Studie: Schlechte Rahmenbedingungen erschweren Arbeit in Kitas

Nachricht 26. August 2020

Trotz des Kita-Ausbaus sind die Bedingungen für die pädagogische Arbeit an vielen Orten noch mangelhaft, wie eine aktuelle Studie zeigt. Danach sind die Gruppen vor allem in Niedersachsen zu groß. Dort mehren sich die Rufe nach mehr Fachkrä

Zu große Gruppen in Niedersachsen - Diakonie und Grüne fordern mehr Personal

Hannover/Bremen (epd). In einem Großteil der Kindertagesstätten im Nordwesten Deutschlands sind der Personalschlüssel und die Gruppengrößen einer aktuellen Studie zufolge nicht kindgerecht. In Niedersachsen sind nach der Studie der Bertelsmann Stiftung mehr als drei Viertel (78 Prozent) aller amtlich erfassten Kita-Gruppen zu groß. Dies ist der höchste Anteil bundesweit, wie die Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Vorstellung ihres jährlichen "Ländermonitorings Frühkindliche Bildungssysteme" mitteilte. Bremen schnitt besser ab, dort waren nur 41 Prozent der Kita-Gruppen zu groß.

Die Diakonie in Niedersachsen und die Grünen im niedersächsischen Landtag forderten als Reaktion auf die Studie neue Anstrengungen für mehr Personal und kleinere Gruppe in den Kitas. Auch im deutschlandweiten Mittel ist rund die Hälfte aller Kita-Gruppen (54 Prozent) zu groß.

In Niedersachsen sind den Angaben zufolge die Kinder ab drei Jahren sogar noch häufiger von ungünstigen Gruppengrößen betroffen (88 Prozent) als die unter Dreijährigen (77 Prozent). Die Bildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Kathrin Bock-Famulla, betonte, in Niedersachsen sei die Personalausstattung noch nicht kindgerecht, und das Qualifikationsniveau der Fachkräfte sei zu niedrig: "Niedersachsen sollte sich in allen Bereichen verbessern."

Für die Diakonie in Niedersachsen verlangte Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke eine Gesamtstrategie für den Ausbau der Personalressourcen: "Gerne sind wir bereit, an einer solchen Strategie mitzuarbeiten." Nötig sei ein konkreter Fahrplan, wie die Ausbildungskapazitäten und die beruflichen Rahmenbedingungen für pädagogische Fachkräfte verbessert werden sollten.

Niedersachsen habe einen großen Teil der Mittel aus dem "Gute-Kita-Gesetz" des Bundes zur Finanzierung der Beitragsfreiheit in den Kitas verwendet, statt den Personalschlüssel zu verbessern, kritisierte Lenke. Das mache sich nun bemerkbar. Die evangelischen Kirchen und die Diakonie in Niedersachsen sind Träger von rund 1.200 Kindertageseinrichtungen. Sie repräsentieren damit als größter freier Träger mehr als ein Fünftel aller Kitas im Land.

Auch die Grünen forderten eine Qualitätsoffensive. "Die Landesregierung muss die Probleme in den Kitas endlich ernst nehmen, damit Niedersachsen nicht länger hinter dem Bundesschnitt zurückfällt", sagte der familienpolitische Sprecher Volker Bajus. Dazu gehöre auch eine bessere Bezahlung schon in der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher. Zudem müsse das Ausbildungsniveau verbessert werden: "Kitas sind keine Verwahranstalten, sondern haben pädagogisch hochwertige Aufgaben."

Nach Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung sollten in Krippengruppen rechnerisch drei Kinder auf eine Fachkraft kommen und in Kindergartengruppen maximal 7,5. In Bremen war das den Angaben zufolge im Jahr 2019 rein rechnerisch der Fall. Damit sei die Personalausstattung in Bremen im Durchschnitt nach Baden-Württemberg die günstigste bundesweit, hieß es.

Dennoch sei der Personalschlüssel in Bremen für rund 8.200 Kita-Kinder "nicht kindgerecht" gewesen. Damit habe genau für die Hälfte der dortigen Kinder in amtlich erfassten Kita-Gruppen nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung gestanden. Bildungsexpertin Kathrin Bock-Famulla sagte: "Obwohl Bremen im bundesweiten Vergleich gut dasteht, sollte noch mehr für die frühkindliche Bildung gemacht werden." 
 

epd lnb bjs/mir/mig mir