Besinnung zum "Totensonntag" - Ewigkeitssonntag

Nachricht 22. November 2020
Bevollmächtigte OLKR Dr. Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke; Fotos: J. Schulze, St. Heinze.

Die Bevollmächtigten OLKR Kerstin Gäfgen-Track und OLKR Andrea Radtke schreiben im November-Newsletter zum Totengedenken und zur Hoffnung "auf das, was da noch kommt".

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der nächste Sonntag ist alltagssprachlich der „Totensonntag“, an dem in besonderer Weise der Verstorbenen gedacht wird. In den evangelischen Kirchen heißt dieser Sonntag „Ewigkeitssonntag“. Insbesondere in den evangelischen Gottesdiensten wird an diesem Sonntag der Verstorbenen gedacht, und ihre Namen werden verlesen. Eine besondere Stimmung prägt die Verlesung der Namen: sehr still, gedämpft und meist wehmütig. Die Endlichkeit des eigenen Lebens wird mit jedem Namen eines Verstorbenen spürbarer. In diesem Jahr werden unter den Verstorbenen auch diejenigen sein, die an Covid-19 gestorben sind: über 900 Menschen allein in Niedersachsen; über 1,3 Millionen weltweit. Wie die Aktienkurse oder das Wetter gibt es Tag für Tag spätestens seit Ende Februar die Meldungen, wie viele Menschen an Covid-19 erkrankt und wie viele gestorben sind. Die Bilder von Stränden übersät mit Kreuzen für an Covid-19 verstorbenen Menschen tauchen ebenso auf wie die Bilder der Militärtransporter in Bergamo oder die Kühllaster in El Paso, um Tote abzutransportieren. Krankheit, Tod und Sterben sind Themen, die wir gesellschaftlich, aber auch vielfach aus unserem Leben am liebsten heraushalten wollen. Sie kommen traditionell nur im als grau und trüb charakterisierten November ins kollektive Gedächtnis: Allerheiligen und Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag. „Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe…“, heißt es im 89. Psalm. In der Pandemie sind die Wucht und die Macht des Todes spürbar.

„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“, so Bertolt Brecht. Es ist für die von Trauer und Angst verwundeten Herzen und Seelen von Menschen wichtig, sich an die Verstorbenen zu erinnern und mit dem Gedanken leben zu lernen, selbst sterben zu müssen und selbst darauf zu hoffen, dann nicht in Vergessenheit zu geraten. Aber mit der Erinnerung an die Verstorbenen allein und dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit zu leben ist schwer, wenn kein Sinn und keine Hoffnung dem entgegengesetzt werden kann. Indem wir leben, dem Tod widerstehen und das Leben mit jedem Geburtstag bewusst feiern. In den meisten Gemeinden wird für jeden Verstorbenen eine Kerze oder ein Teelicht angezündet als Licht der Hoffnung und Wärme für die Seele. Beziehungen können in unseren Gedanken und in unseren Herzen lebendig bleiben. Wir wissen, die konkrete christliche Hoffnung auf eine Beziehung zu Gott, die auch durch den Tod nicht zerstört wird, können und wollen nicht alle Menschen teilen. Trost kann auch ganz anders sein, etwa lebenssatt zu sterben oder der Gedanke, in den Kindern weiterzuleben; trösten kann die Hoffnung, dass von jedem Menschen etwas bewahrt bleiben möge: ein Name, mit dem ein Leben verbunden ist.

Wir beide haben vor vielen Jahren unsere Väter verloren, aber wir entdecken immer wieder, wie präsent sie weiterhin in unserem Leben sind. Uns verbindet die Sorge um unsere Mütter, und wir überlegen, wie wir unter den Kontaktbeschränkungen mit ihnen durch die Zeit der Pandemie kommen, getragen von der Hoffnung „auf das, was da noch kommt“ heute, morgen und in Ewigkeit. Gott wird Mensch in einem armseligen Stall, Hoffnung auf Leben. Hoffnung ist das Thema von Advent, bringt Licht ins Dunkel und wärmt die Seele.

Wir wünschen Ihnen einen nachdenklichen „Totensonntag“ und eine helle Adventszeit

Ihre 
Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke

Die Bevollmächtigten Kerstin Gäfgen-Track und Andrea Radtke