Gewaltprävention, Konfliktkultur und Pressefreiheit im Dienste der Demokratie

Nachricht 11. September 2018
Andreas Hummelmeier, Chef vom Dienst bei der Tagesschau in Hamburg sprach über den öffentlichen Diskurs um Freiheit und Sicherheit zwischen Emotionen und Sachlichkeit auf der Begegnungstagung der Konföderation für Führungskräfte bei Polizei und Zoll.

Bericht von der Tagung für Führungskräfte aus Polizei, Zoll und Kirche in Niedersachsen am 3. September 2018 Bückeburg

Zum zweiten Mal veranstaltete die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen eine Tagung für Führungskräfte in Polizei, Zoll und Kirche. Verantwortlich für die Durchführung war in diesem Jahr die Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe. Vertreter aus der Leitungsebene von Polizei, Zoll und den fünf Landeskirchen trafen sich am 3. September 2018 im kleinen Rathaussaal in Bückeburg.

45 Gäste konnte Landesbischof Dr. Manzke begrüßen. Drunter waren 27 Vertreter und Vertreterinnen aus verschiedenen niedersächsischen Polizeiinspektionen und –direktionen, dem Hauptzollamt Hannover und dem Innenministerium. Von kirchlicher Seite waren alle fünf Landeskirchen vertreten, u.a. durch den Landesbischof der braunschweigischen Kirche und den Kirchenpräsidenten der reformierten Kirche als auch in der Seelsorge in der Polizei tätige Pastoren und eine Diakonin.

Manzke hob die gute Zusammenarbeit in Niedersachsen hervor, die sich von der Notfallseelsorge bis zur Ausbildung bei Polizei und Zoll bewährt habe. „Wir als Kirche nehmen unsere Verantwortung für eine friedliche Gestaltung unserer Gesellschaft sehr ernst. Dazu gehört auch die Unterstützung der Polizei in ihren Aufgaben“, so der Landesbischof.

Andreas Hummelmeier, Chef vom Dienst bei der Tagesschau in Hamburg, sprach über die Rolle der Medien im Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit. Unvorhersehbar aktuell war das Thema durch die Ereignisse in Chemnitz. Der Referent ging auf die Frage ein, wie die Medien in häufig sehr gefühlsbetonten Debatten um Sicherheit dazu beitragen können, die gebotene Sachlichkeit zu stützen. Von zunehmenden Angriffen auch gegen Journalisten berichtete Hummelmeier. Das geschehe in den sozialen Medien aber auch handgreiflich auf Demonstrationen. Die Medien seien zunehmend ein gemeinsames Feindbild bestimmter Gruppen geworden.
Auch in der Tagesschau sei es immer eine Herausforderung bei der Auswahl von Nachrichten zwischen Emotion und Sachlichkeit richtig zu gewichten. Ganz ohne Emotionen würden Nachrichten nicht wahrgenommen. Ein einzelnes Ereignis erscheine in den Nachrichten dann, wenn es Bedeutung über den Einzelfall hinaus habe. Wenn dann eine bestimmte Nachricht nicht in der Tagesschau gesendet würde, würde in den sozialen Medien von bestimmten Gruppierungen der Vorwurf der „Lügenpresse“ erhoben oder unterstellt, dass von der Politik Einfluss genommen würde. Dieser Vorwurf sei allerdings völlig unberechtigt. „In meiner 25jährigen Tätigkeit ist mir davon nie etwas bekannt geworden“, sagte der Redakteur der Tagesschau.

Breiten Raum nahm in seinem Vortrag auch die Bedeutung von sozialen Medien ein. Sie förderten einseitige, emotionale und ungeprüfte Informationen. Medien wie die Tagesschau seien in diesem Bereich auch zunehmend aktiv und versuchten, mit Fakten Gerüchte zu entkräften. Wichtig sei auch, dass die Polizei mit schnellen, aktuellen und transparenten Informationen in diesem Bereich aktiv sei.

Dem Vortrag folgte eine Podiumsdiskussion, die Mareike Heß, Redakteurin im evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen, moderierte. Neben dem Referenten nahmen daran auch Landespolizeipräsident Axel Brockmann aus dem Innenministerium und Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke für die Kirchen teil.

Die zunehmende Gewalt gegen Polizisten, aber auch gegen Rettungskräfte kam zur Sprache. Erklärungen für diese Entwicklung konnten die Teilnehmer nicht geben. „Das ist sicher sehr vielschichtig“, meinte der Polizeipräsident. Sachlich ungeprüfte Berichte in bestimmten Medien könnten da eine Rolle spielen. Aber auch Fragen von Erziehung und Bildung gehörten dazu. „Wir kümmern uns zunehmend um Gewaltprävention und arbeiten auch mit Schulen zusammen.“ Er sehe zu diesem Thema auch die Kirche in der Verantwortung. Sie könne in ihrem Bereich und darüber hinaus ein Bewusstsein für die Problematik wachhalten und Gewaltfreiheit und Respekt befördern.

Demokratie erfordere zu ihrem Erhalt ein vielfältiges Bemühen um Konfliktkultur und eine immer neue Einigung über tragende Werte, betonte Manzke und hob seinerseits die Rolle der Kirche hervor: „Wir nehmen diese Aufgabe in verschiedenen Bereichen auch wahr und sehen darin einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Demokratie!“.

Pfr. Jan Peter Hoth, Evangelisch-Lutherische Landeskriche Schaumburg-Lippe, 10. September 2018

Polizeipräsident sieht auch die Kirche in der Verantwortung für Gewaltprävention

Landespolizeipräsident Axel Brockmann: „Wir kümmern uns zunehmend um Gewaltprävention und arbeiten auch mit Schulen zusammen.“

Dank der Veranstalter

Die Bevollmächtigte der Konföderation, Andrea Radtke und der leitende Seelsorger in Polizei und Zoll, Frank Waterstraat dankten dem Referenten und den Podiumsteilnehmern.