Wie kann Weihnachten uns retten?

Nachricht 24. Dezember 2020
Bevollmächtigte OLKR Dr. Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke; Fotos: J. Schulze, St. Heinze.

Die Bevollmächtigten OLKR Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke schreiben im Dezember-Newsletter:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ostern im Lockdown und jetzt auch noch Weihnachten. Gefühlt trifft uns nach neun Monaten Kontaktbeschränkungen dieser Lockdown in der Advents- und Weihnachtszeit härter als der im Frühjahr. Denn die meisten Menschen haben klare Vorstellungen davon, wie sie Weihnachten erleben möchten, und freuen sich „alle Jahre wieder“ drauf trotz der Gefahr einer leicht verbrannten Gans, eines einfallslosen Geschenks oder gar nicht einfacher Familienkonstellationen. Da passen keine Kontaktbeschränkungen, insbesondere weil Besuche für sehr viele Menschen zu Weihnachten dazugehören: vom Besuch des Weihnachtsgottesdienstes bis zu Besuchen von Familie und Freund*innen. Nun sind Besuche stark eingeschränkt, mehr noch: auf sie soll jenseits der drei Weihnachtstage so weit wie möglich verzichtet werden und wenn sie stattfinden, wird niemand völlig frei von dem Gedanken sein, ob das Virus nicht doch unerkannt mit am Tisch sitzt. So schwanken viele noch, was tun. Sie überlegen hin und her, ob sie sich trauen, die Enkelkinder in München zu besuchen.

Wir brauchen aber Begegnungen und Besuche als Lebenselixier. Ein Bürgermeister erzählt, dass er am Heiligen Abend nicht die Feuerwehr, die Polizeistation oder den Obdachlosentreff besuchen wird. Er habe das immer so gerne getan und nächstes Jahr sei er im Ruhestand. Jedes einzelne Weihnachtsfest ist wichtig und es gibt die Sorge, unwiderruflich bei diesem einen Weihnachtsfest auf etwas verzichten zu müssen, was nicht nachgeholt werden kann: der dünne Faden familiären Zusammenhalts könnte reißen, der Freundeskreis aus Schulzeiten sich endgültig auflösen oder die Kinder aus dem Haus sein. Dabei sehnen sich Menschen nach einem Jahr, das für viele ungewöhnlich anstrengend, vielfach mit Ängsten, Verzicht oder gar Verlust, auch von Menschen, die an Covid-19 sterben mussten, verbunden ist, nach sicherem Boden unter den Füßen. Wenigstens Weihnachten soll wie immer sein und wird es doch vielfach nicht.

„Nicht wir retten Weihnachten, Weihnachten rettet uns.“ Dieser Satz klingt gut, aber was will er sagen? Der Lockdown light und damit menschliches Handeln hat ein weitgehend „normales“ Weihnachtsfest nicht retten können, die Infektionszahlen sind zu hoch. Wie kann dann „Weihnachten“ uns retten?

„Die Nacht ist vorgedrungen … von Gottes Angesichte kam Euch die Rettung her“, heißt es in dem zu Herzen gehenden Advents- und Weihnachtslied von Jochen Klepper. Gott rettet aus dem Dunkel menschlicher Nächte und aus dem Dunkel einer Pandemie, weil er Mensch und Welt nicht allein lässt. Gott ist da im Kind in der Krippe. So will er Gott sein und so will er retten: sanft, selbst verletzlich, Menschen heilen, die Seelen hell machen und die Herzen berühren. Gott kann da sein, wenn Kinder einen selbstgemalten Engel in den Briefkasten stecken, Jugendliche die letzten Besorgungen übernehmen, Küsterinnen und Küster die Kirche festlich geschmückt haben und offen halten oder die Tochter vom anderen Ende dieser Erde ausgiebig anruft. „Es ist was es ist sagt die Liebe.“ (Erich Fried) Es kann Gott sein.

Gott ist da im Angesicht von Menschen. Er rettet Menschen auf seine Weise, so dass Weihnachten ein Fest gegen die Dunkelheit der Welt ist. Dann schimmern Hoffnung, Leben und Zukunft auf. Der Hoffnungsschimmer kann hell leuchten. Erwartet hat keine*r diese Hoffnung, die in der Geburt, im Stall von Bethlehem aufleuchtet und auch nicht die Hoffnungsschimmer, die es mitten im Leben gerade an Weihnachten in diesem Jahr geben wird. Denn wir halten die Augen danach offen. Hoffnungsschimmer leuchten hell und stark, andere zart und sanft – es ist Liebe in der Welt.

Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes und friedvolles Weihnachten, an dem die Hoffnung durchschimmert oder hell leuchtet, auch die auf ein Ende der Pandemie. Gott gehe mit Ihnen durch das Jahr 2021.

Ihre 
Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke
Die Bevollmächtigten Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke

P.S. Global sind sehr viele Menschen von der Corona-Pandemie existentiell, gesundheitlich und wirtschaftlich in weit höherem Maße als die meisten Menschen in Europa betroffen. Wir bitten Sie deshalb sehr herzlich um eine Spende für „Brot für die Welt“. Vielen Dank!

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