Evangelische Christinnen und Christen in Deutschland - Mitgliederzahlen

Nachricht 10. März 2022

Statistiken aus Niedersachsen und deutschlandweit

Anhaltender Mitgliederverlust: EKD betreibt Ursachenforschung

EKD veröffentlicht Mitgliederzahlen 2021 und Studie zu Austrittsgründen: Fehlende Mitgliederbindung wiegt schwerer als konkrete Anlässe

(ekd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat heute ihre Mitgliederzahlen für das Jahr 2021 veröffentlicht. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD gehörten zum Stichtag 31.12.2021 insgesamt 19.725.000 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Das sind rund 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Ursachen für den Rückgang waren u. a. die im Corona-Jahr erhöhten Sterbefälle (360.000) sowie die hohe Zahl der 280.000 Kirchenaustritte. Die Zahl der evangelischen Taufen hat sich mit 115.000 gegenüber dem ersten Lockdown-Jahr 2020 zwar deutlich erhöht, erreicht bislang aber längst nicht das Niveau von vor der Coronakrise. Die im Jahr 2020 unterbliebenen Taufen konnten bisher nicht nachgeholt werden. Die Aufnahmen blieben mit rund 18.000 ungefähr auf dem Vorjahresniveau.

„Zwar hängt die Ausstrahlungskraft einer Kirche nicht allein an der Zahl der Mitglieder, die ihr formal angehören, trotzdem werden wir sinkende Mitgliederzahlen und anhaltend hohe Austrittszahlen nicht als gottgegeben hinnehmen, sondern dort, wo es möglich ist, entschieden gegensteuern“, sagt die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, anlässlich der jüngsten Mitgliedschaftsentwicklung. Dazu beitragen sollen in diesem Jahr unter anderem auch gezielte Taufinitiativen. Mit zahlreichen Aktionen werden in vielen Landeskirchen derzeit besondere Taufangebote unterbreitet, um Familien, die während des Lockdowns kein Tauffest feiern konnten, Gelegenheit zu geben, die Taufe nachzuholen. „Bei der Taufe eines Kindes erfahren wir unmittelbar, wie die Kraft des Evangeliums Menschen berührt und stärkt“, so Kurschus. „Der Segen begleitet die Getauften ein Leben lang. Diese Zusage ist gerade in unsicheren Zeiten verheißungsvoll und heilsam zugleich“, so die Ratsvorsitzende.

Ursachenforschung betreibt die evangelische Kirche bei den Austrittsgründen: In einer qualitativen Teil-Studie und einer repräsentativen Umfrage hat das Sozialwissenschaftliche Institut (SI) der EKD Gründe und Anlässe für Kirchenaustritte erhoben, die seit 2018 erfolgt sind. Dabei wurde deutlich, dass nur eine Minderheit der Befragten einen konkreten Anlass zum Kirchenaustritt (24 Prozent vormals Evangelische, 37 Prozent vormals Katholische) hatte. „Es ist davon auszugehen, dass Skandale zur Austrittsspitze 2019 beigetragen haben, insbesondere bei den vormals Katholischen“, so die Soziologin Petra-Angela Ahrens, die die Studie für das SI durchgeführt hat. In erster Linie vollziehe sich der Austritt jedoch als Prozess, der häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation beginne. Bei den weiterreichenden Gründen für den Kirchenaustritt kristallisiere sich eine empfundene „persönliche Irrelevanz“ von Religion und Kirche als wichtiger Faktor heraus, so Ahrens. In diesem Zusammenhang werde gerade bei den vormals Evangelischen auch die mit dem Kirchenaustritt verbundene Ersparnis der Kirchensteuer als Grund angeführt (71 Prozent zustimmende Voten). „Damit bestätigt sich die geläufige Figur einer ,Kosten-Nutzen-Abwägung‘ zur Kirchenmitgliedschaft, die bei fehlender religiös-kirchlicher Bindung einen Austritt wahrscheinlicher macht“, so die Kirchensoziologin. Insbesondere bei den vormals Evangelischen lasse sich der zunehmende Bedeutungsverlust eines religiösen Selbstverständnisses über die Generationenfolge hinweg ablesen.

Die EKD und ihre Landeskirchen haben auf allen Ebenen Zukunfts- und Reformprozesse gestartet, mit denen sie die evangelische Kirche für Christinnen und Christen künftig attraktiver gestalten wollen. „Wir wollen mit unserer Botschaft die Herzen der Menschen erreichen. Ihnen die Möglichkeit eröffnen, einen Mehrwert für sich zu entdecken und sich gleichzeitig in diese Gemeinschaft einzubringen. Dabei geht es um nichts Geringeres, als mit unseren grundlegenden Werten eine Welt in Frieden und Freiheit mitzugestalten“, so die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich. „Die Ergebnisse der Studie bestärken uns, umso unverzagter an unseren Reformen und dem Umbau der Kirche weiterzuarbeiten.“

Hinweise:
Weitere Zahlen zur evangelischen Kirche sind abrufbar unter https://www.ekd.de/statistik

Informationen zu den Zukunftsprozessen der EKD finden Sie unter
www.kirche-ist-zukunft.de sowie www.ekd.de/kirche-gestalten
Hinweise rund um die Taufe unter www.ekd.de/taufe-gestalten

Einen Link zur Studie des SI der EKD sowie die Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie unter www.ekd.de/studie-kirchenaustritte.

Infografiken sind verfügbar unter www.ekd.de/statistik-infografiken.

