Corona-Krise: Zusammenarbeiten und Teilen

Nachricht 27. März 2020
Bevollmächtigte OLKR Dr. Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke; Fotos: J. Schulze, St. Heinze.

Die Bevollmächtigten OLKR Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke schreiben im Newsletter der Konföderation, März 2020:

„Die Lage ist ernst“, nicht nur in Deutschland und in Europa, sondern weltweit. Die Lage ist aufgrund der Pandemie durch das Corona-Virus von einer Dramatik, deren Folgen gegenwärtig nicht absehbar sind. Menschen sind in Sorge, dass eine Infektion mit Covid 19 auch sie das Leben kosten könnte, eben weil sie verwundbar sind aufgrund von Alter, Krankheiten, aber auch Armut und mangelnden hygienischen Verhältnissen. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Grundlagen weltweit in Gefahr.

Es gibt in dieser Situation Menschen, die versuchen, die Bedrohung zu verdrängen, indem sie sie kleinreden; andere haben trotz der medialen Dauerpräsenz der Krise noch nicht den Ernst der Lage begriffen. Es gibt schließlich offenbar diejenigen, die fast schon reflexhaft sich selbst die Nächsten sind, versuchen von dem vermeintlich sinkenden Schiff irgendwie auf eine angeblich sichere Insel zu kommen. Entsetzt sind wir über Meldungen, dass in Kliniken in großem Stil dringend benötigte Schutzkleidung und -masken gestohlen wurden. Das ist völlig unverantwortlich, weil es Menschen das Leben kosten kann. Das sind die einen.

Die anderen sind die, die ihre Mitmenschen nicht aus den Augen verlieren, für sie sorgen und Solidarität üben in einer dringend erhofften, aber nicht vorher erwartbaren Weise. Zuerst gilt unser Dank den Ärztinnen und Ärzten, den Pflegerinnen und Pflegern und allen anderen, die im Gesundheitswesen weltweit arbeiten und oft unter Einsatz des eigenen Lebens, sich um Kranke und Infizierte kümmern. Unser Dank gilt des Weiteren denen, die in den sog. „systemrelevanten“ Tätigkeiten u.a. dafür sorgen, dass die Versorgung mit Lebensmitteln und Energie gesichert ist, Telefon und Internet funktionieren und dabei an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Wir freuen uns über die unzähligen Meldungen über Hilfsbereitschaft, Einsatz und Hingabe, um andere Menschen zu unterstützen und ihnen zu helfen.

Als Kirche und Diakonie versuchen wir alles zu tun, was uns möglich ist, um bei der Bewältigung der Krise zu helfen. Dabei suchen wir die Zusammenarbeit mit vielen anderen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Gruppen. Dass eine Gesellschaft auf die Mitwirkung wirklich aller Menschen angewiesen ist, darin liegt die noch nie dagewesene Herausforderung. Menschen zu motivieren, Haltung zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen, ist jetzt die entscheidende Aufgabe.

Die Haltung, um die es jetzt geht, kommt in einem Satz von Vera Brittain, Schriftstellerin, zum Ausdruck, die bereits 1947 (!) treffend bemerkte: „Wir leben in Europa alle im gleichen Boot, jeder von uns muss helfen, dass das Boot nicht sinkt.“ Spätestens im Jahr 2020 muss ihr Satz fortgeschrieben werden: „Wir leben auf dieser Welt alle im gleichen Boot, jede und jeder von uns muss helfen, dass das Boot nicht sinkt.“

Für uns bedeutet dies, dass wir auch nicht vergessen dürfen, wie viele Menschen weltweit an Krankheiten wie Aids, Cholera, Dengue-Fieber oder Malaria ebenso wie an Unterernährung leiden und oft auch sterben. Corona kommt nun hinzu und wird in besonderer Weise Menschen treffen, die in Armut leben, auf der Flucht sind, in Flüchtlingslagern z.B. auf den griechischen Inseln oder in einem Bürgerkriegsland wie Syrien leben müssen. Auch diese Menschen brauchen dringend unsere Hilfe, damit die Welt keinen Schiffbruch erleidet.

Nach einer Erzählung in der Bibel (Markus 8, 14ff) entdecken die Jünger Jesu mitten auf dem See Genezareth, dass sie nur ein Brot als Proviant für alle an Bord hatten. In dem darauffolgenden Disput erinnert Jesus die Jünger an die Erfahrung, dass von „eigentlich“ viel zu wenigen „Lebens“mitteln, fünf Broten und zwei Fischen, viele Menschen satt wurden. Es ist die Geschichte vom Wunder des Teilens. Es tut gut, sich an diese biblische Erfahrung zu erinnern und darauf zu vertrauen, dass selbst „ein einziges Brot“ für mehr reichen kann, wenn Menschen es teilen. Wir sitzen alle in einem Boot. Teilen ist unsere Chance.

Wir wünschen Ihnen viel Kraft und Mut, kreative Ideen und nicht zuletzt viel Gesundheit. Bleiben Sie behütet.

Ihre
Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke

Die Bevollmächtigten Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke