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Landesarbeitskreis Kirche und Sport in Niedersachsen gegründet

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„Den Menschen in seiner Mitmenschlichkeit fördern“ - Mucks-Büker auf die Frage nach gemeinsamen Zielen von Sport und Kirche

Im April haben die Sportbeauftragten der Gliedkirchen der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen einen „Landesarbeitskreis Kirche und Sport in Niedersachsen“ gegründet. Damit wird eine Gesprächsebene eröffnet, auf der sich die Kirchen mit den niedersächsischen Sportverbänden, der Sportwissenschaft, dem Sportjournalismus und der Sportpolitik vernetzen. Weil der Sport in seinen Dachverbänden auf Landesebene organisiert ist, haben sich die niedersächsischen evangelischen Kirchen zusammen getan, um den partnerschaftlichen Dialog zu fördern.
Zur nächsten Sitzung des Landesarbeitskreises im Herbst 2016 werden die einschlägigen Sportverbände und Interessengruppen zur Mitarbeit bzw. Mitgliedschaft eingeladen. Aus der Mitte der Mitglieder wird ein Vorstand gewählt, der die Leitung übernimmt. Bis dahin liegt die Leitungsverantwortung verabredungsgemäß bei Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker aus Oldenburg.

Interview mit Oberkirchenrat Mucks-Büker

Im Interview mit evangelische-konfoederation.de erläutert Mucks-Büker die besondere Verbindung von Sport und christlichem Glauben sowie Ziele und Aufgaben des neuen Landesarbeitskreises (LAK):

Inwiefern kommen sportliche Betätigung und christlicher Glaube zusammen, haben etwas Gemeinsames?

Mucks-Büker: Unter „Ziele und Aufgaben“ heißt es in der Geschäftsordnung des Landesarbeitskreises: „… der Bedeutung und den Funktionen des Sports in christlicher Verantwortung gerecht zu werden.“ Der LAK versteht seine Aufgabe als gesellschaftsdiakonischen Auftrag. Sport ist in unserer Gesellschaft von hoher Bedeutung und kommt in vielfältigen Formen und an vielen Orten zum Ausdruck: als Individualsport oder in Teams und Mannschaften, mit und an Geräten oder allein durch Bewegung des Körpers aufgrund von Muskelkraft. Ebenso vielfältig sind die Motivationslagen der Sportlerinnen und Sportler: Erhalt von Fitness und Gesundheit, Freude am gegenseitigen Kräftemessen und am Wettbewerb, der Spaß an der Bewegung oder am Umgang mit dem Gerät, das Moment des Spiels, Gemeinschaftserfahrung im Teamsport, das Austesten körperlicher Grenzen, das beglückende Moment in der Ausführung einer Aktivität, die allein dem Selbstzweck dient, auch die Erfahrung, dass körperliche Betätigung der mentalen Stärkung dienen kann usw.
Viele Menschen treiben Sport aus der Überzeugung heraus, auf diese Weise verantwortungsbewusst mit ihrem Körper umzugehen. Dazu passt, dass christlicher Glaube ebenfalls zu einer verantwortlichen Lebensweise motiviert.
Auch wenn Sport oftmals in Form eines Wettkampfs stattfindet und so mit dem Konkurrenzprinzip verbunden ist, ereignet sich diese Konkurrenz doch auf quasi neutrale Weise durch das Medium des Sports. Sport will dem Konkurrenten keinen Schaden zufügen, sondern im Konsens über bestimmte vorher festgelegte Regeln eine temporäre Überlegenheit oder Unterlegenheit ausspielen. Der moderne olympische Gedanke hat sich grundlegend der Verpflichtung des Sports zum Frieden verschrieben. Auch hier gibt es eine Gemeinsamkeit mit dem Auftrag des Evangeliums.
Wer Sport treibt, kennt auch Grenzen: die Erfahrung von Schwäche und Niederlage gehört umfassend in den Horizont menschlicher Grunderfahrungen hinein. Gerade dies wird ja in der Verkündigung der unbedingten Gnade Gottes anschaulich. Die Leistungsfähigkeiten des Menschen sind immer endlich und begrenzt. Darum ist die alleinige Definition des Lebenssinns im Leistungsprinzip irreführend und kann tendenziell zur Selbstzerstörung führen. Dafür möchte christliche Verkündigung bewahren, indem sie auf die geschenkte Liebe Gottes in Jesus Christus hinweist.

Bei den Stichworten „Kirche und Sport“ denke ich als erstes an Konkurrenz, sprich an Sportveranstaltungen sonntagmorgens ab 10 Uhr. Und als zweites an ein Problem, das beide teilen, sobald sie sich als Verein oder Institution organisieren: den Rückgang an Mitgliedern.

Mucks-Büker: Kirche sucht die Verständigung mit der Welt des Sports, weil sie die Anliegen des Sports wertschätzen möchte. Auch den Sportlerinnen und Sportlern bietet Kirche ausdrücklich ihre Begleitung z.B. durch Seelsorge an. Kirche erkennt den Bildungsauftrag des Sports an und bietet sich als Bildungsträger als Austausch- und Dialogpartnerin an. Dazu gehört dann auch, die von Ihnen genannten Konkurrenzfelder offen und ehrlich anzusprechen, sich nicht gegenseitig die Berechtigung abzusprechen, sondern gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Wer sind die Gesprächspartner aus den niedersächsischen Sportverbänden?

Mucks-Büker: Sportaktive ebenso wie Funktionärinnen und Funktionäre, aber auch Vertreter aus dem Sportjournalismus und den Sportwissenschaften sind ausdrücklich eingeladen. Wichtig ist uns auch, dass der Inklusionsgedanke im LAK zum Ausdruck kommt, z.B. dadurch dass auch Vertreterinnen aus dem Behindertensport mitmachen.

Was könnten gemeinsame Ziele von Sportverbänden und Kirchen sein?

Mucks-Büker: Gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung als Partner in der Gesellschaft; die Förderung von Toleranz und Verständigung; den ganzheitlichen Menschen im Mittelpunkt zu sehen; ihn sowohl in seiner Menschlichkeit zu unterstützen wie auch in seiner Mitmenschlichkeit zu fördern; konkrete Begegnungsfelder von Kirche und Sport zu schaffen, z.B. durch Gottesdienste im Rahmen von Sportveranstaltungen, Seelsorgeangebote für Sportlerinnen und Sportler, Dialogpartner zu sein hinsichtlich kritischer Entwicklungen in der Gesellschaft, wie z.B. Doping, Rassismus, zunehmender Ökonomisierungstendenzen usw.; um diese Themen zu erörtern, können z.B. gemeinsame Fachtagungen veranstaltet werden, die sich an die gesellschaftliche Öffentlichkeit wenden.

Kontakt

Detlef Mucks-Büker
Oberkirchenrat
Ev.- Luth. Kirche in Oldenburg
Philosophenweg 1
26121 Oldenburg

Tel. 0441-7701-131 (Sekr. Frau Willms)

Quellen: Pressemitteilung aus dem Haus kirchlicher Dienste in Hannover; Interview mit Oberkirchenrat Mucks-Büker, Oldenburg, April 2016

Internetseite des Landesarbeitskreises Kirche und Sport

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Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker
Philosophenweg 1
26121 Oldenburg