Bildung gestalten – Interessen vertreten

Nachricht 18. März 2021

Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes 50 +:
Erstes digitales Netzwerktreffen der EEB Niedersachsen zum 51. Jubiläum des Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes

„Professionell und liebevoll – einfach Bildung für den Menschen“, so äußerte sich Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg, über das 1. digitale Netzwerktreffen der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen (EEB).

Über 80 Personen aus Kirche, Politik und Erwachsenenbildung starteten nach der Begrüßung durch Ulrike Koertge, Leiterin der EEB Niedersachsen, und Susanne Sander, pädagogische Mitarbeiterin, musikalisch begleitet durch das Duo Freiraum mit Schwung in den Tag. Landesbischof Ralf Meister betonte in seinem Grußwort die Bedeutung von lebenslanger Bildung für die Erschließung des Weltzusammenhangs und die Notwendigkeit, Zugänge zur Bildung für alle herzustellen. Gerade in der Pandemie würde deutlich, dass es noch immer keine Bildungsgerechtigkeit für alle gäbe. Dem entgegenzuwirken sei vordringliche Aufgabe von Bildung.

„Erwachsenenbildung im Angesicht von Pandemie und digitaler Transformation“ lautete der Titel des Impulsvortrages von Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Hamburg. Die Pandemie habe einen starken Digitalisierungsschub in der öffentlichen Erwachsenenbildung ausgelöst, aber auch zu großen Einbrüchen der Veranstaltungen geführt. Konzerne, wie Google, LinkedIn, Xing u.a. hätten in der Pandemie den Bildungsbereich für sich entdeckt und böten nun verstärkt digitale und berufliche Bildung an. Die Einstiegsangebote scheinen kostenlos zu sein, erforderten aber die Preisgabe sehr persönlicher Daten, die mit Informationen aus anderen sozialen Netzwerken verknüpft seien. Bei den Aufbaukursen entstünden hohe Gebühren. Öffentliche Erwachsenenbildung müsse dieser neuen interessengeleiteten Konkurrenz mit kostenneutralen Bildungsangeboten entgegenwirken. Ganzheitliches Lernen beruhe vor allem auf Begegnung und Beziehungspflege durch vertraute Personen.

Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt ging in seinem Vortrag: „Bildung gestalten - Interessen vertreten - Partei ergreifen“ auf die zentrale Bedeutung von öffentlicher Bildung als Schlüssel zur Teilhabe und Emanzipation ein. Die Pandemie verschärfe die schon vorher bestehenden Ungerechtigkeiten und trage zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft bei. Aufgabe öffentlicher Erwachsenenbildung sei es, durch entsprechende Bildungsangebote Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit zu fördern. Bildung sei keine Ware. Erwachsenenbildung müsse der Kommerzialisierung von Bildung gemeinsam entgegentreten. Dafür sei ein 2. Corona-Sonderfonds und z.B. die Sicherung des pädagogischen Nachwuchses durch unbefristete Stellen nötig. Nur dann könnten die Träger der Erwachsenenbildung die anstehenden Prozesse der Transformation, der Digitalisierung, des Klimawandels und der Globalisierung begleiten und mit ihren Bildungsangeboten zu einer Stärkung der Demokratie beitragen.

Im anschließenden Expertengespräch „Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes 50 +: Expert*innen beziehen Stellung“, moderiert von Ulrike Koertge und dem pädagogischen Mitarbeiter der EEB Dr. Peter Straßer, ging es um die besonderen Herausforderungen und Chancen für die öffentliche Bildung in Zeiten der Pandemie.

Minister Björn Thümler hob die Bedeutung öffentlich verantworteter Erwachsenenbildung zur Stärkung der Demokratie hervor. Bildung sei mehr als ökonomische Verwertungsinteressen. Die Pluralität niedersächsischer Erwachsenenbildung mit ihrer Angebotsvielfalt müsse auch zukünftig in der Fläche Niedersachsens sichtbar sein.

Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track sprach sich für eine neue Balance zwischen digitalen und Präsenzangeboten aus. Sie plädierte für einen differenzierten Bildungsbegriff, der Soziales, Emotionales oder auch z.B. Kulturelles mit einschließen müsse. Es sei Aufgabe kirchlicher Bildungsarbeit, die von Ausgrenzung bedrohten Menschen im Blick haben.

Nach Prof. Dr. Gerhard Wegner, Vorsitzender des Niedersächsischen Bundes für freie Erwachsenenbildung e.V., haben die finanzielle Absicherung der freien Erwachsenenbildung und die Beibehaltung der Steigerung der Finanzmittel um jährlich 4 % Priorität. Weiter müsse die Frage „Was ist die neue Normalität?“ gemeinsam diskutiert werden.

Abgerundet wurde das Netzwerktreffen der EEB Niedersachsen mit einem bunten Strauß an Glückwünschen, an dem sich Referent*innen, Expert*innen wie auch alle Gäste des Netzwerktreffens beteiligten.

Als Fazit des Tages hält Ulrike Koertge fest: Die EEB Niedersachsen stellt sich der digitalen Herausforderung, hat dafür bereits großzügig in die dafür notwendige Infrastruktur investiert und bietet ein vielfältiges Programm zum Erwerb digitaler Kompetenzen an – bezahlbar und ohne Preisgabe sensibler Daten. Die EEB wird für ihre Kooperationspartner auch in Zukunft eine zuverlässige und kompetente Ansprechpartnerin sein, sowohl im Bereich digitaler als auch präsentischer Angebote. Auch in Zukunft wird ein hohes Augenmerk auf werte- und normenorientierte Bildung, politische Bildung und Grundbildung gerichtet sein. Bildungsgerechtigkeit und die Möglichkeit aller zur Teilhabe sind dabei die leitenden Ziele.

Die Präsentationen der Referent*innen wie auch die Geburtstagskarte können auf der Website der EEB Niedersachsen www.eeb-niedersachsen.de abgerufen werden.