Herbstsynoden in Bückeburg, Emden, Goslar, Rastede

Nachricht 24. November 2018
Abstimmung auf der Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

Gute Haushaltslage – Zukunfts- und Gemeinwohlorientierung – sexualisierte Gewalt: Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch​

Evangelisch-reformierte Kirche
Mehr Geld für die Jugendarbeit

Emden (epd). Steigende Kirchensteuereinnahmen ermöglichen der Evangelisch-reformierten Kirche in Deutschland 2019 mehr Ausgaben als im laufenden Jahr. Entsprechend hat die Herbstsynode der Reformierten am Freitag in Emden für das kommende Jahr einstimmig einen Haushalt verabschiedet, der im Volumen 46,5 Millionen Euro erreicht. Das seien 2,2 Prozent mehr als 2018, sagte der Vizepräsident der Kirche, Helge Johr. Perspektivisch allerdings würden die Kirchensteuereinnahmen zurückgehen, auch aufgrund demografischer Entwicklungen.

Mehr investieren wollen die Reformierten beispielsweise in die Jugendarbeit, in die Kirchenmusik und infrastrukturell mit einem Plus von alleine 1,1 Millionen Euro bei Sanierung und Neubau von Pfarrhäusern. Erstmals soll es im Sommer im Kloster Möllenbeck im Weserbergland ein großes Konfirmandencamp mit Hunderten Teilnehmenden geben. "Ziel ist es, den Jugendlichen ein gemeinsames spirituelles Erlebnis zu ermöglichen, dass die Bindung zur Kirche und zur Kirchengemeinde stärkt", erläuterte Johr.

Damit will die Kirche auch auf demografische Veränderungen reagieren, denn zukünftig steigt das Durchschnittsalter der Mitglieder in den reformierten Gemeinden. Schon jetzt sei der größte Teil der Menschen, die der Kirche angehörten, zwischen 40 und 65 Jahre alt, sagte Johr. "Wir sehen am Altersbaum unserer Kirche, dass die Anzahl der jüngeren Person wesentlich geringer ist", erläuterte der leitende Jurist. Das habe mittelfristig auch finanzielle Auswirkungen.

Die Altersgruppe, die den wesentlichen Anteil der Kirchensteuer bezahle, werde in künftigen Jahren kleiner werden, führte Johr aus. Das seien Mitglieder im Alter zwischen 25 und 65 Jahren. Ihre Zahl werde noch einige Jahre etwa gleich bleiben und dann deutlich abnehmen, "zumal die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass besonders viele Kirchenmitglieder zwischen 25 und 35 Jahren austreten"

Wie in anderen Landeskirchen auch sind die Austrittszahlen bei den Reformierten relativ zur Mitgliederzahl hoch und liegen eigenen Angaben zufolge jährlich zwischen 1.000 und 1.500, was etwa einer Kirchengemeinde entspricht. Johr: "Diese Austritte können bei weitem nicht durch Übertritte und Aufnahmen ausgeglichen werden."

Johr schätzt, dass trotzdem bis 2028 die Kirchensteuereinnahmen etwa gleich bleiben oder sogar noch leicht steigen. Dann aber werde sich die deutlich sinkende Zahl der Kirchenmitglieder in der Altersgruppe zwischen 25 und 65 Jahren auch bei der Kirchensteuer bemerkbar machen. Darauf müsse die Kirche dann auch in der Planung ihrer Ausgaben reagieren.

Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören zwischen Ostfriesland und dem Allgäu derzeit knapp 171.000 Mitglieder in 145 Gemeinden. Vor zehn Jahren seien es noch rund 185.000 Mitglieder gewesen. Dabei sei den Reformierten zugute gekommen, dass 2012 zuvor selbstständige Kirchengemeinden in Braunschweig, Göttingen und Hamburg hinzugekommen seien, sagte Johr: "Ansonsten läge die Gemeindegliederzahl bereits unter 165.000."

