75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: ein stilles Gedenken

Nachricht 07. Mai 2020
Nagelkreuz aus Coventry in der Nikolaikirche, Kiel; ©Foto: Concord/WIKIPEDIA

Pastor Frank Waterstraat schreibt als Leiter des Kirchlichen Dienstes bei Polizei und Zoll:

"Ich nehme im Zusammenhang mit dem 75 Jahre zurückliegenden Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland eine kontroverse Debatte um die Interpretation dieses Tages wahr und mag der Diskussion keinen Beitrag hinzufügen. Ich möchte inne halten, unsere Schuld bedenken und vor Gott bringen und mich seiner Vergebung öffnen. Und mich darauf besinnen, was unsere Aufgabe in einer unfriedlichen Welt ist: Frieden und Versöhnung zu stiften, wo es möglich ist. Dazu ist das Versöhnungsgebet von Coventry für mich wegweisend in seiner Kürze, Tiefe und Klarheit. Es entstand im Zusammenhang mit dem Angriff der deutschen Luftwaffe auf Coventry am 14. November 1940, bei dem etwa 570 Menschen starben und neben Industrieanlagen auch weite Teile der Innenstadt mit der Kathedrale zerstört wurden. 1959 wurde es formuliert und wird seitdem freitags um 12.00 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale in Coventry gebetet. Die deutsche Übersetzung, 2015 von der Nagelkreuzgemeinschaft (www.nagelkreuz.org) in Deutschland beschlossen, lautet wie folgt:

Das Versöhnungsgebet von Coventry

Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. (Römerbrief des Apostels Paulus, 3,23)
Darum beten wir:
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, gleichwie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheserbrief des Apostels Paulus 4,32)
AMEN

Möge das Gebet Sie an diesem Tag und darüber hinaus leiten. Bleiben Sie bewahrt und behütet, seien Sie gesegnet. Wir sind Ihnen in Gedanken und Gebet verbunden.

Im Namen des gesamten Teams des Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll
Ihr
P. Frank Waterstraat"