Bericht des Moderamens als pdf 

Wahl in das Moderamen der Gesamtsynode

Frauke Fokke, Pastorin in Wolthusen, und Bernd Roters, Pastor in Veldhausen, sind in das Moderamen der Gesamtsynode gewählt worden, Die Wahl war notwenduig, weil Steffi Sander aus Hinte und Reiner Rohloff aus Bad Bentheim ihre Ämter abgegeben hatten.

Anschließend stimmte die Gesamtsynode dem Vorschlag des Moderamens zu, Bernd Roters zum zweiten stellvertretenden Präses der Gesamtsynode zu berufen.

"Brot für die Welt" fordert mehr Geld für zivile Konfliktbewältigung

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, hat angesichts des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gefordert, mehr Gelder für zivile Krisenprävention und Konfliktbearbeitung in den Bundeshaushalt einzuplanen. „Die Gefahr künftiger Kriege wird nicht gebannt, wenn wir jetzt einseitig auf militärische Lösungen setzen“, sagte sie bei der Gesamtsynode in Emden. Pruin hielt das Auftaktreferat zum Schwerpunktthema Klimagerechtigkeit.

Wichtig sei, nun an die diplomatischen Gesprächskanäle der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) anzuknüpfen und gesamteuropäische Sicherheitskonzepte weiterzuentwickeln, unterstrich Pruin: „Wir brauchen eine europäische Sicherheitsarchitektur, die garantiert, dass Grenzen geachtet werden und dass sich Sicherheit an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.“

Perspektivisch müsse die Zivilgesellschaft in der Ukraine und auch in Russland weiter gestärkt werden, hob Pruin hervor. „Den Krieg eines aggressiven Autokraten wird man damit nicht beenden, aber man kann Brücken bauen und Frieden und Versöhnung fördern.“

Als Folge des Kriegs in der Ukraine seien die Preise für Weizen auf dem Weltmarkt explodiert, sagte Pruin. Die importabhängigen Ernährungssysteme in vielen Ländern des Globalen Südens seien aber sehr krisenanfällig. Um sie zu unterstützen, müsse das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen besser ausgestattet werden. Weiter müsse Entwicklungsländern geholfen werden, den Brotpreis kurzfristig stabil zu halten.

Besonders betroffen seien afrikanische Staaten, aber auch Länder im Mittleren Osten. „Es trifft immer die Ärmsten der Armen am stärksten. Für ein Bürgerkriegsland wie den Jemen sind die Folgen katastrophal. Dem bitterarmen Land droht eine dramatische Verschärfung der Hungersnot“, verdeutlichte Pruin.

Die globale Klimakrise sorge dafür, dass sich die Lage zuspitze. Die Folgen dieser Entwicklung kämen drastischer und schneller zum Tragen als Experten dies noch vor 20 Jahren prognostizierten. Derzeit gebe es weltweit drei Mal mehr Klimaflüchtlinge als Kriegsflüchtlinge, sagte die Chefin des Hilfswerks. Fachleute gingen davon aus, dass allein in Afrika bis 2030 etwa 700 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden könnten. Das sei die Hälfte der Bevölkerung des Kontinents.

(Quelle: Bericht des Evangelischen Pressedienstes/epd)

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2. Synodentag, 6. Mai 2022

BASIS:KIRCHE

Das YouTube-Projekt BASIS:KIRCHE hat sich bei der Gesamtsynode vorgestellt. Lukas Schienke und Hanna Siegmann vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen sowie Pastorin Anne Walter aus Hameln präsentierten das gemeinsame Videoprojekt der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen.

Seit Anfnag des Jahres wird über den YouTube-Kanal BASIS:KIRCHE dreimal pro Woche ein kirchliches Video veröffentlicht, das sich vorwiegend an ein jüngeres, nicht kirchlich gebundenes Publikum wendet. Anne Walter aus Hameln ist eine der sogenannten Creatorinnen und mit einem Stellenanteil von 25 Prozent bei der BASIS:KIRCHE beteiligt.

Link zur BASIS:KIRCHE bei YouTube

ekn im Internet 

Klimaschutz auf den Weg gebracht

Mit einem kirchlichen Klimaschutzkonzept startet die Evangelisch-reformierte Kirche den Weg Richtung Klimaneutralität. Die in Emden tagende Gesamtsynode stimmte dem Konzept des kirchlichen Ausschusses für Nachhaltigkeit und Ökologie zu. Das 170-Seiten-starke Papier beschreibt die Treibhausgas-Emissionen zurzeit und zeigt Wege auf, um diese deutlich zu reduzieren. Dabei strebt die Synode an, sämtliche CO-2-Emissionen der Kirche bis 2035 um 90 Prozent zu senken. Bis zum Jahr 2045 sollen auch die fehlenden zehn Prozent folgen.

„Die Folgen der globalen Erwärmung – Auftauen der Permafrostböden, Abschmelzen der Polkappen, Brände, Wirbelstürme und Hitzerekorde – treten uns immer deutlicher vor Augen. Eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten hängt entscheidend davon ab, dass wir der Erderwärmung mit allen Mitteln entgegentreten“, sagte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden. „Uns kommt – nehmen wir unsere Tradition ernst – dabei eine Vorbildfunktion innerhalb unserer Gesellschaft zu.“ Es gebe den klaren theologischen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Etwa drei Viertel der Emissionen von jährlich rund 5.000 Tonnen CO-2 stammten aus den Gebäuden der Kirche, erläuterte Vizepräsident Helge Johr. Allein 1.600 Tonnen gingen auf die sakralen Gebäude wie Kirchen und Kapellen zurück. Der Rest verteile sich auf Pfarrhäuser, Kindergärten, Verwaltungsgebäude, Mobilität und Beschaffung.

