450 Jahre Emder Synode: Starker Impuls für Kirche und Demokratie

Nachricht 10. Juni 2021

Stadt Emden und Evangelisch-reformierte Kirche feiern mit Festakt am 10. Juni

Ein Jubiläum besonderer Art prägt das Jahr 2021 für evangelisch-reformierte Christen weltweit. Vor 450 Jahren versammelten sich in Emden 29 Kirchenälteste und Pastoren aus niederländischen Flüchtlings- und Untergrundgemeinden. Sie berieten, wie sie unter dem Druck von Verfolgung ihr reformatorisches Gemeindeleben und den Zusammenhalt über Landesgrenzen hinweg organisieren konnten.

Dieses Zusammentreffen im Oktober 1571 ist als „Emder Synode“ in die Kirchengeschichte eingegangen. Aus Anlass des Jubiläums laden die Stadt Emden und die Evangelisch-reformierte Kirche am 10. Juni 2021 zu einem Festakt in der Johannes a Lasco Bibliothek nach Emden ein. Pandemiebedingt können an der Festveranstaltung keine Gäste teilnehmen, darum wird diese per Livestream über die Webseiten www.reformiert.de und www.emden.de übertragen.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hält ein Video-Grußwort. Die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird durch den Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm vertreten, die Protestantische Kirche in den Niederlanden (PKN) durch Vizepräses Jeannette Galjaard. Die Direktorin des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte in Mainz, Professorin Irene Dingel, ordnet die Emder Synode in ihrem Festvortrag historisch und theologisch ein.

Wesentlicher Beschluss der Zusammenkunft vor 450 Jahren war der Entwurf einer nicht-hierarchischen Kirchenordnung. Ihr erster Satz steht heute in leicht abgeänderter Form in der Verfassung der Evangelisch-reformierten Kirche: „Keine Gemeinde soll über andere Gemeinden, kein Pastor über andere Pastoren, kein Ältester über andere Älteste, kein Diakon über andere Diakone Vorrang haben oder Herrschaft beanspruchen.“ Dieses Kirchenverfassungsmodell war für die damalige Zeit ziemlich neu: ohne Hierarchie, ohne staatliche Bevormundung - aber auch ohne deren Schutz -, mit gleichrangiger Beteiligung aller. Viele Kirchenordnungen weltweit gründen auf diesen Prinzipien.

Martin Heimbucher, Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche:
„Die Erinnerung an die Emder Synode ist eine Chance zur Besinnung auf wichtige Grundorientierungen in Kirche und Gesellschaft: Gleichberechtigung, Toleranz, Mitverantwortung. Die Emder Synode ist ein erstaunliches Beispiel dafür, wie aus einer akuten Notlage etwas Zukunftsweisendes entstehen kann. Die staatsunabhängige Kirchenverfassung ist eine Folge von Emden.“

Tim Kruithoff, Oberbürgermeister der Stadt Emden:
„Die Stadt Emden steht für Vielfalt und Dynamik während der reformatorischen Bewegung. Auch darum wurde Emden Ende 2012 als erste Stadt in Europa von der GEKE – der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa – mit dem Prädikat „Reformationsstadt Europas“ ausgezeichnet.

Die Emder Synode hat das Prinzip der „Subsidiarität“ befördert: Die jeweils kleinere Einheit erfüllt ihre Aufgaben so weit wie möglich selbst. Erst wenn Aufgaben dort nicht geregelt werden können oder wenn mehrere Einheiten betroffen sind, soll die größere Einheit damit betraut werden. Vor diesem Hintergrund gilt die „Emder Synode von 1571“ – über die Kirche hinaus – als Modell für spätere Formen demokratischer Selbstbestimmung und Mitverantwortung.“

Informationen zum Festakt:

Zeit: Donnerstag, 10. Juni 2021 - 12.00 Uhr
Ort: Johannes a Lasco Bibliothek Emden
Livestream am 10. Juni ab 11.45 Uhr über www.reformiert.de und www.emden.de