Kirchen setzen bei Lockerungen für Gottesdienste auf Gespräche - keine Gottesdienste vor Anfang Mai

Nachricht 20. April 2020
Schreiter-Fenster in Hannover; Foto: Inna Rempel

Hannover/Bremen (epd). Leitende Kirchenvertreter in Niedersachsen und Bremen setzen bei möglichen Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Gottesdienste auf weitere Gespräche mit der Landes- und Bundespolitik. "Ich bleibe zuversichtlich, dass es in naher Zeit stufenweise Möglichkeiten geben wird, wie in Kirchen unter den bestehenden hygienischen Bedingungen und Abstandsgeboten Gottesdienste mit einer überschaubaren Anzahl an Besuchern gefeiert werden können", sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Donnerstag auf epd-Anfrage. "Dazu braucht es nun Gespräche auf politischer Ebene."

Die Kirchen hätten an Ostern, dem höchsten christlichen Feiertag, mit hoher Verantwortung gehandelt, sagte Meister, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist. "Das ist ein guter Ausgangspunkt für die kommenden Schritte."

Auch der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit zeigte sich überzeugt, "dass wir in den nächsten Tagen eine tragfähige Lösung finden werden, die verantwortbare Formen des Gottesdienstes in unseren Kirchen wieder ermöglicht". Hierzu seien zahlreiche Gespräche innerhalb der oldenburgischen Kirche, auf Ebene der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und auch bundesweit geplant, sagte der evangelische Theologe.

Zugleich betonten Kirchenvertreter, es gehe nach wie vor darum, die Ausbreitung des Coronavirus wirkungsvoll einzudämmen. Als Teil der Gesellschaft unterstützten die Kirchen dies mit Nachdruck, sagte Adomeit.

Für die braunschweigische Landeskirche betonte Sprecher Michael Strauß, bisher habe die evangelische Kirche die Gottesdienstverbote als notwendig akzeptiert, um Leben zu schützen. "Wir sehen das als Akt der Nächstenliebe." Es schmerze, dass keine Gottesdienste stattfinden könnten. "Aber wir wollen nicht voranpreschen." Wichtig sei ein abgestimmtes Vorgehen der evangelischen Kirchen in Niedersachsen.

Der Sprecher der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer, Ulf Preuß, sagte dem epd, auch die Reformierten wollten konkrete Regelungen des Landes Niedersachsen abwarten. Die katholischen Bistümer Hildesheim und Osnabrück teilten auf Anfrage ebenfalls mit, die deutschen Bischöfe seien in Gesprächen mit der Politik.

Gemeinden und führende Vertreter der Bremischen Evangelischen Kirche wünschen sich zwar ebenfalls mit Blick auf gemeinsame Gottesdienste eine Lockerung der Corona-Beschränkungen. Sie stellten aber den Infektionsschutz voran, erklärte der theologische Repräsentant der Kirche, Pastor Bernd Kuschnerus.

Bund und Länder wollen die Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie größtenteils bis zum 3. Mai verlängern. Dazu gehört auch ein Verbot von Zusammenkünften in Kirchen, Moscheen und Synagogen. (6260/16.04.20)

epd lnb sel/mir mig

Keine Gottesdienste vor Anfang Mai

Hannover/Berlin (epd). Nach einem Gespräch zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Bund ist klar: Gottesdienste wird es vor Anfang Mai nicht geben. Allerdings sollen die christlichen Kirchen, der Zentralrat der Juden und die islamischen Moscheeverbände in der kommenden Woche Konzepte vorlegen, wie Gottesdienste mit den nötigen Hygieneregeln abgehalten werden können. Das berichteten die Teilnehmer des Gesprächs am Freitag übereinstimmend. Bund und Länder würden am 30. April auf Basis der Konzepte über eine Lockerung der geltenden Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie für Gottesdienste beraten, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, er freue sich, dass es in absehbarer Zeit in den Kirchen wieder Gottesdienste geben könne. "An Ostern haben wir gezeigt, dass es verantwortbare Wege gibt, um die Kirchen zum stillen Gebet zu öffnen. Ich bin sicher, dass es uns nun auch für Gottesdienste gelingen wird, entsprechende Konzepte zu entwickeln, die eine schrittweise Rückkehr ins gottesdienstliche Leben ermöglichen", sagte der evangelische Theologe. Ziel müsse sein, den gesundheitlichen Schutz der Gottesdienstbesucher und derjenigen sicherzustellen, die an der Gestaltung der Gottesdienste beteiligt sind.

Über Wege zur Lockerung des Gottesdienstverbots entscheiden müssen die einzelnen Bundesländer. Das Treffen mit Innenstaatssekretär Markus Kerber (CDU) am Freitag diente vor allem dem Austausch und der Vermittlung. Evangelische und katholische Kirche kündigten an, in der kommenden Woche entsprechende Konzepte mit Abstands- und Hygieneregelungen vorzulegen. Ziel sei, "möglichst bald" danach wieder Gottesdienste abhalten zu können. Ob das schon am ersten Mai-Wochenende der Fall sein könnte, sei offen, sagte der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann.

Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), sagte: "Denkbar wäre, die Anzahl der Gottesdienstbesucher zu begrenzen, Gottesdienste im Freien, das Angebot von Gottesdiensten zu erhöhen und in den Kirchen, Moscheen und Synagogen einen Mindestabstand zu gewährleisten." Was im Plenarsaal des Bundestages möglich sei, müsse auch in Gotteshäusern erlaubt sein.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, die Gläubigen würden das Signal aus dem Gespräch im Ministerium als Zeichen der Hoffnung zu schätzen wissen. Viele litten unter den Beschränkungen ihrer religiösen Praxis. Die katholische Kirche wurde vom Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, bei dem Gespräch vertreten.

Auch der Zentralrat der Juden will ein Hygienekonzept vorlegen, teilte er am Freitag mit. Zentralratspräsident, Josef Schuster, begrüßte ebenso wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die einmütige Vereinbarung zwischen Bund und Religionsgemeinschaften. Ein weiteres zentrales Anliegen der Kirchen sei die Gewährleistung der Seelsorge an Kranken und Sterbenden gewesen, sagte Bedford-Strohm. Auch hier habe Einigkeit bestanden, dass die Kirchen bei der Wahrnehmung dieser wichtigen Aufgabe stärker unterstützt würden.

Der Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime, Burhan Kesici, sagte, die muslimischen Glaubensgemeinschaften würden sich an die Beschränkungen halten. Für die Muslime beginnt Ende der kommenden Woche der heilige Fastenmonat Ramadan. Nach dem 3. Mai wolle man sehen, wie Gebete in den Moscheen stattfinden könnten. Beten und Fasten ist im Ramadan zentral für Muslime. (7253/17.04.20)

epd lnb bas/bjs