Kirchenpräsidentin Bei der Wieden lobte die Vorarbeiten: „Mit dem vorliegenden Klimaschutzkonzept zeigt nun auch unsere Kirche einen umfassenden Maßnahmenkatalog auf, möglichst effizient und effektiv CO-2 einzusparen.“ Nun müsse auf allen Ebenen beraten werden, wie dies geschehen könne.

Eine besondere Herausforderung sei der kirchliche Gebäudebestand. Viele Kirche seien denkmalgeschützt, so dass energetische Maßnahmen nicht einfach umzusetzen seien. Zurzeit rechne man mit Kosten von rund 4 Millionen Euro pro Jahr bei der Gebäudesanierung, so Johr. „Wir werden neu lernen müssen, unsere Ressourcen - auch unsere Gebäude - miteinander zu teilen“, sagte die Kirchenpräsidentin. Auch die Aufgabe von kirchlichen Gebäuden dürfe kein Tabu sein. Der Vorsitzende des landeskirchlichen Finanzausschusses, Dieter Mansholt aus Emden, sprach von einem Aufbruchsignal.

Als erste Maßnahmen beschloss die Synode, künftig auf ausgedruckte Synodenunterlagen zu verzichten und diese nur noch digital in einer Kirchen-Cloud einzustellen. Außerdem soll bei künftigen Synoden auf Fleisch verzichtet und nur noch vegetarisches Essen angeboten werden. Neben der Stelle des Klimaschutzmanagers Roland Morfeld, der das vorliegende Klimaschutzkonzept ausgearbeitet hatte, soll eine zweite Stelle für den Klimaschutz geschaffen werden, die die Kirchengemeinden in der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen berät.

Friedensprozess im Nahost-Konflikt fördern

Die Gesamtsynode unterstützt ein Positionspapier zur Versöhnung im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Das Papier wurde gemeinsam von den evangelischen Landeskirchen der Pfalz, Hessen-Nassau, Baden, Rheinland und Westfalen verfasst.

Der Text mit dem Titel „Israel - Palästina - Leitgedanken und Thesen“ beinhalte Leitgedanken für einen konstruktiven Diskurs, so Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden in dem Konflikt zwischen Israel und Palästina. Hintergrund sei die aktuelle Debatte über wachsenden Antisemitismus sowie die kontroversen Auseinandersetzungen in Deutschland und innerhalb der weltweiten Kirchengemeinschaft über den Nahostkonflikt.

Der Text betont die besondere Verbundenheit der christlichen Kirchen mit dem Judentum und dem Staat Israel. Gleichzeitig unterstützt er das Streben der Palästinenser nach staatlicher Souveränität. Einen umfassenden Waren-Boykott wegen der israelischen Siedlungspolitik in den besetzten Palästinensergebieten lehnen die Kirchen ab. Zudem dürfe Religion nicht zur Legitimierung von politischen Machtansprüchen missbraucht werden.

Schärfung von Prävention sexueller Gewalt

Die Evangelisch-reformierte Kirche regelt ihre Bestimmungen zum Schutz vor sexueller Gewalt neu. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden machte vor der Synode die Dringlichkeit deutlich: „Sexualisierte Gewalt findet sich in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens, leider auch in der Kirche. Das ist umso schlimmer, als sexualisierte Gewalt dem, was wir glauben und dem, wofür wir stehen, förmlich ins Gesicht schlägt.“

Sexualisierte Gewalt wachse in Systemen des Schweigens und Wegschauens, das die Täter schützt und die Opfer in ihrer Selbstwahrnehmung zurückweist und verunsichert, so die Kirchenpräsidentin.

Ein zentraler Aspekt des aktualisierten Gesetzes ist daher, dass Täter sexualisierter Gewalt nicht geschützt werden dürfen und können. Die Kirche will eine neue Stelle schaffen, die die Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen berät, Konzepte zur Prävention vor sexualisierte Gewalt zu entwickeln. Zukünftig werden alle kirchlichen und diakonischen Einrichtungen verpflichtet, solche Konzepte festzulegen. Kirchliche Beschäftigte müssen zukünftig regelmäßig Fortbildungen zum Thema absolvieren. Die Synodalverbände müssen Missbrauchsbeauftrage benennen. Vizepräsident Helge Johr sagte: "Es muss der Blick entwickelt werden, es kann auch bei uns passieren.“

Das Gesetz legt außerdem fest, dass in Verdachtsfällen von sexueller Gewalt, zwingend die Staatsanwaltschaft und die Kirchenleitung eingeschaltet werden müssen. Johr betonte, auch wenn die Staatsanwaltschaft ein Verfahren, etwa wegen Verjährung, einstelle, sei es trotzdem im Rahmen des kirchlichen Disziplinarrechts möglich, Täter zu belangen. Das Strafmaß reiche von der Ermahnung über Bußgelder bis zur Entfernung aus dem Dienst.

Zudem werden die Evangelisch-reformierte Kirche zusammen mit ihren Nachbarkirchen eine Kommission einrichten, die mögliche Fälle sexualisierter Gewalt in der Vergangenheit aufarbeitet.