Ökumenischer Aufruf zur Bundestagswahl: Die Würde des Menschen bleibt oberster Maßstab

Nachricht 01. September 2021
Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Ökumenischer Aufruf der Vorsitzenden der beiden großen Kirchen zur Wahl des Deutschen Bundestages

Mit einem ökumenischen Aufruf zur Wahl des Deutschen Bundestages am 26. September 2021 wenden sich heute (1. September 2021) der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, an die Mitbürgerinnen und Mitbürger. „Als christliche Kirchen sehen wir uns in der Mitverantwortung für unser demokratisches Gemeinwesen. Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger, den politischen Weg unseres Landes aktiv mitzugestalten. Eine lebendige Demokratie bedarf der Teilhabe, der Teilnahme und des Engagements der Menschen. Der erste und wichtigste Schritt dazu ist, sich ein eigenes verantwortliches Urteil zu bilden und das eigene Wahlrecht auszuüben“, heißt es in dem Aufruf. Er fordert dazu auf, Zusammenhalt durch Achtsamkeit, Solidarität und Gerechtigkeit zu stärken.

Mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen der zurückliegenden Jahre betonen Landesbischof Bedford-Strohm und Bischof Bätzing, dass gerade jetzt die Gesellschaft als Ganze gefragt sei. Sie erinnern an die Opfer der Flutkatastrophe und die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Durch die Gefährdung von Leben und Gesundheit, durch psychische Belastungen, gerade auch von Kindern und Jugendlichen, durch Einschränkungen von Freiheitsrechten und sozialem Miteinander, durch die wirtschaftliche Unsicherheit in der Zeit des Lockdowns oder die Sorge vor und die Diskussionen um Triage-Entscheidungen: in der Pandemie haben sich die Fragen nach Gleichheit, Gleichwertigkeit und Menschenwürde, nach der Freiheit der Menschen und auch nach den Anforderungen an die Solidarität und die Gerechtigkeit in der Gesellschaft auf eine neue Weise gestellt.“

Gegenseitige Achtung, Solidarität und Gerechtigkeit hielten die Gesellschaft zusammen, so die beiden Kirchenvertreter: „Wir alle sind aufgefordert, unser Wissen und unsere Fähigkeiten für das Gemeinwohl einzubringen. Die Starken helfen den Schwachen; so entsteht ein sozialer Ausgleich.“ Nach christlicher Überzeugung sei jeder Mensch von Gott einzigartig geschaffen und mit derselben unveräußerlichen Würde der Person ausgestattet. „Deshalb ist uns ein gesellschaftliches Miteinander wichtig, in dem die universalen und unteilbaren Menschenrechte aller Menschen respektiert werden.“ In ihrem Wahlaufruf nennen Landesbischof Bedford-Strohm und Bischof Bätzing verschiedene Problembereiche, die den Gesetzgeber in der nächsten Legislaturperiode herausfordern. Dabei geht es um Fragen der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, des Sozialstaats, einer Gestaltung der Digitalität und der wirksamen Bekämpfung des Klimawandels sowie um eine an der Würde und den Bedürfnissen der Menschen orientierte Politik zu Fragen von Flucht und Asyl.

Ausdrücklich rufen die Kirchen zu einem achtsamen, solidarischen und gerechten Miteinander auf, dass der Polarisierung der Gesellschaft entgegenwirke und gleichzeitig die Gefühle von Zusammenhalt und Gemeinschaft stärke. Sie fügen hinzu: „Populistischer Stimmungsmache und hetzerischer Rede muss klar und unmissverständlich entgegengetreten werden. Gegenüber extremistischem Gedankengut sind rote Linien zu ziehen. Die Würde des Menschen bleibt oberster Maßstab für das Handeln in Politik und Gesellschaft in Europa.“

Pressestelle der EKD, Carsten Splitt