Weitere Meldungen zu Berichten und Beschlüssen der Synode in Emden: https://reformiert.de/herbstsynode-2018.html

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe
Bischof Manzke: Missbrauchsfälle sind "Katastrophe" für die Kirche
Haushaltsjahr 2017 schließt mit deutlichem Überschuss

Bückeburg (epd). Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke hat zu einer schonungslosen Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch auch in der evangelischen Kirche aufgerufen. Die in der katholischen Kirche aufgedeckten Missbrauchsfälle stellten "insgesamt für die verfasste Kirche eine Katastrophe" dar, sagte Manzke am Wochenende vor der evangelischen Synode in Bückeburg. "Dass in einer Kirche, die junge Menschen stärken will, Kinder, Frauen und Männer zum Opfer durch Mitarbeit der Kirche geworden sind, ist kaum zu ertragen."

Nur durch eine ungeschminkte Aufarbeitung könne die Kirche Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Dabei müsse auch die evangelische Kirche ihre Strukturen durchleuchten, sagte Manzke in seinem Bischofsbericht vor dem Kirchenparlament.
Aus den evangelischen Kirchen in Niedersachsen sind bisher insgesamt 107 Fälle von sexualisierter Gewalt seit 1950 bekannt. 95 davon ereigneten sich in Heimen der Diakonie, zwölf in Kirchengemeinden. In der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe sei bisher kein Fall von Missbrauch bekanntgeworden, sagte Manzke.

Die Landeskirche hat 22 Gemeinden mit rund 52.000 Mitgliedern und gehört damit zu den kleinsten Landeskirchen in Deutschland. Dennoch werde sich Schaumburg-Lippe "ohne jede Einschränkung" an der Meldung und Aufarbeitung von Missbrauchsfällen beteiligen, betonte der Bischof. Dabei werde die Landeskirche "selbstverständlich und sofort" mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.

Der Beauftragte der Landeskirche für mögliche Missbrauchsfälle, Pastor Lutz Gräber, kündigte an, er wolle die Prävention stärken. So werde von Mitarbeitern in der Jugendarbeit ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangt. In Schulungen würden angehende Jugendleiter darauf vorbereitet, was zu tun ist, wenn es Anzeichen für sexuellen Missbrauch gebe.

Die Haushaltssituation der Landeskirche entwickele sich derzeit günstig, berichtete der Präsident des Landeskirchenamtes, Christian Frehrking. Die Kirche schloss das Jahr 2017 mit einem Plus von mehr als 800.000 Euro ab. Die Einnahmen lagen insgesamt bei 12,2 Millionen Euro, die Ausgaben bei 11,3 Millionen. Im vergangenen Jahr habe die Landeskirche 9,5 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen, rund 400.00 Euro mehr als veranschlagt. Dies liege an den "Baby-Boomern, die gutes Geld verdienen", sagte Frehrking. Spätestens 2030 werde sich diese Situation jedoch grundlegend ändern. 

Weitere Meldungen von der Synode in Bückeburg:
https://www.landeskirche-schaumburg-lippe.de/leitung/landessynode/synode-aktuell/

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig
Braunschweigische Synode beschließt Doppelhaushalt

Goslar (epd). Das Kirchenparlament der braunschweigischen Landeskirche hat am Freitag einstimmig einen doppelten Haushaltsplan in Höhe von 110 Millionen Euro für 2019 und 113 Millionen Euro für 2020 beschlossen. Die Landeskirche rechnet im kommenden Jahr mit Mehreinnahmen von 13,1 Millionen Euro, hauptsächlich aus der Kirchensteuer, wie Oberlandeskirchenrat Jörg Mayer am Freitag vor dem in Goslar tagenden Kirchenparlament erläuterte. Für 2020 sind Mehreinnahmen von 15,8 Millionen Euro eingeplant.

Die gute Einnahmesituation sei kurzfristig erfreulich. Langfristig zeichne sich aber ein unerfreuliches Bild ab, betonte der Oberlandeskirchenrat: "Offenbar ist das Wachstum der Bruttolöhne in unserer Region so hoch, dass die negativen Auswirkungen der Kirchenaustritte überkompensiert werden." Es sei jedoch klar abzusehen, dass die gute Einnahmesituation nicht von Dauer sei.

Maßgeblichen Anteil am Haushalt haben die Kirchensteuer-Einnahmen, die 2017 bei rund 88 Millionen Euro lagen. "In diesem Jahr werden wir deutlich darüber liegen", sagte Mayer. Er rechne damit, dass die Landeskirche im Jahr 2019 mehr als 91 Millionen Euro und 2020 etwa 94 Millionen Euro einnehmen werde.

Zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gehören 342.000 Mitglieder in 329 Gemeinden zwischen Wolfsburg und dem Südrand des Harzes.

Weitere Meldungen zu Berichten und Beschlüssen der Synode in Goslar: https://www.landeskirche-braunschweig.de/nc/aktuell/nachrichten/meldung/artikel/bericht-ueber-sexualisierte-gewalt.html

Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg
Oldenburgische Kirche beschließt "Trauung für alle"

Rastede/Kr. Oldenburg (epd). Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg ermöglicht die kirchliche Trauung für homosexuelle Paare. Die Synode, das Kirchenparlament, beschloss zum Auftakt ihrer Herbsttagung in Rastede bei Oldenburg bei drei Enthaltungen, dass gleichgeschlechtliche Paare genauso behandelt werden wie Paare von Frau und Mann. Bischof Thomas Adomeit bat homosexuelle Paare um Entschuldigung für Verletzungen, die sie in der Vergangenheit erlitten hätten, weil sie nicht getraut werden konnten. "Das dadurch entstandene Leid, die durchlebte Enttäuschung und die erlittene Diskriminierung begleiten manche Beziehung bis heute", sagte er. Die Synode endete am Sonnabend.

Adomeit wertet diese Entscheidung als eine "Sternstunde kirchlichen Handelns". "Wir haben Menschen in unsere Mitte geholt, die zuvor unter Diskriminierung leiden mussten." Im Kanon der evangelischen Kirchen in Niedersachsen sei Oldenburg nach der reformierten Kirche mit Sitz in Leer die zweite Kirche, die homosexuelle Paare traut. In den anderen Kirchen könnten solche Paare gesegnet werden. In Bremen entscheide dies die jeweilige die Kirchengemeinde.

Beschlossen wurde weiter der Etat für das Jahr 2019 in der Höhe von 93,7 Millionen Euro. Freuen können sich die Kirchengemeinden: Zwar werden ihre Zuweisungen planmäßig um drei Prozent gekürzt, doch werde diese Summe dank der sprudelnden Kirchensteuer-Einnahmen mit einer Sonderzuweisung wieder aufgefangen, erläuterte Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis.

Leidenschaftlich debattierten die Synodalen über Zuschüsse an die Diakonie-Sozialstationen. Am Donnerstag hatten mehr als 60 Mitarbeitende der Stationen vor der Synode für den Erhalt ihrer Arbeitplätze demonstriert. Etliche Mitarbeitende verzichteten bereits seit 2008 auf zehn Prozent ihres Gehaltes, berichtete der Synodale Jasper Frerichs.

Der Vorsitzende des Finanz- und Personalausschusses, Manfred Pfaus, machte die Pflegekassen und die Politik für die finanziellen Probleme der Sozialstationen verantwortlich.
Die Synode rief die Fach- und Spitzenverbände der Diakonie auf, sich nachdrücklich um eine Lösung dieser Probleme zu kümmern. Adomeit und Synodenpräsidentin Sabine Blütchen sagten, dass sie die verantwortlichen Akteure auf allen Ebenen ansprechen wollten.

Weiter beschloss die Synode ein "Konzept für die mediale Kommunikation", das eine stärkere Einmischung der Kirche in gesellschaftliche Debatten vorsieht. Dabei sollten die sozialen Medien stärker genutzt werden, sagte der Leiter der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, Dirk-Michael Grötzsch.

Pfarrerin Gudrun Mawick aus Unna wird neue Theologische Oberkirchenrätin in Oldenburg. Die 54-jährige Theologin erhielt im zweiten Wahlgang 35 von 60 Stimmen. Die reguläre Amtszeit ihrer Vorgängerin Annette-Christine Lenk (58) läuft am 31. März 2019 aus. Mawick wird unter anderem als Personaldezernentin für die knapp 300 Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirche verantwortlich sein.

Zur oldenburgischen Kirche zählen 116 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören rund 411.000 Mitglieder an. 

Weitere Meldungen zu Berichten und Beschlüssen der Synode in Rastede:
https://www.kirche-oldenburg.de/kirche-gemeinden/synode/1048-synode.html

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