Widerstand gegen Anti-Islam-Kurs der AfD

Nachricht 01. Mai 2016

Bischöfe und Rat der Religionen Hannover kritisieren Anti-Islam-Kurs der AfD

Der im Grundsatzprogramm der AfD festgeschriebene Anti-Islam-Kurs stößt bei den leitenden Theologen in Niedersachsen und Bremen einhellig auf Widerstand. 

Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Ralf Meister, forderte, die Rechtmäßigkeit des AfD-Parteiprogramms schnellstmöglich überprüfen zu lassen. Es gehe um die Frage, ob die Passagen zum Islam im Parteiprogramm grundgesetzkonform seien, sagte Meister. Die Evangelischen Kirchen stünden zur freiheitlich demokratischen Grundordnung und damit zur Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses. Dazu gehöre auch die Religionsausübung: „Wir erwarten von allen Parteien, Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften, dass sie sich ohne Einschränkung zum Grundgesetz und damit zum liberalen Rechtsstaat bekennen“, so der hannoversche Landesbischof.

Der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, erklärte, die Kirchen würden sich „nicht für ein Bild vom christlichen Abendland missbrauchen lassen, das andere Religionen ausgrenzt.“ Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, warnte vor einer zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft. Auch der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns betonte, dass der Kurs der AfD weder mit dem Grundgesetz noch mit dem christlichen Menschenbild vereinbar sei. Es sei gefährlich und nicht hinzunehmen, dass gegen eine Religion Stimmung gemacht werde. Deutschland brauche stärkere Initiativen zur Integration (mehr).

Besorgt äußerte sich auch der Rat der Religionen in Hannover. „Wir nehmen mit Sorge Entwicklungen wahr, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft gefährden“, heißt es in einer von dem katholischen Propst Martin Tenge und der islamischen Theologin Hamideh Mohagheghi unterzeichneten Stellungnahme. Die deutsche Gesellschaft müsse und werde sich weiterentwickeln. „Sie kann nicht zurück zu einem Bild ohne andere Kulturen und Religionen, insbesondere ohne Menschen mit islamischem Glauben.“ Das Ansehen der Muslime, die teils „schon seit Generationen unser Deutschland aktiv und friedlich mitgestalten“, dürfe nicht durch anti-islamische Parolen beschädigt werde (mehr).

Christen und Muslime in Niedersachsen, Mitteilungen 5, 2016, hrsg. vom Haus kirchlicher Dienste, Arbeitsfeld Kirche und Islam