Worte von Kirchenleitenden in den ersten Wochen des Neuen Jahres

Nachricht 10. Januar 2020

Braunschweig

Bischofs Meyns: Greta Thunberg ist eine Art moderne Prophetin

(epd-Gespräch: Gunnar Müller)

Wolfenbüttel (epd/6.1.2020). Die Klimaaktivistin Greta Thunberg ist für den Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns eine moderne prophetische Gestalt. Die 17-Jährige lasse sich nicht von den Mächtigen einschüchtern und bleibe dabei wahrhaftig. Thunberg erinnere ihn an das unschuldige Kind im Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Dies habe sich getraut, die Wahrheit zu sagen und damit die bequemen Lebenslügen der Menschen durchbrochen, sagte Meyns im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Auch Propheten des Alten Testaments und Menschen wie Martin Luther King hätten mit ihren Mahnungen immer wieder zu neuen sozialen Bewegungen und einem Umdenken in der Gesellschaft geführt. Zugleich warnte der Landesbischof vor zu hohen Erwartungen: "Wir brauchen Greta und wir brauchen Fridays-for-Future, aber wir brauchen auch ein Umweltschutzministerium und die mühsamen Aushandlungsprozesse."

Nur durch den Druck der Fridays-for-Future-Bewegung sei das Klimapaket der Bundesregierung verabschiedet worden. "Ich würde den jungen Menschen immer Mut machen, dranzubleiben." Er könne verstehen, dass die Jugendlichen ungeduldig seien, da das Paket nicht alle Forderungen aufgegriffen habe. "Das mag zunächst bescheiden klingen und kann auch wirklich nur ein Anfang sein." Die komplexen politischen Prozesse ließen sich jedoch nicht in einem Jahr Fridays-for-Future ändern.

"Wir stehen vor riesigen Transformationsprozessen", sagte Meyns. Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz müssten jetzt angepackt werden. Die klassische Industriegesellschaft mit ihrer Verbrennung fossiler Brennstoffe stoße an ihre Grenzen. Anders als die sozialen Fragen der Industrialisierung lasse sich die ökologische Frage nur global lösen. Und dies sei in der gegenwärtigen weltpolitischen Situation schwierig.

In der Bewahrung der Schöpfung sieht der Bischof ein gemeinsames Ziel mit Fridays-for-Future. "Wichtig ist, dass wir jetzt auch selbst unseren Teil dazu beitragen und unsere Hausaufgaben erledigen." Die evangelische Landeskirche werde daher die energetische Sanierung ihrer Gebäude vorantreiben. Probeweise nutze die Kirche bereits einige Elektro-Fahrzeuge und baue Gemeinderäume in Kirchen ein, um Energie einzusparen. Im Wolfenbütteler Landeskirchenamt werde seit Jahren Ökostrom genutzt. "Das wird alles ein mühsamer Prozess, den wir ehrlicherweise schon vor Jahrzehnten hätten beginnen müssen."

epd lnb gum mil

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Meyns fordert mehr Respekt in Sachdiskussionen

Wolfenbüttel/Braunschweig (epd). Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns ruft dazu auf, trotz unterschiedlicher Meinungen respektvoll miteinander zu kommunizieren. "Leider ist der Ton der Auseinandersetzung in den sozialen Netzwerken teilweise von Hass und Häme geprägt", sagte der evangelische Theologe am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Anfang der Woche hatte Meyns in einem Interview das Engagement der Jugendlichen bei Fridays-for-Future begrüßt. In den sozialen Medien wurde er daraufhin von etlichen Kommentatoren wüst diffamiert, die Vergleiche mit Märchenerzählern und Pädophilen zogen. Der Landesbischof wolle sich von den Aussagen Einzelner aber nicht beeindrucken lassen.

In dem Interview hatte Meyns die Klimaaktivistin Greta Thunberg eine moderne prophetische Gestalt genannt. Die 17-Jährige lasse sich nicht von den Mächtigen einschüchtern und bleibe dabei wahrhaftig. Thunberg erinnere ihn an das unschuldige Kind im Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Dies habe die bequemen Lebenslügen der Menschen durchbrochen. Auch Propheten des Alten Testaments und Menschen wie Martin Luther King hätten mit ihren Mahnungen immer wieder zu neuen sozialen Bewegungen und einem Umdenken in der Gesellschaft geführt. Zugleich hatte der Landesbischof vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Er könne verstehen, dass die Jugendlichen ungeduldig seien. "Ich würde den jungen Menschen immer Mut machen, dranzubleiben."

Die Reaktionen waren geteilt. Viele Kommentatoren dankten Meyns für "kluge, wahre und herzliche Worte" und die Unterstützung der Jugendlichen. Meyns habe mit dem Klimaschutz das Zukunftsthema aufgegriffen. Andere beleidigten Meyns persönlich und als kirchlichen Amtsträger. In weiteren Kommentaren wurde der menschengemachte Klimawandel bestritten und die 17-jährige Thunberg als instrumentalisiert oder Hexe beschrieben. Ein Foto mit vielen lachenden "Gefällt mir"-Angaben zeigt etwa die Kofferraumklappe eines Pkw, aus dem an Thunbergs Frisur erinnernde Zöpfe ragen, daneben beschrieben mit "Greta? Nie gesehen."

