EKD: Deutschland kann noch Geflüchtete aufnehmen

Nachricht 03. März 2020
Prälat Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union; Foto: R. Zöllner

Hannover/Berlin. Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin und Brüssel, Martin Dutzmann, hat angesichts der Situation der Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik kritisiert. Menschen, die in Not seien, mit Wasserwerfern und Tränengas abzuwehren, sei verwerflich, sagte der Theologe dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag). Zugleich betonte Dutzmann, Deutschland habe für die Aufnahme neuer Flüchtlinge noch Kapazitäten.

"Die Kirchen haben immer sichere und legale Fluchtwege nach Europa gefordert. Man sieht jetzt, wie dringlich diese Forderung ist", unterstrich Dutzmann. In den griechischen Flüchtlingslagern sei die humanitäre Situation teilweise "katastrophal", sagte der Prälat, der vergangene Woche mit einer Delegation von Vertretern der evangelischen Kirche sowie von Kommunen und der Flüchtlingshilfe unter anderem das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos besucht hatte.

Am Samstag hatte die Türkei ihre Grenzen zur EU geöffnet. Nach UN-Angaben versammelten sich an der türkisch-griechischen Grenze daraufhin mindestens 13.000 Menschen. Laut den griechischen Behörden wurden Tausende Flüchtlinge am Grenzübertritt gehindert.

Im Rückblick auf die Aufnahme vieler Flüchtlinge in Deutschland seit 2015 sagte Dutzmann, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit ihrem Satz "Wir schaffen das" recht behalten. "Die deutsche Gesellschaft hat seit 2015 ungeheuer viel geschafft", betonte der Theologe. Und auch wenn die Zuwanderung nach Deutschland und Europa geregelt werden müsse: "Dass wir nicht leistungsfähig genug wären, um noch mehr Menschen bei uns aufzunehmen, das sehe ich nicht."

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen