Reformationstag soll Feiertag werden

Nachricht 19. Januar 2018

Kirchenpräsident Martin Heimbucher spricht sich für 31. Oktober aus

In der Debatte um einen weiteren Feiertag in Norddeutschland hat sich auch Kirchenpräsident Martin Heimbucher für den Reformationstag (31. Oktober) ausgesprochen. "Ich würde mich darüber freuen, wenn in Norddeutschland künftig der Reformationstag ein allgemeiner Feiertag wäre", sagte Heimbucher am Freitag, 19. Januar, in Leer. Der Feiertag sei eine hervorragende Gelegenheit zur Besinnung auf Reformation als eine Aufgabe für Kirche und Gesellschaft. Zuvor hatte unter anderem schon der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Hannovers Landesbischof Ralf Meister, für den Reformationstag geworben.

Heimbucher betonte, nicht allein die evangelische Kirche, sondern jede Religion und jede Weltanschauung brauche Reformation und "die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Schattenseiten". Die Anliegen der Reformation würden durch den Antijudaismus vieler Reformatoren nicht entwertet. "Der für die Reformationszeit typische Antijudaismus, verbunden mit der zuweilen maßlosen Hetze Luthers, ist von der evangelischen Kirche als theologischer, politischer und menschlicher Irrweg mit schrecklichen Folgen erkannt und deutlich benannt."

Der Kirchenpräsident sagte, er respektiere, dass für viele jüdische Bürger ein Feiertag am 31. Oktober nur schwer erträglich sei. Kern des Anstoßes sind dabei vor allem judenfeindliche Aussagen des Reformators Martin Luther (1483-1546), die sich in einer seiner späteren Schriften widerspiegeln. Die Auseinandersetzung vieler christlicher Konfessionen mit dem Antijudaismus und Antisemitismus in ihrer eigenen Geschichte zeige aber, dass Reformation zu Veränderungen in den Einstellungen beitragen könne.

Eine klare Absage erteilte Heimbucher einem Reformationstag als "Luther-Tag". "Wir haben den Reformationstag 2017 als evangelische Kirche nicht in Erinnerung an eine Person gefeiert und können das auch in Zukunft nicht tun." (epd)


Die Stellungnahme von Kirchenpräsident Martin Heimbucher im Wortlaut:

Der Reformationstag macht Sinn

Ich würde mich darüber freuen, wenn in Norddeutschland künftig jährlich der Reformationstag ein allgemeiner Feiertag wäre. Auch unsere Evangelisch-reformierte Kirche tritt dafür ein.

1. Dieser Feiertag ist eine hervorragende Gelegenheit zur Besinnung auf „Reformation“ als eine Aufgabe für Kirche und Gesellschaft.

Ich möchte, dass wir als Kirchen auch künftig den Reformationstag als Gelegenheit wahrnehmen, den Erneuerungsimpuls der Reformation aufzunehmen, ihn in die Gesellschaft hineinzutragen und im Gespräch auch mit Menschen anderen Glaubens zu entfalten. Denn nicht allein die evangelische Kirche, sondern jede Religion und jede Weltanschauung braucht Reformation und die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Schattenseiten.

2. Der Tag ist nur im ökumenischen Miteinander sinnvoll.

An vielen Orten haben evangelische Christen im Jahr 2017 die Gemeinschaft mit römisch-katholischen, freikirchlichen und orthodoxen Christen noch intensiver erlebt als bisher. Diese ökumenische Verbundenheit im Anliegen einer Reformation von Kirche und Gesellschaft wollen wir nicht wieder preisgeben.

3. Die Anliegen der Reformation, Kirche und auch Gesellschaft zu verändern, werden durch den Antijudaismus vieler Reformatoren nicht entwertet.

Der für die Reformationszeit typische Antijudaismus, verbunden mit der zuweilen maßlosen Hetze Luthers, ist von der evangelischen Kirche als theologischer, politischer und menschlicher Irrweg mit schrecklichen Folgen erkannt und deutlich benannt.

Ich respektiere es, dass in den Ohren vieler jüdischer Mitbürger eine Feier, die sich auch auf Luthers Anstöße zur Reformation bezieht, nur schwer erträglich ist. Aber die Auseinandersetzung vieler christlicher Konfessionen mit dem Antijudaismus und Antisemitismus in ihrer eigenen Geschichte zeigt: Reformation tut not und kann zu Veränderungen in den Einstellungen beitragen.

4. Der Reformationstag darf kein Kult um Luther sein.

Martin Luthers mutiges Auftreten insbesondere auf dem Reichstag in Worms bleibt in vieler Hinsicht beispielhaft. Dennoch darf der Reformationstag kein Kult um Luther sein. Wir haben den Reformationstag 2017 als evangelische Kirche nicht in Erinnerung an eine Person gefeiert und können das auch in Zukunft nicht tun.