Hannover, 9. März 2022

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NIEDERSACHSEN
Einen Überblick zur Mitgliederstatistik der evangelischen kirchen in Niedersachsen gibt ein epd-Artikel:
https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/nachrichten/2022/03/2022-03-10_2 

Meldungen aus den einzelnen Kirchen:

OLDENBURG
Neue Mitgliederstatistik der oldenburgischen Kirche 

Corona-Pandemie bedingt weiterhin weniger Taufen

Zeitgleich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg am Mittwoch, 9. März, ihre grundlegenden statistischen Daten zum kirchlichen Leben im Jahr 2021 veröffentlicht.  

Die Zahl der Christinnen und Christen, die zum 31. Dezember 2021 zur Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gehörten, beläuft sich auf 381.492. Damit ist die Zahl der Gemeindeglieder der oldenburgischen Kirche gegenüber dem Jahr 2020 um 8.580 Gemeindeglieder zurückgegangen (-2,2 Prozent). 

Zu den 20 EKD-Gliedkirchen gehörten zum Stichtag 31.12.2021 insgesamt 19.725.000 Menschen. Das sind rund 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Bedingt durch die erheblichen Einschränkungen während der Corona-Pandemie sind in den vergangenen beiden Jahren Amtshandlungen wie insbesondere Taufen bundesweit erheblich zurückgegangen. So lag die Zahl der Taufen im Bereich der oldenburgischen Kirche im Jahr 2021 bei 2.464. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr zwar einen Anstieg um rund 41 Prozent (2020: 1.744 Taufen) jedoch im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie immer noch einen Rückgang um knapp 26 Prozent (2019: 3.324 Taufen). 

Mit Blick auf die Entwicklung der Zahl der Taufen betont Bischof Thomas Adomeit: „In den letzten beiden Jahren hat es pandemiebedingt sehr viele Einschränkungen gegeben und sehr viele Kinder und junge Menschen konnten nicht getauft werden. Daher müssen wir jetzt verstärkt auf Familien und junge Menschen zugehen, um sie mit Taufaktionen, Tauffesten und Angeboten zum Thema Taufe zu erreichen. Ich freue mich, dass viele Kirchengemeinden im Oldenburger Land hierzu tolle und tragfähige Angebote planen und vorbereiten. Wir müssen mutige Impulse setzen, um das Interesse für den christlichen Glauben zu wecken. Dabei ist es wichtig, verstärkt auf die Menschen zuzugehen, um auch eventuell bestehende Hemmschwellen zu überwinden.“

Die Zahl der Austritte aus der oldenburgischen Kirche hat im vergangenen Jahr zugenommen auf 5.863 (2020: 4.694 und 2019: 5.741). Leicht zurückgegangen ist im vergangenen Jahr die Zahl der Kircheneintritte auf 408 (2020: 432 und 2019: 569). Die Zahl der ev. Verstorbenen lag im Jahr 2021 bei 6.087 (2020: 6.238 und 2019: 6.135). 

In den sechs Kirchenkreisen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg wurden zum 31. Dezember 2021 folgende Mitgliederzahlen registriert:
•    im Ev.-luth. Kirchenkreis Ammerland: 66.341 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 1.310 (-1,94 Prozent);
•    im weiterhin mitgliederstärksten Ev.-luth. Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg Land: 80.824 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 1.931 (-2,33 Prozent);
•    im Ev.-luth. Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven: 75.998 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 2.008 (-2,57 Prozent); 
•    im Ev.-luth. Kirchenkreis Oldenburger Münsterland: 49.155 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 288 (-0,58 Prozent);
•    im Ev.-luth. Kirchenkreis Oldenburg Stadt: 67.274 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 1.935 (-2,8 Prozent); sowie
•    im Ev.-luth. Kirchenkreis Wesermarsch: 41.900 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 1.108 (-2,58 Prozent).

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LEER

162.500 Reformierte zwischen Nordsee und Allgäu

Die Zahl der Mitglieder der Evangelisch-reformierte Kirche hat sich im Jahr 2021 um 1,8 Prozent verringert Das geht aus der aktuellen Mitgliederstatistik hervor, die heute (9. März 2022) veröffentlicht wurde. Sie beruht auf der Basis der zum Stichtag 31.12.2021 vorliegenden Zahlen. Insgesamt sank die Mitgliederzahl um 2955 auf jetzt 162.455 Menschen in den 143 Kirchengemeinden. Damit liegt der Mitgliederverlust unter dem bundesweiten Durchschnitt aller evangelischer Kirchen, dieser liegt bei 2,5 Prozent. 2020 betrug der Mitgliederverlust 3135.

Die Zahl der Kirchenaustritte liegt auf dem bislang höchsten Stand und steigt seit 2018 kontinuierlich an. 2021 traten 1580 Menschen aus der Evangelisch-reformierten Kirche aus, 2018 waren es noch 1063. Den Austritten steht eine Anzahl von 220 Kircheneintritten gegenüber, eine leichte Steigerung gegenüber 2020.

Im zweiten Jahr nacheinander ist die Zahl der Sterbefälle mit 2478 überdurchschnittlich hoch, dies lässt sich mutmaßlich mit der in den Corona-Jahren ermittelten Übersterblichkeit erklären.

Die Zahl der evangelischen Taufen hat sich mit 821 gegenüber dem ersten Lockdown-Jahr 2020 zwar deutlich erhöht, erreicht bislang aber nicht das Niveau vor der Coronakrise. 2020 wurden 674 Menschen getauft, 2019 waren es 1241. Mit einer gezielten Ansprache sollen junge Familien motiviert werden, das Fest der Taufe mit ihren Kindern zu feiern und auch ausgefallene Taufen nachzuholen.

9. März 2022
Ulf Preuß, Pressesprecher

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Mitgliederzahlen der Ev. Kirchen in Niedersachsen - gerundet, Stand 31.12.2021