Bildung und Reformation: Quer denken, fröhlich singen, kreativ sein

Nachricht 20. Oktober 2016
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Bildung und Reformation: Quer denken, fröhlich singen, kreativ sein

Niedersächsisches Kultusministerium und Konföderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen starten schulische Projekte und Wettbewerbe zum Reformationsgedenkjahr 2017

Was haben Luther und die Reformation eigentlich mit mir zu tun? Das Niedersächsische Kultusministerium und die Konföderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen laden Schülerinnen und Schüler aller Schuljahrgänge dazu ein, anlässlich des 500. Jahrestages von Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg über diese Frage nachzudenken. Im Rahmen von verschiedenen Projekten und Wettbewerben können sich die Kinder und Jugendlichen auf Spurensuche begeben: Wo wirkt die Reformation heute noch nach? Was bedeutet das Erbe der Reformatoren für mich, meine Stadt, meine Region? Die Niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister, haben die Projekte und Wettbewerbe am (heutigen) Freitag in Hannover vorgestellt.

„Die Reformation hat das Leben in Deutschland, Europa und weiten Teilen der Welt nachhaltig verändert. Viele gesellschaftliche Reformen, die vor 500 Jahren angestoßen wurden, wirken noch heute nach und sind ohne Kenntnis der Reformation nur schwer zu verstehen. Andere Diskussionen, die von Luther und anderen Reformatoren geführt wurden, sind nach wie vor hochaktuell. Ich halte es für Schülerinnen und Schüler für spannend zu erfahren, wie stark die Vergangenheit bis in die Gegenwart hineinwirkt", betonte Ministerin Heiligenstadt. Das Bestreben der Reformatoren sei es beispielsweise gewesen, breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu Bildung und Teilhabe am politischen Geschehen zu ermöglichen. „Die Rahmenbedingungen in der Debatte über dieses gesellschaftspolitische Ziel haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, im Kern gilt es aber nach wie vor ", so Heiligenstadt. Das reformatorische Wirken habe zudem die deutsche Kulturgeschichte bereichert. Als Beispiele verwies die Ministerin auf den Einfluss Luthers auf die Weiterentwicklung der deutschen Sprache, aber auch auf die Wertschätzung der Musik. „Ich freue mich sehr über unsere Kooperation mit den Evangelischen Kirchen in Niedersachsen anlässlich des Reformationsgedenkjahres. Und ich freue mich auch, dass wir zahlreiche Akteure aus Kunst und Forschung für die Mitwirkung in den Projekten gewinnen konnten. Wir wollen die Schülerinnen und Schüler neugierig machen und zur Auseinandersetzung mit dem Wirken Luthers und seiner Zeitgenossen anregen. Ich bin gespannt auf viele kreative Beiträge", sagte Heiligenstadt.

„Selbst denken, selbst urteilen - das sind reformatorische Errungenschaften", betonte Landesbischof Ralf Meister. „In der mittelalterlichen Welt, in der Fürsten und Bischöfe bestimmten, was ihre Untertanen zu denken und zu glauben hatten, entdeckten Martin Luther und die Reformatoren seiner Zeit den Gedanken der Freiheit des einzelnen Menschen in seiner Verantwortung vor Gott. Und weil Reformation nicht vor 500 Jahren war, sondern seit 500 Jahren ist, blicken wir 2017 nicht einfach historisch zurück, sondern fragen, was diese Entdeckung heute und in Zukunft bedeutet: Reformen in Schule und Universität, Bildung für alle, neues Schaffen in Kunst und Kultur, ein neues Verständnis der Bibel und theologischer Grundsätze sind Früchte der Reformation. Reformation heißt, die Welt zu hinterfragen - das nimmt auch heute die Themen in den Blick, die Kirche, Gesellschaft und Politik umtreiben. So gibt es einen unerschöpflichen Fundus an Themen, Texten, Bildern und Musikstücken, die mit Schülerinnen und Schülern aufgegriffen werden können. Wenn wir damit heute zusammen mit dem Kultusministerium für Bildung werben, dann erfüllen wir ein Herzensanliegen der Reformation - das finde ich wegweisend!"

Interessierten Schülerinnen und Schülern sowie ihren Lehrkräften steht im Schuljahr 2016/17 ein vielfältiges Angebot an Projektvorschlägen und Wettbewerben offen. Musikalisch Interessierte können sich mit Reformations- und Kirchentagsliedern in Workshops auseinandersetzen, ein Musical zum Thema Reformation einstudieren oder Luthers Reformationslieder neu als Rap gestalten. Der Kunst-Wettbewerb „Wofür stehe ich heute ein?" möchte Schülerinnen und Schüler dazu anregen, sich mit aktuellen Themen zu beschäftigen und Missstände unserer Zeit zu artikulieren. Ausgewählte Plakate, die im Rahmen des Wettbewerbs entstehen, werden in einem von fünf renommierten Kunstmuseen in Niedersachsen - dem Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig, dem Sprengel Museum in Hannover, dem Kunsthaus der Museen in Stade, der Kunsthalle in Emden oder dem Horst-Janssen-Museum in Oldenburg - ausgestellt. Vier regionale Poetry-Slam-Workshops bieten die Möglichkeit, eigene Texte zu verfassen und ihre Präsentation einzuüben. Wie in den Kunstwettbewerben sollen sich die Schülerinnen und Schüler auch in den Workshops mit Missständen unserer Zeit auseinandersetzen: Wofür erhebe ich meine Stimme? Und welche Worte finde ich für mein Anliegen? Im Projekt „Gesichter der Reformation" erhalten Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Spuren der Reformation in ihrer Stadt oder Gemeinde anhand der Lebenswege von historischen Personen oder Persönlichkeiten der Gegenwart nachzugehen. Nicht zuletzt können Lehrkräfte Facharbeiten, die sich in hervorragender Weise mit den Themenbereichen Reformation, Protestantismus oder Ökumene beschäftigen, dem Kultusministerium und der Konföderation zur Prämierung vorschlagen.

Die Projekte und Wettbewerbe sind im Schulverwaltungsblatt ausgeschrieben. Beteiligen können sich einzelne Schülerinnen und Schüler, ganze Klassen und Kurse oder Arbeitsgemeinschaften. Interessierte finden weitere Informationen darüber hinaus im Internet unter www.reformation-niedersachsen.de. Hier werden im kommenden Jahr auch ausgewählte Ergebnisse aus den Projekten und Wettbewerben vorgestellt.

Pressemeldung von Kultusministerium und Konföderation, 21. Oktober 2016