Evangelische Bildungsexpertin: Kooperation ist Weg der Zukunft

Nachricht 23. Februar 2018

epd-Gespräch: Michael Grau

Hannover/Loccum (epd). Die evangelische Bildungsexpertin Silke Leonhard sieht im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht eine wichtige Perspektive für die Zukunft. "Wir werden über kurz oder lang Wege finden und auch gehen müssen, die Kooperation noch weiter zu fassen", sagte Leonhard dem epd am Rande der Bildungsmesse "didacta", die am Sonnabend in Hannover zu Ende geht. Seit einigen Jahren bieten viele Schulen einen gemeinsamen Religionsunterricht mit evangelischen und katholischen Schülern und einer Lehrkraft aus einer der beiden Konfessionen an. Daran nimmt in Niedersachsen nach einer Statistik der Landesschulbehörde inzwischen rund ein Viertel der Schüler teil.

Auf Unterrichtsebene sowie in der Fortbildung könne auch die Zusammenarbeit mit dem Fach "Werte und Normen", dem islamischen Religionsunterricht und anderen Fächern weiter ausgebaut werden, sagte Leonhard, die in Loccum bei Nienburg das Religionspädagogische Institut der hannoverschen Landeskirche leitet. Grundlage bleibe aber weiterhin die konfessionelle Ausrichtung des Religionsunterrichtes, betonte die habilitierte Religionspädagogin. "Er möchte Kinder und Jugendliche urteilsfähig machen in Sachen Religion." Darin unterscheide sich der Religionsunterricht vom Fach "Werte und Normen", das eine andere Haltung zu den vermittelten Inhalten habe.

"Die öffentliche Schule ist neutral, aber ihr Personal nicht automatisch", betonte Leonhard. Schüler, Lehrkräfte und andere Beschäftigte brächten vielfach bewusst oder unbewusst eine religiöse Bindung oder Zugehörigkeit mit. "Man kann sich dann entscheiden, dass man so einer Gemeinschaft vielleicht nicht mehr angehören will, aber die Anbindung ist erstmal da." Sie müsse in jedem Fall reflektiert werden.

Laut Leonhard nimmt der Religionsunterricht an der Schule eine besondere Rolle ein. Auf der einen Seite vermittele er Wissen, und die Lehrer bewerteten versetzungsrelevant die Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Auf der anderen Seite bringe er existenzielle Fragen der Kinder und Jugendlichen zur Sprache.

Nach der Statistik der niedersächsischen Landesschulbehörde besuchen derzeit rund 44 Prozent der Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse den evangelischen und 8 Prozent den katholischen Religionsunterricht. 24 Prozent nehmen am konfessionell-kooperativen Unterricht teil. Etwa 18 Prozent haben das Fach "Werte und Normen" gewählt, rund ein Prozent den islamischen Religionsunterricht. Fünf Prozent besuchen keines dieser Fächer.