Von Anfeindungen und Verleumdungen wolle er sich nicht irritieren lassen, sagte Meyns auf die Kommentare in den sozialen Medien. Er freue sich, wenn seine Äußerungen kritisch diskutiert würden: "Als Landesbischof stehe ich in einer Öffentlichkeit, die von unterschiedlichen, teilweise kontroversen Auffassungen geprägt sind." Streit in der Sache müsse sein, "damit wir uns als Gesellschaft über das, was wichtig ist, miteinander verständigen". Kirche werde sich weiterhin äußern und in christlicher Verantwortung an öffentlichen Debatten teilnehmen. (0157/10.01.20)

epd lnb gum bjs

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Hannover

Erinnerungen

Auf dem traditionellen Epiphanias-Empfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers erinnerte Landesbischof Ralf Meister an die Demonstrationen von Fridays for Future und deutete seine Eindrücke mit der Jahreslosung 2020. Auf den Demonstationen erlebte er eine „diffuse Mischung zwischen einerseits dem Glauben, dass es mit gemeinsamer Anstrengung eine Wende geben könnte und andererseits dem Unglauben, dass es doch eigentlich keinen Sinn mehr hat. Diese Ungeduld wendet sich in dieser weltweiten, jungen Gemeinschaft zur Kreativität, Ermutigung und Hoffnung. Und lebt doch immer wieder in der Ernüchterung, der Enttäuschung und den Vergeblichkeiten.“ Dies erinnere ihn an den Satz der biblischen Jahreslosung: Ich glaube, hilf meinem Unglauben. In ihm gehe es „um die Zuversicht, dass Gott in Jesus Christus uns eine Zukunft verheißt.“ Dennoch, so Meister, „werden wir wieder und wieder von dieser Hoffnung fortgerissen und zweifeln an einer guten, lebenswerten Zukunft. Eine Zukunft, die im Glauben schon jetzt Gestalt gewinnen könnte. Warum sieht diese Welt so aus, wie sie aussieht? Warum geschieht, was geschieht?“

Das biblische Wort „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Ist für den hannoverschen Landesbischof „die geistliche Variante des Satzes: Wir schaffen das!“ „Ich glaube“ stehe nicht „für den eigenen Aktionismus, sondern für die Zuversicht, an Gottes Werk mit zu bauen.“ Meister: „Wir leben dieses Leben so, als ob es einen guten Ausgang nimmt. In der Gewissheit, dass diese Welt kein Inferno-Ende nehmen wird. Es ist die Ermutigung: Mit unseren Fähigkeiten und Gaben, mit den Ideen und der notwendigen Konsequenz können wir gemeinsam Veränderungen bewirken. Veränderungen, die uns zeitweilig noch völlig utopisch erscheinen.“

Die Ansprache von Landesbischof Meister im Wortlaut:

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Leer

Jahreslosung 2020: „Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24)

Im Blick auf die Jahreslosung für 2020 hat Kirchenpräsident Martin Heimbucher dazu ermutigt, sich im Glauben nicht zu überfordern. Der christliche Glaube sei „kein Muss, sondern eine Möglichkeit": „Ich darf im Glauben unsicher sein – und dennoch zuversichtlich“, schreibt Heimbucher in einer biblischen Besinnung.

Genau davon erzähle auch die Geschichte, aus der die Jahreslosung stammt: Verzweifelt über die lebensbedrohliche Erkrankung seines Sohnes wendet sich ein Vater an Jesus. Jesus aber weist den Bittsteller zunächst zurück. Heimbucher erklärt: Jesus konfrontiere den Vater, um ihm zu zeigen: „Du bist nicht unmündig in Sachen des Glaubens.“

Dann aber zeige sich Jesus als der, der auf der Seite des Kindes gegen die Krankheit kämpft - „damit das Leben siegt". Damit seien Menschen oft überfordert: „Wir erkennen uns wohl eher in der hilflosen Jüngerschar wieder - auch im Angesicht Jesu noch hin- und hergerissen zwischen Hoffnungslosigkeit und Mut“, meinte Heimbucher.

Glaube dürfe als ein „tastendes Vertrauen" gewagt werden: „Glauben gibt es nicht ohne Anfechtung. Liebe kennt Verunsicherung. Hoffnung erlebt Anflüge der Verzweiflung“, räumt Heimbucher ein. Es sei wichtig, Menschen zu begegnen, die versuchen, aus einem angefochtenen Vertrauen heraus zu leben. Andere Menschen sollten es spüren, dass Christinnen und Christen zu dem gehören, „der die Hilfe Gottes im Namen trägt“.

6. Januar 2019

„Ich glaube! Hilf meinem Unglauben! Martin Heimbucher zur Jahreslosung 2020, ungekürzt auf:
https://www.reformiert.de/nachricht/mit-meinem-tastenden-vertrauen-bin-ich-willkommen.html

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Oldenburg

Wieviel Geld brauchts zum Glücklichsein?

Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis. Finanzchefin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg,  spricht im Kirchenradio über Reichtum und Mangel, Geld und Macht und die neue Lust am Sparen.
Sendetermin: 11. Januar 2020 um 18:00 Uhr bei Oldenburg Eins (UKW 106,5 - Kabel 92,75 MHz - Live-Stream). Wiederholung am Sonntag, 26.01.2020 um 13 Uhr.
Als Podcast ist das Gespräch nach der Sendung verfügbar unter www.kirchenradio-oldenburg.de/2020/01/wieviel-geld-brauchts-zum-gluecklichsein/